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böhmischen Handschriften schlesischen Ursprunges nicht bedeutend, wie es sich aus den Beständen der Breslauer Bibliotheken ergibt und darum verdient jede neue Kunde von solchen Erwähnung.

Im Diözesanmuseum Oberschlesiens befindet sich ein böhmisches Neues Testament, Papier, Quarto, in höchst verwahrlostem Zustande im Obergeschoß der Pfarrkirche von Ujest 1915 aufgefunden. Ihr Rest beginnt mit Luc. 12, es folgt Johannes; die Paulinischen Briefe; die Apostelgeschichte, die Kanonika des H. Jakobus und beide des Petrus. Die Handschrift, aus der Mitte des 15. Jahrh., ist hier und da mit kurzen erläuternden Glossen eventuell auch Berichtigungen (ausgefallener Worte) am Rande versehen und endigt mit 2. Petr. 2: Protoż slożiece kazdu zlost a každu lest a pokrytstwie a nenawisti y wsselika vtrhanie jakožto nynie porozena mladiatka rozumni bezelsti mleka żadayte aby. Sie ist sorgfältig, aber handwerkmäßig einfach hergestellt, mit roten und blauen (abwechselnd) Kapitelinitialen und gelbem Anstrich der Verseingänge, einspaltig; ihre Graphik kennt diakritische Zeichen (über ; immer ǹ vor i, seltener t, d) und kombinierende, ss für ; unterscheidet i und y, hat r, 1 vocalis, Länge der Vokale nur für uo, zuostawagicye, selten auch ein el; eine Vergleichung des Textes, z. B. mit Dr. V. MĚRKA Čtenie knězě Benešovy (1917), ergibt dessen Jugend. Als Sprachprobe diene Luk. 13, 6 ff. (MĚRKA S. 27): Drzewo fikowe miegiesse geden sstiepene w winnicy swe y przigide hledage owoce naniem a nenaleze y řekl gt kwinarzi winnice Ay trzi leta su iakz przichodim hledage owoce natomto drzewie fikowem a nenalezam protoż podetni ge y co take miesto zamiestawa. A on odpowied'iew rzekl gt go pane ponechay ho y tohoto leta aż ge okopam a okladu hnogem azdalit by vezinilo owoce paklit neuczini wbuducyem czasu podetness ge. A biesse vcze wzboru gich w swatky a ay jena kteraż etc.

MERKA S. VIII gibt als Probe der vier Evangelientexte Joh. XII 1-3, diese lauten in dem Ujester Text: Tehdy Geziss przed ssesti dny welikonocy przissel gest do betanie, kdeż był lazar vmrzel gehoz gt wzkrziesyl y vezinili su gemu tu weczerzi a marta gt posluhowala ale lazar biesse geden zsedicych snim zastolem. Tehdy Maria vzela gt libru masti zpraweho nardu draheho

a zmazala gt nohy Gezissowy a vtřela wlasy swymi nohy geo a duom naplnil se gt zwuonie masti. Die Handschrift war in Sexternen zusammengelegt, deren Schluß und Anfang (mit Zahlen vielleicht und) mit einem Transfert bezeichnet waren, die beim Einbinden völlig beschnitten wurden. Die Evangelien endigen mit dem Vermerk: Tak su se skonala cztenie cztyrz Euwangelist. Dale se poczinagi Episstoly. Es fehlt ein Blatt; aus Paul. Rom. I sei noch ein Satz angeführt: Neb piiece (häufige Kürzung, ebenso pidu gleich darauf) se byti mudrymi blazni vċinieni su a promienili su chvalu neporušitedlne° boa ipodobenstvi obrazu porusitedlne clovieka a ptaczstva a čtveronohych hovad y haduoi Proto dal gt ge boh vzadosti srdce gich etc., nach ein paar Sexternen verschwindet das & zu gunsten des w. Die Jahrhunderte dauernde falsche Übersetzung von Joh. XII 24 wiederholt sich hier natürlich: lecz zrno psseniczne padna wzemi vmrze ono samo ostane a pakli vmrze etc., für nisi non etc.

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Herr Pfarrer Niedziela in Ujest hatte mir die Handschrift zugeschickt, die ich später ins Diözesanmuseum zurückschickte - sie ist ein Beweis für das Vorhandensein böhmischer Evangelientexte in Schlesien (und Polen), was das so verspätete Auftauchen polnischer Texte auch zu erklären vermag.

