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Krieges brauchte, der lange Jahre früher stattgefunden hatte, und man bei der Bestimmung seines Jahres irrte. Da berief er eine Notabelnversammlung (Quriltai; arab. šāṇara qaumahū) zur Beratung darüber ein und sagte: wie wir bei der Bestimmung dieses Datums geirrt haben, werden auch unsere Nachfahren irren; wir wollen also jetzt einen Zyklus von zwölf Jahren einführen, entsprechend der Anzahl der Monate und der Zeichen des Tierkreises, damit man fernerhin nach seinem Ablauf datieren kann. Dem stimmte man bei.

Nun zog er auf die Jagd1) und ließ die wilden Tiere zum İla2), einem großen Strome, treiben; dann jagte man sie und drängte sie in das Wasser, und zwölf verschiedene Arten schwammen in folgender Reihenfolge hinüber: 1. syyyan Maus, 2. od Ochse, 3. bars Panther, 4. tavišyan Hase, 5. näk (= pers. nihang; für dasselbe Jahr kommt auch die chines. Bezeichnung lü vor) Krokodil, 6. jilan Schlange, 7. jond Pferd, 8. qoj Schaf, 9. bičin Affe, 10. taqayu Henne, 11. ït Hund, 12. tuñuz (Wild-)Schwein. So entstanden die Bezeichnungen für die zwölf Zyklusjahre“.

Der Autor gibt dann einen Synchronismus, aus dem sich die wesentliche Identität seiner Chronologie mit der allgemeinen Tierzyklusrechnung ergibt, und bespricht darauf die abergläubische Bedeutung, die den Jahresnamen beigelegt wird. Dann stellt er fest, daß die Woche bei den Türken erst durch den Islam bekannt wurde, und kommt auf die Monate zu sprechen. In den Städten gebrauche man die arabischen Bezeichnungen (die das islamische Mondjahr voraussetzen), die Beduinen und die Heiden aber hätten vier Jahreszeiten zu je drei Monaten; so heißt der erste Frühlingsmonat nach Jahresanfang 8) oylaq aj,Lämmermonat', der folgende uluy oylaq aj Monat, in dem die Lämmer groß sind', der nächste uluy aj großer Monat' (als,Monat des Überflusses' erklärt; das braucht aber nicht richtig zu sein); die weiteren Namen gibt er leider nicht an, weil sie nur selten gebraucht würden. Im wesentlichen liegt hier dieselbe Einteilung des Jahres wie bei den Tataren vor (cf. MIKKOLA S. 17 ff.). Ich möchte nur noch hervorheben, daß der Name uluy aj auch in der von al-Bērūnī (Chronologie ed. SACHAU S. 71 = 83 der Übersetzung) mitgeteilten Liste von türkischen Monatsnamen vorkommt, ohne zu verschweigen, daß das Bild, das wir uns von den verschiedenen Monatssystemen zu machen haben, dadurch anscheinend recht kompliziert wird 4).

türkischen Reiches (türk ḥāqān bei Gardēzī und 'Aufi); ihr Urheber dachte demnach an eine weit zurückliegende Zeit (H. H. SCHAEDER brieflich).

1) Hiermit beginnt eine zweite Version.

2) Cf. BROCKELMANN Hirth Anniversary Volume (Probeband der Asia Major), S. 12 Anm. 1 des Sonderdruckes.

3) Nairuz: das ist zunächst nur die Bezeichnung für das persische Neujahr; begann aber auch das von Kāšyarī beschriebene türkische Jahr im Frühling?

4) Cf. MARKWART Chronologie der alttürkischen Inschriften 29 f. Zeitschrift f. slav. Philologie. Bd. II.

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[Korrekturzusatz. Inzwischen hat N. POPPE in einer Besprechung der oben erwähnten Abhandlung von RAMSTEDT (Die Tschuwassischen Lautgesetze, Asia Major I 775 ff.) auch unsere altbulgarischen Ausdrücke kurz berührt; näheres wird sich erst nach dem Erscheinen einer angekündigten größeren Arbeit von ihm sagen lassen.] Freiburg i. Br. JOSEPH SCHACHT

