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ersten Komponenten der Diphthonge) wurden zu -ōs, -ēs, -ūs, -īs. Dabei hielt sich die Nasalierung noch ziemlich lange, so daß sich der Wandel von -ōs > -ūs vollziehen und dieses -s mit dem anderen -ūs zusammenfallen konnte. Späterhin trat eine Entnasalierung ein, die in allen Dialekten Nasalvokale mit hoher Zungenlage traf: -s (zweifachen Ursprungs) > -ūs, -īs > -īs. Nur in einem Teil der Dialekte wurden Vokale mit nicht-hoher Zungenlage entnasaliert: -ēs > -ēs || -ēs.

2. Die zweite Monophthongierung von Nasaldiphthongen. Als die erste Monophthongierung bereits -ūs, -īs, -ēs || -ēs ergeben hatte, trat die zweite Monophthongierung der Nasaldiphthonge ein. Auf die Einzelheiten soll hier nicht eingegangen werden. Ich weise nur darauf hin, daß das neue è in den Dialekten, die das alte è bewahrt hatten, mit diesem zusammenfiel.

2. Der Umlaut im Urslavischen.

Unter Umlaut im Urslavischen fasse ich alle diejenigen Erscheinungen zusammen, die durch die Stellung des Vokals nach einem (oder einem palatalen Konsonanten) bedingt sind.

Da die Umlautung in den verschiedenen urslav. Dialekten vielleicht keinen einheitlichen Verlauf genommen hat, soll im folgenden nur die sich im Süd- und Ostslavischen zeigende Entwicklungslinie Berücksichtigung finden.

Die Umlautung hat sich m. E. folgendermaßen vollzogen:

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ie ergab ia, wenn das ē auf altes ē zurückging.

ie ergab iē ie, wenn das ē<en der auslautenden Lautgruppe iēns entstammte (G. sg. zemje gegenüber zemje, N. A. pl. zemjě gegenüber zemję).

ię wurde zu io (vielleicht genauer zu ią) wenn das <ēm der auslautenden Lautgruppe -iem entstanden war (A. sg. zemją). ie ergab ie, wenn das e alter Nasaldiphthong vor einem Konsonanten war.

Wenn man in Betracht zieht, daß im Urslavischen (wie in vielen anderen idg. Sprachen) der erste Komponent eines Langdiphthongs vor einem Konsonanten schon sehr früh gekürzt wurde, so können die Umlautungen von ie und ie auch anders charakterisiert werden.

ie wurde zu jā, wenn das e alt war.

ie ergab ieie, wenn das ē einem früheren Diphthong mit kurzem ersten Komponenten (-iens > -iens) entstammte.

ie ergab i (vielleicht genauer ia), falls das e aus einem früheren Diphthong mit langem ersten Komponenten (-iēm im Wortauslaut) entstanden war.

ie ergab ie, wenn das è aus einem früheren Diphthong mit kurzem ersten Komponenten (ien vor Konsonanten, iễn > iễn vor Konsonanten) hervorgegangen war.

Falls das Gesagte objektiv richtig ist, ließen sich daraus unter anderem folgende Schlüsse ziehen:

1. Zur Zeit der Umlautung gab es im Urslavischen zwei ē und zwei ē, d. h. je ein offenes und ein geschlossenes. Offen waren diejenige è und è̟, die durch Umlautung ā und ō (vielleicht genauer ā) ergaben und aus einem langen Monophthong resp. Diphthong mit langem ersten Komponenten entstanden waren. Geschlossen waren dagegen jene è und ē, die nach der Umlautung als ē und ē erhalten bleiben und auf einen Diphthong mit kurzem ersten Komponenten zurückgehen.

2. In den ältesten Zeiten des Urslavischen war das è offen, das é geschlossen.

Petersburg

D. BUBRICH

Etymologisches. 6. Nhd. Fatzke erkläre ich aus poln. Wacek, dem Kurznamen von Wacław, das auf čech. Václav „Wenzel“ zurückgeht. Zum Lautlichen vgl. nhd. Feise slav. věža Turm“, zur Bedeutung vgl. russ. Spaum bei BERNEKER EW I 284.

