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quaste altslav. perą = schlagen) oder auf das lateinische balneum gegriffen und daraus das Wort bána gebildet.

Mit alledem ist aber die Geschichte des Kulturkreises der peč keineswegs erschöpft. Vielmehr wurden durch die Völkerwanderung aus diesem Kulturkreis heraus noch zwei weitere wichtige Einrichtungen geschaffen, nämlich einerseits unsere ostalpine Rauchstube und anderseits der langobardische Kachelofen. Das geschah auf folgende Weise:

In der Zeit vor der Völkerwanderung herrschte in den Ostalpen, wie die neuere prähistorische Forschung zeigte, ein Herdhaus mit einer Kultur des „Feuerbockes" - eines ausgesprochenen Herdgerätes, mithin etwas ganz anderes als das östliche Kochofenhaus. Anderseits konnte ich in meiner Untersuchung an zahlreichen Einzelheiten beweisen, daß der heutige Rauchstubenbackofen ganz sicher jener östliche Kochofen sei. Es ergibt sich also die Frage: wer hat nun diese Ofenform in die Ostalpen gebracht. RHAMM hatte gemeint, daß die Nord- und Ostgermanen die Bringer gewesen seien, die in der Völkerwanderung ja tatsächlich die Ostalpen durchzogen hatten.

In meiner Arbeit nun, versuche ich nachzuweisen, daß es die Slaven gewesen sind. Mein Hauptbeweis ist vor allem die geographische Verbreitung des Rauchstubenhauses in den Ostalpen. Sie reicht genau so weit nach Norden und Osten, als die slavische Besiedlung nach Norden und Osten gereicht hatte.

Die Slaven hatten also in den Ostalpen, wo sie vor ihren turkotatarischen Bedrängern Zuflucht fanden, im 6. u. 7. Jahrh. ihre chata, bezw. hiža aufgerichtet und damit den vorherrschenden Grundrißtypus des ostalpinen Bauernhauses (Abb. 2) als auch den Kochofen, die peč in der hiža dauernd in diese Gebiete eingeführt.

Als nun im 8. Jahrh. die deutsche Besiedlung vom Nordwesten her einsetzte, übernahmen die deutschen Kolonisten dieses Haus umso lieber, als ihnen ja die peč als Badeofen bereits bekannt war. Natürlich benannten sie daher diesen Raum dann auch als „Stube", eben dieses Ofens wegen. Allein ihnen fehlte in dem Raum ein wesentliches Element: der deutsche Herd mit der drehbaren Kesselvorrichtung. Das Kochen im Ofen war

ihnen ungewohnt, sie mußten ihren Herd haben. Deshalb schoben sie diesen an den Ofen an und es entstand die ostalpine Rauchstube. Der Vorgang ist ganz derselbe, wie in den oben bezeichneten östlichen Gebieten, wo ebenfalls unter der Einwirkung eines alten Herdhauses (in Südschweden, in Teilen von Finnland, bei den Tscheremissen, Letten, Polen, Čechoslowaken u. a.) eine ganz ähnliche Verbindung von Herd und Kochofen erfolgte. Daher reicht die Verbreitung unserer Rauchstube (Herd + Ofen) genau soweit nach Süden und Osten, als eben die deutsche bäuerliche Besiedlung nach Süden und Osten vordrang.

Südlicher davon, im rein slavischen Gebiet, blieb jedoch bis in den Beginn des 19. Jahrh. (gegendweise, wie RHAMM und ich nachweisen konnten, sogar bis heute), die alte slavische hiža mit der reinen peč (Abb. 3) bestehen. Nur an den Siedlungsgrenzen haben die Slowenen teilweise die von den Deutschen mit dem Herd ausgestattete Rauchstube unter der Benennung dimnica übernommen. Dieses Ergebnis scheint allerdings den Forschungen MURKO's zu widersprechen, der bei den Slovenen überall das „oberdeutsche" Haus mit dem Kachelofen vorfand. Allein der Widerspruch löst sich, sobald man diesen slovenischen Kachelofen als eine (erst im 19. Jahrh.) umgeformte peč erkennt.

