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worden sei, zeitweilig aber auch durch andere Schriftsteller z. B. Marlinskij. Einer besonderen biographischen Analyse unterzieht der Verf. die autobiographischen Dramen Lermontov's (Menschen und Leidenschaften, Странный человек, Два брата). Im Schlußkapitel bemüht er sich, größtenteils ohne Erfolg, die dramatischen Stilmittel Lermontov's theoretisch zu erfassen, sowohl hinsichtlich ihrer Vorzüge als auch ihrer Nachteile, die natürlich überwiegen.

Natürlich ist Lermontov bisher vom genetischen Standpunkt besser als vom immanenten untersucht worden, dennoch herrscht wenig Klarheit über den rein literarischen Zusammenhang der Dichtung Lermontov's mit der zeitgenössischen, da sich die Erforschung der Dichtung der 30 er Jahre noch in ihrem Anfangsstadium befindet. Petersburg

K. ŠIMKEVIČ

Zwei Veröffentlichungen zur türkisch-bulgarischen

Fürstenliste

1. J. J. MIKKOLA Die chronologie der türkischen Donaubulgaren (Journal de la Société Finno-Ougrienne XXX [Helsinki 1913-1918] 33) 25 S. und 4 Tafeln.

2. V. N. ZLATARSKI Die bulgarische Zeitrechnung (ebd. XL [Helsinki 1924] 2) 7 S.

1. Die in der sog. altbulgarischen Fürstenliste enthaltenen, nichtslavischen Ausdrücke, zu denen noch gleichartige auf einer 1905 im bulgarischen Dorfe Catalar gefundenen Inschrift des Khans Omortay und im Epilog zur Übersetzung der Reden des Athanasius von Alexandrien gegen die Arianer treten, haben die Aufmerksamkeit einer Anzahl von Forschern auf sich gelenkt und dabei die verschiedensten Deutungen erfahren. MIKKOLA ist zu einer neuen Auffassung dieser rätselhaften Worte gelangt und hat sie zuerst in einem am 9. Febr. 1913 in der Finnisch-ugrischen Gesellschaft zu Helsingfors gehaltenen und im Auszug in den Izv. Otd. russk. jaz. XVIII 1, 243-247 veröffentlichten Vortrag (vollkommen zustimmend besprochen von K. JIREČEK im Archiv f. slav. Phil. XXXV 548–553) und nunmehr in verbesserter und erweiterter Gestalt in der hier angezeigten Abhandlung vorgelegt, der meines Wissens eine Besprechung unverdientermaßen noch nicht zuteil geworden ist. Es sei mir gestattet, hier zu MIKKOLA's Veröffentlichung vom Standpunkt des Turkologen aus Stellung zu nehmen.

Die Abhandlung enthält eine Übersicht über die früheren Deutungen (überhaupt ist alle irgendwie wichtige Literatur angeführt; eine Zusammenstellung der früheren Auffassungen auch bei JIREČEK 1. c.; zu beiden Übersichten wäre noch die Ansicht von GANČE CENOV nachzutragen, der die Ausdrücke aus dem Deutschen erklären wollte; von

ZLATARSKI kommt auch die Istorija na bulgarskata dŭržava prez srednite vekove I 1 Exkurs 353-382 in Betracht), eine ganz korrekte Ausgabe der Fürstenliste mit Reproduktionen der betreffenden Seiten der Handschriften, textkritische Bemerkungen, eine Übersetzung der Liste, eine ausführliche Begründung der neuen Deutungen, chronologische Schlüsse und eine Rekonstruktion des Textes in seiner ursprünglichen Gestalt, soweit sie möglich ist, endlich eine tabellarische Übersicht.

MIKKOLA sieht, und das ist das Wesentliche 1), in den bisher nicht richtig erklärten Ausdrücken Jahresnamen aus dem Tierzyklus mit folgender Ordinalzahl des Monats in der türkischen Sprache der Donaubulgaren, die sich als dem Tschuwassischen eng verwandt erweist, und in dem Ganzen Bezeichnungen der Regierungsantritte der Herrscher. Ich trage, um es gleich auszusprechen, kein Bedenken, diese glänzende Deutung rückhaltlos anzunehmen. Wenn ich mir im folgenden einige kritische Bemerkungen zu Einzelheiten gestatte, so sind sie nur als Zeichen des Interesses und Ausdruck des Dankes für die Bereicherung unseres Wissens, die diese Abhandlung bietet, beabsichtigt.