Wie sehr man im mittelalterlichen Polen mit böhmischen Vorbildern zu rechnen hat, davon noch ein Beispiel. In dem lateinischen Predigtband des Lukas de Magna Kozmin (1415 geschrieben; Abschriften in Petersburg u. a.), finden sich die auch von andern Predigern wiederholten Etymologien von swadba, die die Heiligkeit der Ehe erweisen sollen; ich hielt sie für Erfindung des Polen, bis ich sie bei Hus fand. V. NoVOTNÝ hat im Sborník Filologický VII 1922, S. 128-166, die böhmischen Glossen aus den lateinischen „Bethlehempredigten" des Hus abgedruckt, und da wiederholen sich ein paarmal diese Etymologien: unde swadba dicitur quasi swa dwa, quia inter se debent esse uniti tamquem unus homo. Et eciam swadba quasi sebe dbagycze eo quod fidelitatem tenentes unus alterius curam debet habere, oder: Nupcie enim swatba vulgariter dicuntur quod est swa dwa scilicet quod tum (nicht cum) sit contractus viri cum muliere, non tantum prandium, quod rudes existimant. Wohl enthält

diese Handschrift meist Predigten von 1410-1412, aber eine von 1406 und diese Etymologie dürfte als eine ihm geläufige Hus auch vor 1412 vorgetragen haben; ein polnischer Zuhörer übermittelte sie nach Polen, wo sie Lucas 1415 aufgriff.

In demselben Bande des Sborník druckte F. PASTRNEK als „altes slovakisches Sprachdenkmal“, S. 100—127, einen Text ab, den schon A. MÜLLER im Arch. f. sl. Phil. I aus der Olmützer Bibliothek mitgeteilt hatte, mit eingehendstem sprachlichen Kommentar; es ist eine Predigt- und Beichtformel aus der Zeit ,,unseres ungarischen Königs Mathias" und Papst Sixtus IV., also zwischen 1470-1480 etwa. Es ist das älteste slovakische Sprachdenkmal, böhmisch geschrieben, weil böhmisch die einzige Schriftsprache war, aber mit unverkennbaren ostslovakischem Einschlag, den PASTRNEK aufs genaueste analysiert. Der Text ist bloße Abschrift und wimmelt von Fehlern, die PASTRNEK nicht alle verbessert hat, so ist z. B. ktherimissz kolwek grussymy kleynoty natürlich gynssymy zu lesen und ja nicht als unmögliches gru(b)ssymy, „auf gröberen (größeren!) Kleinodien". Oder (laßt uns beten, daß Gott die frommen Pilger gesund behüten möge) a ku domu przivesty s menssymy hrechy a zwathu radostzu; das faßt PASTRNEK als swatu auf, aber der Schreiber schreibt ,heilig immer mit sw-, niemals mit zw-. Gemeint war in der polnischen Vorlage: mit kleineren Sünden und größerer Freude, zwałszą radosczą (d. i. z więtszą nach der Schreibung von etwa 1460). Denn die Vorlage dieser slovakischen Formel war polnisch wir besitzen als spätere Zugabe zu den Gnesener Predigten eine ähnliche Beichtformel, abgedruckt auch bei NEHRING Altpolnische Sprachdenkmäler 1888, S. 268-271, die stellenweise wörtlich mit dieser slovakischen übereinstimmt. Das beweisen die Polonismen des slovakischen Textes, die ja auch PASTRNEK notierte, z. B. dobredej = p. dobrodziej,Wohltäter', immer pozdrowmy, zdrowa Maria usw., aza,ob', molveni und muwte,sprechet', kożdy, gt. plur. duš, wedle neben podle u. a. In dem slovakischen Text fehlt, bis auf den Eingang, die Generalbeichte, die der Gnesener ganz bietet (oder fehlt dort die Fortsetzung?) Die Angaben PASTRNEK'S über Ursprung und Zweck des Textes sind ganz irrtümlich; es hat nicht König Matthias zu Propagandazwecken

slovakische Geistliche nach Mähren geschickt (die Handschrift stammt allerdings aus einer mährischen Kartause, aber das beweist nichts) und ein solcher Slovake hätte für seine neue mährische Herde sich den Text zurechtgelegt, in dem er auch seiner eigenen Wohltäter gedachte, die ihm das Studium durch ihre Almosen ermöglichten (dieselbe Wendung im Gnesener Text, offenbar formelhaft): daß der Geistliche nicht an Mähren dachte oder in Mähren schrieb, beweist sein magyarisches jarsziki,Erzbischöfe' (ung. érsek), das in Mähren niemand verstanden hätte. Die Handschrift ist in der östlichen Slovakei von einem slovakischen Kurator aus einer polnischen Vorlage ins Böhmische abgeschrieben (vgl. die Polonismen pleban; malo co; k bożemu grobu, über die PASTRNEK S. 125 handelt); die Schreibung äußerst inkorrekt, daher einzelnen Verschreibungen (iz,bis' statt aż oder eż) kein Gewicht beizulegen ist; duszyca ist ein echt polnischer Ausdruck, im 15. und 16. Jahrh. geläufig (PASTRNEK hält ihn irrtümlich für nicht polnisch und als Beweis für die altböhmische Vorlage); andere Polonismen wären hr(z)echom oder hrzecham odpustzene, k wassem dussam polepsseny, praczovaty u. a. Es gab somit Beziehungen zwischen Slovaken und Polen; aus der Slovakei kam vielleicht der „Janczar"-Text nach Polen.