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Diese Umformung war das Ergebnis folgender Entwicklung: Da die Ostgermanen wie wir nachweisen konnten1) — schon in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten von unserem Kulturkreis der peč erreicht waren, ist es begreiflich, daß die Langobarden, als sie nach Oberitalien wanderten, den Kochofen bereits gekannt haben. In Oberitalien lernten sie nun wie uns die Quellen bekanntlich genau berichten durch die magistri Comacini die mittelmeerländische Wölbtechnik mit Töpfen (caccabi) kennen. Indem sie nun diese Technik auf ihren Kochofen anwendeten, wurden sie zu den Erfindern des Kachelofens!

Damit war ein neuer, warmer, rauchloser Wohnraum ge

1) Beweisend dafür sind mir neben sprachgeschichtlichen Tatsachen (SCHRADER Reallexikon S. 592) vor allem die Ergebnisse der prähistorischen Hausforschung: A. KIEKEBUSCH hat einen Steinofen aus dem 2. nachchristl. Jahrh. bei Küstrin u. C. SCHUCHHARDT einen ebensolchen bei Potsdam ausgegraben (Prähist. Zeitschr. Bd. I u. Bd. VII).

schaffen. Anfänglich nur in den vornehmsten Frauengemächern eingeführt, verbreitete sich der Kachelofen allmählich nach Norden, an den Hof und in die Klöster Karls des Großen, erst im 12. Jahrh. auch in Burgen und Bürgerhäuser und wohl kaum vor dem 14. Jahrh. allmählich auch zu den deutschen Bauern. Ins ostalpine Bauernhaus ist der neue Ofenraum wohl kaum vor dem 15. Jahrh. gekommen. Sobald er hier eindrang, mußte er von der schon bestehenden (Rauch-),, Stube" in seinem Namen unterschieden werden: daher bezeichneten die deutschen Bauern den neuen Raum in den Ostalpen als „Kachelstube“, ein Name, der sich vielfach bis heute erhalten hat und schieden davon die alte „Stube" eben als „Rauchstube“.

Zu den Slovenen drang in bäuerlichen Kreisen der Kachelofen noch viel langsamer vor. Begreiflicherweise; hatten diese ja in ihrer peč ohnehin einen Ofen. Erst im Laufe des 19. Jahrh. wurde die Umgestaltung dieser peč zu einem Kachelofen immer häufiger. Man drehte die peč mit ihrer Mündung um, so daß die Mündung in den Vorraum ragte, schloß dort teilweise einen Herd an, der aber den alten Namen zid (= Mäuerchen) bezeichnenderweise ebenso beibehielt, wie auch der neue (oft mit Kacheln ausgestattete) Ofen bis heute den Namen peč trägt. Daß selbst ein so genauer Kenner wie MURKO diesen neuen Ofen als „oberdeutschen" Kachelofen ansehen mußte, ist durchaus verständlich. Er gleicht ihm vielfach auf ein Haar, wenn er auch in seinem Kerne immer noch die alte peč enthält, in der vielfach noch bis heute gekocht wird.

Damit schließt sich der Ring dieser langen, interessanten Entwicklungskette.1)

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1) A. HABERLANDT hat diese meine Theorie in der Wiener Zeitschr. f. Völkerkunde (29. Jahrg. Heft 5) abgelehnt. Er beruft sich dabei u. a. auf L. NIEDERLE, Život star. slov. I. bes. S. 843 ff. Vielleicht ist aber gerade in unserer Darlegung die Lösung der von L. NIEDERLE a. a. O. S. 861 selbst aufgeworfenen Frage zu sehen.

Graz

VIKTOR VON GERAMB

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Abb. 3. peč in Kapellen b. Rann an der slov.-kroat. Grenze. Der kachelverkleidete Rauchmantel (kachla) und das tönerne Rauchableitungsrohr (ror) sind Zutaten aus den 1880er Jahren.

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