S. KULÚ'BAKIN. Украинскій языкъ. Краткій очеркъ исторической фонетики и морфологіи. Charkov 1919 IV + 104 nebst Karte.

Das wenig umfangreiche Buch von K. gibt eine Übersicht der Laute, Deklinations- und Konjugationsformen der heutigen ukrainischen Schriftsprache mit sprachgeschichtlicher Erläuterung. Auch wird auf die dialektischen Unterschiede innerhalb des Kleinrussischen verwiesen. K. behandelt zuerst die Verbreitung des Klr., nach der Terminologie des Verf. Ukrainischen, dessen Stellung unter den übrigen Slavinen, darauf seine Mundarten und Dialekte, ferner die Quellen zur klr. Sprachgeschichte. Das letzte Kapitel ist den Lehnwörtern im Ukr. gewidmet. Die Darstellung ist gedrängt, aber klar, genau und durchaus wissenschaftlich. Erfreulicherweise finden sich darin auch nicht jene gewagten, nationalistische Tendenzen verratenden Hypothesen, die den meisten klr. oder ukr. sprach wissenschaftlichen Werken eigen sind. Da es nicht die unmittelbare Aufgabe des Verf. war, eine klr. Sprachgeschichte zu geben, besteht seine historische Einstellung nur in der Bestimmung des Verwandtschaftsverhältnisses zwischen sprachlichen Tatsachen des Ukrainischen und denen des Urrussischen, oder mitunter auch des Urslavischen. Hin und wieder wird auch auf Zwischenstadien verwiesen. Nicht überall sind die Dialektunterschiede angegeben, eine Vermengung von ukr. dial. oder schriftsprachlichen Merkmalen mit gemeinklr. findet jedoch niemals statt. Überhaupt wird das Verhältnis der ukr. Schriftsprache zu den klr. Volksdialekten durchaus sorgfältig angegeben. M. E. ist daher das Buch von K., trotz seines geringen Umfanges, das einzige, vollkommen wissenschaftliche Handbuch der ukrain. Schriftsprache.

Die Bemerkungen, die ich dazu zu machen imstande bin, beziehen sich nur auf Einzelheiten. Ferner sollen sie zum Verständnis dessen beitragen, welcher Abart der ukr. Schriftsprache man den Vorzug zu geben hat.

Die ukr. Schriftsprache wurde lange Zeit hindurch nur in Galizien gepflegt, obgleich sie auf dem Dialekt von Poltava aufgebaut ist. Die galizischen Schriftsteller haben eine Reihe von Eigentümlichkeiten hereingebracht, die den ukr. Dialekten nicht eigen sind und infolge polnischer oder deutscher Bildung auch solche, die überhaupt in der lebenden klr.

Volkssprache weder in der Ukraina noch in Galizien gebräuchlich sind. Das Bestreben, die ukr. von der russ. (eigentlich großruss.) Schriftsprache zu lösen, verleitete die der ukr. Volkssprache entfremdeten, an poln. oder deutscher Literatur gebildeten galizischen Schriftsteller, die Sprache durch Polonismen oder Germanismen zu verunstalten. Gegen jene nicht einheimischen Elemente der ukr. Schriftsprache kämpfen bereits seit langem die innerhalb der russ. Ukraina lebenden ukr. Schriftsteller an. Mit vollem Recht verlangen sie eine Annäherung an die lebenden ukr., hauptsächlich ostukr. Volksdialekte: der größte Teil des klr. Volkes lebt ja innerhalb der russ. Ukraina; von dort stammen auch die besten ukrainischen Schriftsteller.

Als ukr. Schriftsprache faßt K. in seinem Buch den galizischen Dialekt, weicht dabei aber hie und da von der in Galizien üblichen Norm ab.