Vollkommen richtig nimmt MIKKOLA S. 10, wie auch schon andere vor ihm, an, das Verzeichnis sei ursprünglich eine griechisch abgefaßte Inschrift auf einer Steinsäule gewesen. Wenn er aber meint, der erste Teil sei unter Espererich nach dem Übergang über die Donau eingegraben worden (dann muß man schließen, die Säule sei dazu bestimmt gewesen, nach dem Tode eines jeden Herrschers dessen Daten aufzunehmen), so liefert der Ausdruck,so wie auch noch jetzt „TOжAE H дo ceak", wozu MIKKOLA ergänzt Espererich hier herrscht", keinen genügenden Beweis dafür; ebensogut kann man nämlich ergänzen die Bulgaren diesseits der Donau wohnen", und das liegt sogar näher.

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Für die Erklärung gewisser Fehler des Textes will MIKKOLA auf den Charakter der Steininschrift selbst zurückgreifen. Er sagt S. 19: „Wir haben in der ganzen liste hie und da eigentümliche umstellungen von wörtern und einzelnen silben, die sich nur dadurch erklären lassen, daß der ursprüngliche text, die griechisch abgefaßte inschrift, auf einer runden Säule, etwa in der art wie diejenige mit Omortag's inschrift in Catalar, angebracht war. Die zeilen liefen nicht immer ganz gerade und waren auch nicht überall von derselben länge". In diesem Falle würde jedoch der Zustand der Inschrift, der zur Erklärung der Umstellungen angenommen werden müßte, ganz unwahrscheinlich verworren sein. Ich glaube daher, daß MIKKOLA's Erklärung nicht stichhaltig ist, und möchte mir einen andern, recht naheliegenden Vorschlag erlauben. Die Verschiebungen in der Fürstenliste zerfallen in zwei

1) Zwar haben schon HILFERDING, VAMBÉRY und PETROVSKIJ an den Tierzyklus gedacht, aber nur ganz im allgemeinen und ohne ihre Ansicht irgendwie begründen und namentlich die auffällige Doppelheit der fremdsprachlichen Ausdrücke erklären zu können, so daß MIKKOLA's Auffassung volle Originalität zukommt.

Arten: 1. die Verschiebungen von Zahlen und türkischen Ausdrücken von Espererich bis Sevar und die Vertauschung der türkischen Bezeichnungen bei Sovinez und Teles; das alles läßt sich sehr einfach als Fehler bei der Abschrift erklären, als der Text noch mehr listenartig angeordnet war und man nicht das Ganze in einem Zuge, sondern jede einzelne Kolumne für sich abschrieb; 2. die Silbenverwerfung bei Sovinex und Teles, und diese vermag auch MIKKOLA nicht befriedigend aufzuhellen; macht man aber die Vertauschung von šegor alem und somor altem rückgängig, so ist bei Teles alles in Ordnung, und für Sovinex erhält man: vinez... ima somor altem, während sovinex .. morima altem zu erwarten ist; das so ist irgendwie zu morimo gelangt, dann wurde HM vielleicht als HMA gelesen und daraufhin, weil es nicht am Platze zu sein schien, vorgestellt; dann erst trat die Vertauschung ein. Ich glaube, daß das immerhin einfacher ist als die Annahme eines geradezu wüsten Durcheinanders auf der Steinsäule, zu der man sich nach MIKKOLA gezwungen sieht. Das ändert aber nichts daran, daß das Herausfinden von sovinex und morimz eine geradezu geniale Leistung ist.