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M. V.

Alte Flußnamen

3. Tanew

Der Name des rechten Nebenflusses des San, poln. Tanew G. s. Tanwi (Słownik polski geograficzny XII 153) gehört m. E. zu den Spuren altgermanischen Einflusses in den Flussnamen Galiziens. Es läßt sich unschwer ein altes Tanovь darin erkennen, das durch Umgestaltung in germanischem Munde auf ein altes idg. *Dānu- ‚Fluß' zurückgeführt werden könnte, dessen arische und keltische Vertreter M. FÖRSTER Ztschr. I 1 ff. nachgewiesen hat. Andere altgermanische Flußnamen in Ostgalizien hat ROZWADOWSKI Roczn. Slaw. VI 53 ff. festgestellt.

Der Name *Tānuvis mußte die gemeingerman. Verschiebung urspr. Mediae zu Tenues mitgemacht haben. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn kelt. Lehnwörter wie gall. rīg-‚König“, līagi,Arzt haben auch eine solche Verschiebung zu got. reiks,König', got. lēkeis, leikeis erfahren s. STREITBERG Urgerm. Gr. 137.

Wenn in *Tānuvis ein t vorliegt, dann müssen Germanen diesen Fluß früher erreicht haben als die Donau, denn Danuvius ist unverschoben zu got. *Dōnawi geworden. Setzt man die german. Lautverschiebung zwischen 400-250 v. Chr. an wie STREITBERG a. O., dann muß um diese Zeit die Umwandlung von Dānuzu *Tānu- erfolgt sein.

Wie bekannt, war zu Caesars Zeit germ. ā noch von ō verschieden. Daher Bacenis silva: ahd. Buohunna: gr. dor. parós S. STREITBERG a. O. 48.

Der Wandel von germ. ā zu ō hat schon zu einer Zeit stattgefunden, als der *Tānuvis-Fluß von den Slaven besetzt war, sonst wäre hier etwa *Tunovь wie Dunav,Donau', buky,Buche' zu erwarten. So könnte die Besiedlung der Tanew-Ufer durch die Slaven etwa zwischen 250 v. Chr. und dem Anfang unserer Zeitrechnung erfolgt sein.

Für die Verschiebung von d zu t in diesem Namen kommen besonders Bastarnen oder Skiren in Betracht. Vgl. R. MUCH Deutsche Stammeskunde 3 125 ff.

Leipzig

M. VASMER

1

Zur Geschichte des Imperativs im Kleinrussischen

Bekanntlich gehört zu den typischsten Eigenarten des Kleinrussischen die eigentümliche Form der 2. pl. Imperativi. Für die im Groß- und Weißrussischen wie auch in allen anderen Slavinen verbreitete Endung -te hat das Kleinruss. ein -t', vgl. depimi берите, несіть несите, хваліть хвалите usw.

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Von den meisten Darstellern der russ. Sprachgeschichte wird diese Erscheinung für rein lautlich gehalten und durch Schwund des auslautenden unbetonten -e zu einer Zeit, als der vorangehende Konsonant noch palatal war, erklärt. Vgl. hierzu SOBOLEVSKIJ Лекции 4 96, KRYMS'KYJ Украинск. грам. 197f., ŠACHMATOV Украин. Народъ II 693, Нариси 61, 63, KUL'BAKIN Укр. языкъ § 104 usw.