So richtet sich z. B. die Beschreibung der Laute nach BROCH 1). Dieser Gelehrte charakterisiert jedoch das gebildete Ukrainische nach der Aussprache des westlichsten Teils von Galizien 2). Daher werden dem Ukrainischen solche lautliche Merkmale zugeschrieben, die dem gebildeten Ukrainischen der russ. Ukraina entweder gar nicht oder bei weitem nicht überall eigen sind. Hierher gehört: 1. die Aussprache des durch u bezeichneten Lautes als eines akustisch mehr dem e als dem i nahen Lautes; allerdings kommt im Ukrainischen in Rußland nicht seltener auch die dem i akustisch und artikulatorisch mehr als dem e sich nähernde Aussprache vor. 2. die palatalen b', p', m', v', f', (S. 16): in der Aussprache der russ. Ukrainer sind die Laute b, p, m, v niemals palatal; ein f kennen sie überhaupt nicht, weder das weiche noch das harte; 3. vor Sonorlauten y für x (,,rоTовиX не мао") (S. 17); 4. „gewöhnlich" stimmhaftes h (S. 17): h ist im Ukr. nur in gewissen Stellungen stimmhaft; 5. zwei verschiedene (S. 17): die Aussprache der russ. Ukrainer kennt drei verschiedene 7; 6. das Fehlen des palatalen r (S. 18): die gebildeten russ. Ukrainer behalten vor Vokalen und am Wortende meist das palataler bei; 7. nur hartes è (S. 18; vgl. auch,,нiччу" S. 57 u. a.): in der gebildeten russ.-ukr. Aussprache sind die gedehnten kakuminalen Zischlaute weich in Fällen wie ніччю, клоччя, збіжжя, обличчя usw., ebenfalls die kakuminalen Zischlaute vor i: Imperat. мocuimь, cкaɔíimь; 8. die Aussprache štš für šč (S. 18) usw.

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In der Übersicht der ukr. Deklinations- und Konjugationsformen werden als schriftsprachlich normale oft nur solche Formen angegeben, die nur von galizischen Schriftstellern gebraucht, von den ukrainischen aber vermieden werden 8). So empfiehlt z. B. K. die Formen: 1. Dat. sg. m. auf -oeu, -eeu: бо20вu, шecyеou u. a. (S. 50, 51), anstatt der ukr. 60206i, шesyesi usw., die gar nicht erwähnt werden; 2. Gen. pl. auf -ий: гостий, коний, гроший (S. 53), ночий, материй (S. 57), anstatt

1) Vgl. S. 13, 15, 17. 18.

2) Vgl. S. 18-19.

3) Dabei unterläßt es K. mitunter, auf die eigentlich ukrainischen Formen zu verweisen.

der ukrainischen: гостей, коней, грошей, ночей, die ebenfalls nicht genannt werden; 3. Gen. pl. auf -ie von fem. a-Stämmen (S. 56) wird weder von ukrainischen Schriftstellern noch in der Umgangssprache gebildeter Ukrainer gebraucht (K. führt die Beispiele: panie, зemлie, cmyduïe, бaбie, xamie an); 4. die Kasusformen 620, 6мy werden augenscheinlich von K. vor den ukr. йo20, йoмy bevorzugt (S. 61); 5. die 2. sg. ecu (S. 85). Ich erwähne ferner das nicht-schriftsprachliche mio für med (S. 50). Auf S. 42 wird die Aussprache couня als dialektisch angegeben; tatsächlich kommt sie auch im gebildeten Ukrainisch vor. S. 63 wäre es besser gewesen, für das galizische ceй цей und оцей (Gen. sg. yb020 usw.) anzuführen.

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Erwünscht wären auch einige Ergänzungen in der Laut- und Formenlehre. So hätte z. B. bei der Behandlung der klr. Vertretungen von ě darauf hingewiesen werden müssen, daß in nordklr. und nordukr. Dialekten e für ě nur in unbetonter Stellung vorkommt; auch hätte auf die Verbreitung von f in galizischen Dialekten hingewiesen werden können (vgl. galiz. mix schriftspr. ymix); die Aussprache der stimmhaften Konsonanten vor stimmlosen wäre klarer gestellt als auf S. 43 durch einen Hinweis, in welchen Fällen die stimmhaften Konsonanten vor stimmlosen in der Schriftsprache bewahrt sind und in welchen nicht; bei der Deklination der Adjektiva und Pronomina dürfte der Loc. sg. auf -omy nicht übergangen werden; bei der Behandlung der Gen. pl. m. ist auf die endungslose Form: miwan etc. zu verweisen; auch hätte gesagt werden können, welche Verba eine 3. sg. ohne t' (nur diejenigen der 1. Konj.) haben; neben den Formen der 1. Pl. auf -Mо müßten diejenigen auf -м genannt werden, die sowohl in den Volksdialekten als auch in der Literatursprache fast ebenso häufig sind, ferner die in der Dichter- und Umgangssprache gebräuchlichen Formen der 3. Sg. wie зна, numa.