2. Volksbücher.

Ein Wort über die Bedeutung der Volksbücher, der primitiven Belletristik, von der, namentlich bei den Slaven, Jahrhunderte zehrten, zu verlieren, wäre überflüssig; die polnischen beanspruchen noch mehr Interesse, weil sie nicht nur Polen bis ins 18. Jahrh., sein Volk noch heute, sondern auch Rußland im 17. und 18. Jahrh. mit Erzählungsstoff versahen. Diese Wanderung der polnischen Volksbücher nach Rußland ist ja ein interessantes Kapitel für sich; es sei nur der Arbeit MURKO's über die „Sieben Weisen" und deren polnisch-russische Beziehungen gedacht. Aber MURKO und wir alle hatten zu kämpfen mit dem absoluten Mangel alter Texte; ich schrieb eine ausführliche Studie über die polnischen Volksbücher in der Biblioteka Warszawska von 1900 und 1907, aber ich verfügte fast nur über Texte aus dem 18. Jahrh. Später sind in einem Einbande zwei Druckbogen

der „Sieben Weisen" von ca. 1540 gefunden worden, die ich in den Prace Filologiczne VI S. 174 ff. abdruckte. Wohl stellte sich dabei heraus, daß sogar in den heutigen Jahrmarktsausgaben die alte Übersetzung von 1529 erhalten ist, aber Modernisierung der Sprache, Auslassungen, Textfehler aller Art, ließen das Herbeischaffen von Originalen des 16. Jahrh. als höchst wünschenswert erscheinen, zumal nicht alle Volksbücher sich gleicher Beliebtheit erfreuten, „Marcholt“ und „Fortunat“ frühzeitig verschwanden, „Alexander" (oder gar das „Trojabuch") und die Äsope langsamer das Feld räumten. Und gerade der „Marcholt" ist der Triumph der polnischen Übersetzungskunst, die noch in den Kinderschuhen steckend sofort die böhmische, nachhinkende Übersetzung weit überflügelte; ihr Text von 1521, nur bruchstücksweise erhalten, war eine geniale Leistung, wenn man bei Übersetzungen einen solchen Ausdruck brauchen darf. Unglaublich, aber wahr, die russischen Übersetzungen des 17. Jahrh. mußten uns fehlende polnische Ausgaben ersetzen und die Gesta Romanorum, die BYSTROŃ in der akademischen Biblioteka Pisarzów Polskich (Nr. 29) herausgab, fußten auf einem schlechten Abdruck des 18. Jahrh. Dies hat sich jetzt mit einem Schlage geändert. In München fand man ein Bändchen, das die Ausgaben der Gesta Romanorum und der „Sieben Weisen" („Poncjan" heißen sie bei den Polen nach dem Kaiser selbst) von 1543 und 1540 enthielt (vgl. Abhh. d. Bayerischen Akad. d. Wiss., philol.-hist. Klasse XXVIII. Bd., III. Abh., S. 180) und in Krakau tauchte ein Sammelband aus dem Reformatenkloster im masovischen Rawa auf. Dieser enthält: 1. Historja etc. o Othonie cesarzu rzymskim etc. mit der Geschichte von Florenc und Leon, Krakau, Scharffenberger 1569 (es fehlen die ersten Blätter, beginnt mit Blatt 33; enthält auch die beiden Beilagen über wunderbaren Kinderreichtum von der Altdorfer Gräfin und vom Ritter Babo); 2. die Sieben Weisen, Krakau 1566, mit Holzschnitten wie die vorige Nummer; 3. Gesta Romanorum, Krakau 1566, vollständiger als der von BYSTROŃ 1894 herausgegebene Text (enthält mehr eine Allegorie und eine Erzählung samt ihrer Allegorie); 4. Fortunat, ohne Titelblatt, aber aus derselben Druckerei und Zeit, d. i. Krakau bei Nik. Scharffenberger um 1569; 5. Historja o Ekwanusie Krolu

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