Wie einfach diese Erklärung auch sei, so erweckt sie doch bereits prinzipielle Bedenken. In der Tat, um eine gewisse Form aus einer lautlichen „Verkürzung" zu erklären, genügt die Behauptung nicht, irgend ein Laut sei im Auslaut geschwunden, es müssen vielmehr auch die Bedingungen für einen solchen Schwund angegeben werden. Falls die Unbetontheit der Endung der 2. pl. Imper. die Kürzung verursacht haben soll, so ist es unverständlich, warum das unbetonte auslautende -e in vielen anderen Endungen erhalten blieb. Es soll hier nicht weiter auf die im heutigen Kleinruss. überaus gebräuchlichen Formen der 2. pl. Praes. (cedéme, Heсéme, deрéme, бysáume) eingegangen werden, die Anhänger der lautlichen Hypothese müßten aber erklären, warum das -e in der 2. pl. Imper. nur bei einigen Verben (hauptsächlich der I. und IV. Klasse) geschwunden ist und warum Formen wie бyeaŭme, dasaŭme, kynyume usw. wiederum einen solchen Schwund überhaupt nicht kennen. Solange diese Fragen nicht beantwortet sind, läßt sich zur Erklärung der Kürzung des auslautenden -te nur ,,non liquet" sagen.

Viel überzeugender, wenigstens in methodischer Hinsicht, ist die bereits 1884 von SOBOLEVSKIJ Очерки из истории русск. яз. gegebene Erklärung der uns interessierenden Erscheinung. Im Gegensatz zu der oben dargestellten Ansicht nimmt er keinen lautlichen sondern analogischen Ursprung an. Er weist darauf hin,

daß schon in den klr. Handschriften anstelle der heutigen 2. pl. Imper. auf -it oft Formen auf -ětь vorkommen (vgl. z. B. пьáÈть Dobr. Ev. 1164) und stellt die Behauptung auf, die Endung -to sei nicht identisch mit derjenigen auf -te. „Vielleicht sind die Formen auf -to aus denen auf -te als Analogiebildungen nach der 1. pl. auf -m usw. entstanden; im Kleinruss. hat sie sich in der 2. Imper. bis zum heutigen Tage erhalten1): depin, depim. Soweit es uns bekannt ist, kommen diese Formen. im Groß- und Weißruss. heute nicht vor; möglicherweise sind sie aber früher einmal der ganzen russischen Sprache eigen gewesen. Wenigstens findet man sie auch in Handschriften, die in ihrer Orthographie keine klr. Elemente aufweisen, unter anderem z. B. im Свят. Сб. 1076: не осужяйте да не осужени будеть; Psalt. 11. Jahrhundert: вызвьстить; Evang. 1270 des Rum. Museums: не усумнитеся в сраци своємь нъ вѣру иметь; Apost. 14. Jahrh. Typogr. Bibl.: яко же сами вьсть; Men. 14. Jahrh. Öffentl. Bibl.: туне приясть, туне же и дадита“ (а. а. О. 74).

Die Beweiskraft der letzten Beispiele wird aber von SOBOLEVSKIJ selbst in einer Fußnote angezweifelt. Er behauptet darin, bei einigen von ihnen könne eine graphische Verwechslung von und e vorliegen; ferner sei es unverständlich, warum der flexivische Bestandteil -to im heutigen Kleinruss. nur im Imperativ und niemals im Indic. Praes. vorkomme, falls -te to unter Einfluß der 1. pl. auf -m geworden sein soll; endlich erklärt SOBOLEVSKIJ nicht, warum nicht alle Klassen der klr. Verben in der 2. pl. Imper. auf -to auslauten, sondern nur einige.

Vielleicht waren diese Schwierigkeiten die Veranlassung dazu, daß SOBOLEVSKIJ späterhin seinen Erklärungsversuch selbst aufgab. So spricht er in seinen Jeкдии уоп einem lautlichen Schwund des -e in der 2. pl. Imper., ohne jedoch auf die Gründe einzugehen. Alten Formen in der Art von klr. normь mißt er nunmehr keine Bedeutung bei und deutet sie als graphische Erscheinungen.

Glücklicher war der zweite Versuch, die Herkunft der klr. Endung -to analogisch zu erklären. Ein solcher findet sich bei SMAL-STOCKYJ Gramm. der ruth. Sprache § 9. „Daß das e abfällt,

1) Gesperrt von mir.

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