Nun noch einige Einzelheiten:

Auf S. 8 heißt es, daß anlautendes, zirkumflektiertes gemeinslav. or, ol nur im Südslav. ra, la ergeben habe, ein Wandel, der sich sonst in keiner anderen Slavine findet. Aber steht es so auch im Slovakischen? Die Auflösung der gemeinruss. Spracheinheit verlegt K. in die Zeit vor dem 10. Jahrh. Vgl. S. 19: im 9. Jahrh. „bestand bereits die alte Spracheinheit der russ. Dialekte nicht mehr". Diese Behauptung beweist K. jedoch nicht, er könnte es auch nicht, da die Spracheinheit zweifellos auch noch im 11. Jahrh. bestanden hat; dialektische Unterschiede hat es natürlich schon im 10. Jahrh. gegeben, doch beweist die Existenz solcher Unterschiede noch nicht den Zerfall der Spracheinheit.

Unklar sind mir die Worte von K.: „Die Frage, ob das Urrussische Nasalvokale gehabt hat, ist strittig" (S. 19). M. E. muß es damals Nasalvokale gegeben haben, da es solche in der Zeit des Zerfalls des Urslav. gegeben hat, folglich muß das Gemeinruss. sie aus dem Urslav. übernommen haben; die Nasalvokale verloren ihre Nasalierung in der gemeinruss. Zeit; als das Gemeinruss. zerfiel, bestanden sie nicht mehr.

Auf S. 12 gibt K. eine Aufzählung der ältesten südruss. Sprachdenkmäler und bezeichnet als Kiever unter anderem auch das Mstislav Evang. von ca. 1115, die Urkunde des Mstislav um 1130, das Jurjever Evang. um 1120 und die Pandekten des Antiochos aus dem 11. Jahrh. Kein einziges dieser Denkmäler gibt jedoch Hinweise auf eine Kiever Herkunft ihrer Schreiber oder auf orthographische Eigentümlichkeiten, die namentlich für Kiever oder überhaupt südruss. Sprachdenkmäler charakteristisch wären (natürlich kommt der Tatsache, daß das MstislavEvangelium in Novgorod geschrieben worden ist, keine Bedeutung zu).

Auf S. 47 heißt es ungenau, daß die Unterschiede in den Kasusendungen nicht mit Genusunterschieden im Urruss. zusammenhingen, sondern mit denjenigen der Stämme. Die Endungen des Instr. sg. unterschieden sich aber doch nicht nach Stämmen, sondern nach dem Genus: alle masc. und neutr. Substantiva hatten ungeachtet der Stämme die Endung -m und die femin. die Endung -ju (aus gemeinslav. jo). Eine Ausnahme bilden nur die masc. a-stämmigen.

Ich würde mich nicht zur Behauptung entschließen, daß die weichen Stämme im Gemeinslav. die Dativendung -evi nicht gehabt haben: diese Endung findet sich bereits in abg. Denkmälern des 11. Jahrh. Es gibt auch keine Gründe, diese Erscheinung nicht der gemeinslav. Zeit zuzuschreiben.

Brünn

N. DURNOVO

A. ŠACHMATOV und A. KRYMŚKYJ. Нариси з історії української мови та хрестоматія з пам'ятників письменської староукраïншини XI—XVIII B. B. 2. Aufl. Kiev 1922 182 + II 8o.

Das Buch besteht aus folgenden 3 Teilen:

1. А. SACHMATтот Короткий нарис історії української мови. Aus dem Russischen übersetzt von V. DEM JANČUK. S. 5-86.

2. A. KRYMŚKYJ Українська мова, звідкіля вона взялася і як розвивалася. S. 87-128.

3. Хрестоматія з пам'ятників письменської старо-українщини XI-XVIII B. B. S. 129-182. Die Chrestomathie enthält 17 Nummern.

Der 1. Teil ist eine Übersetzung der im 2. Teil von украинсKİй народъ въ его прошломъ и настоящемъ 1916 erschienenen Abhandlung von ŠACHMATOV. Š. ging darin ausführlich auf die slav. und russ. Urheimat, die Siedlungen der Ostslaven und die politischen Bedingungen ein, die zur Bildung der russischen Stämme und deren Sprachen führten. Ferner gab er eine Aufzählung der wichtigsten Tatsachen der Lautund Formenlehre des Gemein- und Südrussischen mit besonderer Berücksichtigung der Zeit vor dem XIII. Jahrh.

In der vorliegenden Ausgabe ist der Aufsatz von Š. mit Fußnoten des Übersetzers versehen. Ein Teil dieser Bemerkungen, z. B. solche, in

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