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dem alten Langobardenlande (Salzwedel liegt an dessen mutmaßlicher Südgrenze) und es steht nichts entgegen, diese Namen wie auch die auf -büttel für langobardisch, in die gemeingermanische Zeit zurückreichend, anzusehen. In ihrem alten Heimatlande standen die Langobarden so erscheinen sie uns in dem Sagenniederschlage des Nordens und der Angelsachsen — mit den Germanen auf Jütland, den dänischen Inseln und wohl auch in Skandinavien in enger Verbindung; wie die Berührungspunkte ihres Volksrechtes mit dem nordischen können sich auch die in der Ortsnamengebung daraus deuten lassen. Es bleiben als wirkliche Zeugen für nachlangobardischen, vermutlich anglo-warnischen, Einschlag die Namen auf -leben übrig.

Bei der Wandlung des Namens Wiking im slavischen Munde wurde schon oben als besondere Eigenheit die frühe Dissimilation angeführt, die dazu geführt hat, daß der Name in der Gestalt vitędzь, vitęzɩ seine Weiterwanderung angetreten hat. Das obersorb. vićas ist sekundär, vgl. obersorb. ćern,Dorn': aksl. trɩní. Wir finden sonst wohl häufig eine Palatalisierung von t, d vor den palatalen Vokalen in den einzelnen slavischen Sprachen (vgl. VONDRÁK Vergl. slav. Gr. I2 S. 370), aber ganz vereinzelt ist die weite Verbreitung von t (zum Teil t') für germ. k im Worte vitędzi. Sicherlich läßt sich der Wandel gut bei Ansetzung einer germ. Grundform Wiking- verstehen. Doch kann bei Übernahme aus einer dem Afries. nahestehenden Mundart schon eine germ. Form mit palatalisiertem k vorgelegen haben (vgl. afries. wiking, witsing, wising; Vithingi bei Adam von Bremen wird auf der afries. Form beruhen).

Die Übernahme kann aber erst seit dem Eintreffen der Slaven an der Saale stattgefunden haben. Das rechtselbische Gebiet wurde erst durch die Herübernahme der Nordschwaben aus ihrer Heimat (wohl der Mark Brandenburg) frei. Als auf Bitten Alboins von den nordthüringischen Sachsen ein großer Teil das Land verließ, um mit ihm nach Italien zu ziehen, wurden die Nordschwaben, die Reste der Semnonen, von den Frankenkönigen Chlothari und Sigibert im nun freigewordenen Lande zwischen Bode und Harz angesiedelt. Dies erfolgte etwa 568 (maßgebend ist der Bericht des Gregor von Tours V 15; auf ihm fußen hierin Paul Diac.

Zeitschrift f. slav. Philologie. Bd. II.

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II 6 und Widukind I c. 14, der sich wieder auf Paulus Diaconus beruft, vgl. auch R. MUCH im RGA. III 341). Da kurz vorher die Franken von den neu auftauchenden Avaren geschlagen worden waren (Gregor von Tours IV 23, 29), wird die Räumung des rechtselbischen Gebietes wohl eine Folge der Niederlage und eine Friedensbedingung der Avaren gewesen sein. Seit 568 war für die unter der Herrschaft der Avaren stehenden Slaven der Weg an die mittlere Elbe ebenso wie nach Böhmen und Ungarn frei, zunächst aber noch nicht an die Saale. Denn im Osten dieses Flusses saßen, wie man aus dem noch später hier haftenden Namen Werinofeld schließen darf, noch die Warnen oder wenigstens ein Teil dieses Volkes. Diese waren es wohl, die im Jahre 595 nach einem Aufstand gegen die Franken von Childebert fast bis zur Vernichtung geschlagen wurden (Fredegar 15; R. MUCH im RGA. IV 483; L. SCHMIDT a. a. O. II S. 30). Dieses Ereignis wird den wendischen Sorben den Weg bis an die Saale gebahnt haben, wo sie sich in dem fränkischen Lande zunächst unter fränkischer Oberhoheit niederließen. Hier werden sie zum Jahre 630 erwähnt (Surbii), als sie nach den Erfolgen Samos unter ihrem Herzog Deruanus von den Franken abfallen und oftmals verheerend in Thüringen und den übrigen fränkischen Gauen einbrechen (Fredegar c. 74, 75, 77, 87). Hier sind wir aber in demselben Gebiete, in dem einige Jahrhunderte später die Kriegerschichte der Vithasi belegt ist. In der Merseburger Gegend lebten seit dem 10. Jahrh. und wohl schon seit dem Ende des 6. Jahrh. Deutsche und Wenden zusammen (Merseburg-wendisch Mezibor; vgl. Widukind II 3). Am wahrscheinlichsten ist es nun, die Vithasi als die slavisierten Warnen reste zu erklären. Denn die Niederlage von 595 ist wohl trotz der Nachricht, die von Vernichtung spricht, doch nur in dem mittelalterlichen Sinne zu verstehen, daß die politische Selbständigkeit seitdem aufhört, nicht aber, daß der ganze Volksstamm bis auf den letzten Mann ausgerottet ist. Auch nach der Vernichtung des Rugierreiches 488 durch Odoakar sind noch Volksreste vorhanden, die 489 Theoderik nach Italien begleiten und politisch noch 40 Jahre später hervortreten; nach der großen Niederlage der Gepiden durch die Langobarden und Avaren 567 war wohl ihre politische Selbständigkeit vernichtet,