MIKKOLA'S Erklärungen der türkischen Ausdrücke ist durchaus beizustimmen. Wir gewinnen so die Namen folgender Zykeljahre: 1. sever (Murmeltier), 2. šegor σıyoo (Kuh), 4. davšan (Hase), 6. dilom (Schlange), 7. morim (Pferd), 8. kuča oder kuč (Widder), 10. tox (Henne), 11. jetz (Hund), 12. dors (Schwein) und folgende Ordinalzahlen: alem eleu der erste, večem der dritte, tutom der vierte, bextim der fünfte, altom der sechste, šertem der achte, tvirem der neunte, enialem der elfte. Es braucht kaum hervorgehoben zu werden, daß diese neugewonnenen altbulgarischen Ausdrücke für die Turkologie recht wichtig sind; daher hat sie auch z. T. schon RAMSTEDT in seiner Abhandlung Über die stellung des tschuwassischen (Journal de la Société Finno-Ougrienne XXXVIII 1) berücksichtigt1). Hier seien nur drei kurze Bemerkungen gegeben. doys toñuz, domuz: ging in y über (RAMSTEDT § 28), der Vokal fiel aus, y wurde stimmlos. qočy als Widder, Schaf kenne ich nicht); kouzi bei KLAPROTH Journal Asiatique 1835, 311 Anm. 5 ist natürlich nur das osmanische quzi, quzu,Lamm'; daher ist die Änderung von kuči der Überlieferung in kuč oder lieber kuča nicht zu umgehen. bextim (handschriftlich bezti) ist entweder aus beštim verderbt oder als Versuch einer phonetischen Schreibung (š ohne Lippen

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1) Als auf einen von RAMSTEDT noch nicht benutzten, höchst bedeutsamen Beitrag zur Kenntnis der Sprache der Donaubulgaren sei auf V. THOMSEN Une inscription de la trouvaille d'or de Nagy-Szent-Miklós (jetzt in seinen Samlede Afhandlinger III 325-353; cf. H. H. SCHAEDER in den Ungarischen Jahrbüchern V 97) verwiesen.

2) Kāšyari Dīwān luyāt at-turk I 270, 9:,qoč der Hammel, oyuzisch; ursprünglich qočuñar"; qočuñar auch III 282, 11 und im geographischen Eigennamen qočuñar baši III 99, 5; 273, 6; 282, 15; 325, 12. Cayataisch entspricht qoğqar.

stülpung; Vorschlag von H. H. SCHAEDER) aufzufassen; zu letzterer Möglichkeit würde stimmen, daß auch in jetz, das zusammen mit bextim die für sich stehende Angabe im Epilog der Athanasius-Übersetzung bildet, das Streben nach möglichst genauer Bezeichnung des aspirierten t hervortritt.

Auch der chronologischen Deutung der Daten muß zugestimmt werden. Zunächst wird aus der Čatalarinschrift, die ja zugleich nach Indiktionen datiert ist, festgestellt, daß die altbulgarische Zeitrechnung mit der alttürkischen 1), mongolischen und tatarischen sich deckt. Wir können ferner, da nunmehr die wahre Bedeutung der bisher unverstandenen Worte gefunden ist, eine Reihe von Fehlern der Liste erkennen und aus ihr selbst heraus verbessern, und MIKKOLA tut das mit großem Geschick. Überhaupt ist es kein geringes Verdienst seiner Arbeit, eine Reihe von Verderbnissen in der Fürstenliste aufgedeckt und richtiggestellt zu haben. Als Resultat ergibt sich durchgängige Übereinstimmung der Datierungen nach dem Tierzyklus mit den anderweitig bezeugten Daten. Über Espererich hinauf verfolgt MIKKOLA die Liste nicht; sie ist, wie man aus dem Text selbst erkennt, stark in Unordnung. Der Abschnitt, der MIKKOLA's Ausführungen beschließt, gibt eine Deutung des an der Spitze der Liste stehenden Namens Avitozol als apit (im šadapit der alttürkischen Inschriften) oyul, das er mit dem Jafet oylanë der türkischen Stammessage gleichsetzt. Die Identifizierung von OBHAL bzw. BOBHAL mit buila, boila (BOYHAA, BOIAA; auch in den alttürkischen Inschriften und auf der Goldschale von NagySzent-Miklós auftretend) ist einwandfrei; die Erklärung von Vixtun (S. 9 Anm. 2) als uigurisch oq (so lies statt uq) ögün,anderes Geschlecht') allerdings sehr unsicher (cf. auch MARKWART T'oung Pao 1910, 664 Anm. 9).