als Volksreste aber haben sie sich noch einige Jahrhunderte behauptet, vgl. DICULESCU Die Gepiden S. 223 f. Als Herrenschicht haben diese Warnen dann in den Kämpfen gegen Franken und Thüringer sich wohl zur Stellung der berittenen Krieger aufgeschwungen, zur nationalen Behauptung freilich war ihre geschwächte Volkszahl nicht mehr imstande. Die Verbindung mit dem Wikingernamen haben wir uns dann etwa so zu denken, daß ein zunächst für die Langobarden geltender Volksname Wikinger auf die über den Bardengau bis Thüringen hinausgreifende warnische Herrenschicht im 5. und 6. Jahrh. übertragen wurde, der dann infolge der sozialen Stellung seiner Träger im Lande östlich der Saale und der weiteren Slavisierung dieser Warnen mit der hier noch vorliegenden älteren Bedeutung,Krieger' seinen Weg von den Sorben zu den anderen slavischen Stämmen gefunden hat1).

In diesem Gebiete läßt sich dann auch am leichtesten verstehen, weshalb das aus dem Germ. in das Asl. gedrungene skotú ,Vieh gerade diese Bedeutung aufweist gegenüber got. skatts ,Geldstück, Geld', as. skat,Geldstück, Geld, Vermögen', ahıd. scaz ,Geldstück, Geld' (nhd. ,Schatz'). Wohl läßt sich nach dem Vorbild des Bedeutungswandels von lat. pecunia,Geld' (urspr.,Vieh') und got. faíhu ,Geld' (hd.,Vieh') eine ältere Stufe,Vieh' für die germ. Grundlage des asl. Wortes voraussetzen, aber bezeugt ist der hier vorliegende Sinn nur für das Altfries. (sket,Geld, Vieh'). PEISKER (Berührungen S. 266) denkt deshalb an Entlehnung aus dem Afries. Aber genauer ist wohl an die den Friesen sprachlich nahe stehenden Warnen anzuknüpfen. Es darf nach dem oben Gesagten vermutet werden, daß eine warnische Kriegerschicht (die,Wikinger') den slavischen Hörigen Abgaben in Vieh vorgeschrieben haben wird, wodurch sich ungezwungen bei der vor

1) Es läge nahe, ein ursprünglich warnisches, aber deutsch gebliebenes, Wikingergeschlecht in den Billungen zu sehen. Widsith 25b kennt Billing als König der Warnen. Der Name (zu bill,Schwert') ist sehr alt und sowohl bei Angelsachsen wie Langobarden und Süddeutschen bezeugt. Ein thüringischer Graf dieses Namens ist aus den Urkunden Ottos I. bekannt. Doch gilt das sächs. Herzogsgeschlecht der Billungen, das so vielfache Beziehungen zu den Elbslaven aufweist, als fränkisch.

auszusetzenden, mit dem Afries. übereinstimmenden Bedeutung von warn. skat-,Geld, Vieh' der Sinn des asl. Wortes erklären läßt (anders JANKO a. a. O.). Dann vermögen wir aber auch den gerade hier so häufigen Ausdruck Smurdi (deutsch,Zmurden') für die slavischen Hörigen vom Standpunkte einer Kriegerschichte gegenüber den Viehzucht treibenden Bauern zu verstehen (aksl. smraděti,stinken'). Übrigens ist zu erinnern, daß wir ähnliche soziale Schichtungen wie bei den Daleminziern bei den benachbarten Thüringern in alter Zeit antreffen, wo in der Lex Thur. Adelige (adalingi), Gemeinfreie (liberi), Freigelassene und Sklaven erwähnt werden. Auch Liten kommen später vor (vgl. L. SCHMIDT II S. 343). Widukind berichtet, daß die Sachsen, die sich 531 in Nordthüringen ansiedelten, ihren Freunden, die ihnen zu Hilfe gekommen waren, und ihren Freigelassenen Land zuteilten, die Reste des geschlagenen Volkes aber zur Zinspflichtigkeit verdammten (I 14). Ein ähnliches Vorgehen ist in der benachbarten Gegend für die Warnen zwischen Saale und Mulde möglich (auf ähnliche Schichtungen der Daleminzier wurde schon oben hingewiesen), wenn auch beim Mangel von Quellen diese ganze Beweisführung über einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit nicht hinaus geführt werden kann.

Ein gleiches Hervortreten des Wortes,Wiking' bemerken wir nur noch bei den Preußen. Die im Samland ansässigen Stammpreußen waren (nach MIKLOSICH Denkschriften der Wiener Akad. 15, 137) eine Art Landadel, später Ordensdiener und Ordensbeamte (preuß. waiting, weiting, witing). Sie werden als solche (nach MIKLOS.) zuerst 1299 erwähnt. Wenngleich hier eine direkte Entlehnung des Namens an und für sich nicht ausgeschlossen ist, da schon vor 800 von Schweden und Dänemark aus nach den gegenüberliegenden Gestaden der Ostsee Kriegs- und Beutezüge stattgefunden haben, die Bewohner Kurlands um 800 oder früher unter schwedischer Oberhoheit standen, später sich die „,Seeburg" an der Dünamüdung erhob (BUGGE bei HOOPS RGA. IV 546), so nötigt doch die preußische Lautform mit dem slav. t hier zur Annahme slavischer Vermittlung. Die Ausbildung zur Standesbenennung kann dann sekundär und unter deutschem Einfluß erfolgt sein.

Ein ähnlicher Vorgang, wie er hier für den Volksnamen Wiking erschlossen wurde, ist nicht ohne Analogie. Die warägische Herrenschicht Rußlands wurde schließlich auch im 11. Jahrh. slavisiert (Thietmar kennt z. J. 1018 noch Dänen in Kiew VIII 16), im Kleinrussischen hat warjage nach der Unterwerfung Kiews durch die Waräger die Bedeutung von ,starker, großer Mann' angenommen. Das asl. ispolino,Riese' wird auf den Volksnamen der Spali zurückgeführt, das asl. študo, russ ščudo,Riese' geht auf das germ. (got.) þiuda,Volk', čech. obr, slovak. obor,Riese auf,Avarus' zurück.

Prag

ERNST SCHWARZ

Die Behandlung der Lautverbindungen tl, dl in den

slavischen Sprachen

Die herrschende Ansicht über die Entwicklung der urlav. Lautverbindungen tl, dl, wonach diese Lautverbindungen in den westslav. Sprachen unverändert geblieben, in den ost- und südslav. Sprachen dagegen zu geworden seien, ist unhaltbar. Sie muß in zwei Punkten berichtigt werden.

Erstens in bezug auf die südslav. Sprachen. In Fällen wie aksl. dlani, tlěšti, serbokr. dlijeto usw. sind tl, dl unverändert geblieben. Dieser Umstand kann auf zwei Weisen erklärt werden entweder durch die Annahme, daß der südurslav. Wandel tl, dll vor der Liquidametathese wirkte, oder durch die Annahme, daß dieser Wandel zwar jünger als die Liquidametathese war, aber nur für die inlautenden tl, dl gültig war und die anlautenden tl, dl nicht berührte. Die erste von diesen theoretisch möglichen Annahmen ist höchst unwahrscheinlich. Der Wandel tl, dll ist eine Erscheinung, die das Südurslav. mit dem Osturslav. verbindet und vom Westurslav. trennt. Betrachten wir aber die Lautentwicklung der Periode vor der Liquidametathese, so bemerken wir, daß bei dieser Lautentwicklung die dialektischen „Isoglossen" sich ganz anders verteilen: einerseits verbindet sich das Südurslav. mit dem Vorurčechoslowak. (aksl. krava čech. kráva), andererseits stellen sich Ost- und Westur

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