Wenn man auch in weniger wichtigen Einzelheiten abweichender Meinung sein kann, als wesentlich bleibt bestehen, daß MIKKOLA die bisher ganz rätselhaften Ausdrücke ohne Ausnahme richtig gedeutet und dadurch erst das volle Verständnis der Liste ermöglicht und zugleich die Verbesserung vieler Fehler durchgeführt hat. So verdienen seine Resultate nur Zustimmung, und diese ist ihnen auch an mehreren Stellen, an denen sie berührt werden, zuteil geworden, so abgesehen von dem Beifall, den seine frühere Veröffentlichung bei JIREČEK fand

von RAMSTEDT in der genannten Abhandlung und von ZLATARSKI in der zweiten hier anzuzeigenden Publikation. Selbst MARKWART, der sich wohl am eingehendsten mit der Fürstenliste beschäftigt und an mehreren Stellen (Chronologie der alttürkischen Inschriften 98; T'oung Pao 1910, 658; Izvěstija Russk. Archeol. Instituta v Konstantinopole 1911, 4) gegen das Vorliegen des Tierzyklus und daher für die An

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1) Für alttürkisch" müßte vielmehr überall mitteltürkisch gesagt werden: F. W. K. MÜLLER Uigurica II 96 Anm. 1.

2) Das ist nicht ganz richtig; es muß mindestens heißen: „das Geschlecht ist anders".

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nahme von Regierungsdevisen ausgesprochen hat, hat das, und nach der damaligen Lage der Dinge mit vollem Recht, nur getan, weil in den überlieferten Ausdrücken kein einziges Wort zu entdecken war, das diese Vermutung stützen könnte." Nachdem MIKKOLA aber die Ausdrücke überzeugend erklärt hat, fällt diese Schwierigkeit fort, und wir können seine Auffassung als durchaus richtig annehmen. Die Turkologie trägt jedenfalls den Gewinn einer Reihe von Wörtern aus der Sprache der alten Bulgaren davon, die ganz das Aussehen haben, das wir erwarten mußten, und die von den durch MARKWART in den Izvěstija S. 8 an den früheren Identifikationen mit Recht gerügten Willkürlichkeiten der lautlichen Verhältnisse frei sind.

2. Zu dem Aufsatz von ZLATARSKI kann ich mich als Turkologe wesentlich kürzer äußern, möchte ihn aber doch als jüngste Veröffentlichung zur Fürstenliste wenigstens erwähnen. ZLATARSKI schließt sich der Auffassung von MIKKOLA, von dem er nur den russischen Bericht kannte, an, fügt aber die Modifikation hinzu, daß die Bulgaren nach reinen Mondjahren ohne Schaltung rechneten, wie er schon im Anschluß an BURY'S Deutung der Fürstenliste angenommen hatte, während MIKKOLA Sonnenjahre zugrunde legt. Die blendende und äußerst scharfsinnige Argumentation klammert sich an zwei Stützpunkte: die Omortay-Inschrift aus Čatalar und das Datum der Bekehrung der Bulgaren im Epilog der Athanasius-Übersetzung. Ob ZLATARSKI'S Annahme richtig ist, mögen Historiker und Chronologen von Fach entscheiden; vom turkologischen Standpunkt ist nur zu bemerken, daß ein Tierzyklus von Mondjahren etwas ganz Ungeahntes bedeuten würde, daß die Sonnenjahre des Zyklus vielmehr dort, wo er noch gebraucht wird, gerade im Gegensatz zu den Mondjahren der muhammedanischen Zeitrechnung angewandt werden, wenn es sich um Altersberechnungen handelt und wenn es auf die Jahreszeit ankommt.

3. Vielleicht ist es nicht unangebracht, auf einen noch nicht allzulange bekannten, recht interessanten Text zum Tierzyklus 1) hinzuweisen, der als Ergänzung zu MIKKOLA's Ausführungen dienen mag. Mahmud ibn al-Husain al-Kašyarī äußert sich Bd. I 289 ff. seines 466 der Hiğra (1073 unserer Zeitrechnung) verfaßten, 1333-1335 (1914-1917) in Konstantinopel gedruckten türkisch-arabischen Lexikons folgendermaßen über die Chronologie der Türken (gekürzte Übersetzung).

„Die Türken verwenden die Namen von zwölf Tierarten zur Bezeichnung von zwölf Jahren, nach deren zyklischem Ablauf man Geburten, Kriege und anderes datiert. Die Einführung dieser Zeitrechnung hängt damit zusammen, daß einer ihrer Könige) das Datum eines

1) In aller Kürze unterrichtet über diese Art der Zeitrechnung V.THOMSEN Zeitschrift d. Deutschen Morgenländ. Gesellsch. 78, 131; Weiteres GINZEL Chronologie I 499 ff.

2) Entsprechend der Lokalisierung der Erzählung an den Ïla (cf. unten) ist dieser Fürst mit größter Wahrscheinlichkeit der Herrscher des west

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