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sich einen Erdwall zu denken und die „Stadt" bestand aus Holzbuden, die, nach Art der schonenschen „Vitten" zur Hansezeit, wohl nur zeitweilig bevölkert waren; ihren Hauptwert hatte sie als sicherer Hafen, der den zahlreichen Wikingerschiffen Schutz gewähren konnte.

Eine solche Hafenanlage, die auch in der von den verschiedenen Chronisten beschriebenen Weise angesegelt werden konnte, hat SCHUCHHARDT am Peenemünder Haken, gegenüber der Insel Ruden, festgestellt. Das eigentliche Vinetagelände freilich ist verschwunden; die Stadt ist einer der an südwestlicher Ostseeküste auch in der Neuzeit nicht unbekannten Sturmfluten zum Opfer gefallen, ein Ereignis, welches so gewaltig auf die Zeitgenossen wirkte, daß, wie wir gesehen haben, auch die Rethrasage davon beeinflußt worden ist.

Vielleicht ist es gelungen, durch diesen kurzen Bericht eine ungefähre Vorstellung davon zu geben, um was es sich bei den hier erörterten Fragen handelt. Möge KARL SCHUCHHARDT seine, dem Berichterstatter gegenüber geäußerte, Absicht ausführen und die auf drei verschiedene, im Buchhandel nicht mehr erhältliche Hefte verteilten Abhandlungen zu einer Einheit zusammengefaßt neu herausgeben. Viele würden dies mit Freude begrüßen. Neustrelitz W. KARBE

Die älteste Namensform für Preßburg

Der Aufsatz von J. MELICH über die Namen von Preßburg, in dieser Zeitschrift I, S. 79 ff., hat bereits ebenda II, S. 58 ff. einen kleinen Nachtrag aus der Feder von ERNST SCHWARZ erhalten. Nichtsdestoweniger soll hier noch einmal mit ein paar Worten auf die Sache zurückgekommen werden.

Von grundlegender Bedeutung für die Anfänge der Stadt Preßburg wie für die erste Gestalt ihres Namens ist die, vor einigen Jahren von ERNST KLEBEL in dem steirischen Kloster Admont (an der Enns) aufgefundene und veröffentlichte1) annali

1) E. KLEBEL Eine neuaufgefundene Salzburger Geschichtsquelle. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde Bd. 61 (1921), S. 33 ff.

stische Quelle, deren MELICH S. 88 f. mehr beiläufig, ohne richtige Würdigung und feste Stellungnahme, gedenkt1) mit der Bemerkung, er habe keine Auseinandersetzung über den historischen Wert der Annales Admont. (wie er die neue Quelle nennt) gelesen". Schon SCHWARZ S. 58 f. hat dann hervorgehoben, daß MELICH den in den „Admonter Annalen" gegebenen ältesten Beleg für den Namen Preßburgs nicht genügend berücksichtigt habe. Aber auch ihm ist entgangen, daß wir über die neue Quelle, die zwar in einem Admonter Codex überliefert ist, aber keine Admonter Annalen, sondern Salzburger Annalen darstellt, seit 1923 eine ausführliche und vortreffliche Untersuchung von H. BRESSLAU haben2), in der nicht nur über die Glaubwürdigkeit, sondern auch über das Alter der neuen Quelle und die quellenkritischen Zusammenhänge mit anderen Geschichtswerken, sowie über die Schlüsse, die sich daraus für die Frage der Herkunft ihrer Nachrichten ergeben, grundlegend gehandelt ist. BRESSLAU bezeichnet die neue Quelle, zum Unterschied von anderen, schon länger bekannten Salzburger Jahrbüchern, als „Annales Juvavenses maximi", die größten (umfangreichsten) Salzburger Jahrbücher3). Sie bringen zu 907 eine Nachricht über die, für die Deutschen unglückliche Ungarnschlacht dieses Jahres und nennen als den (den anderen Quellen der Zeit unbekannten) Ort der Schlacht Preßburg 4). Es frägt sich zunächst, aus welcher Zeit die Eintragung stammt.

Die Ann. Juv. max. sind ein, gegen die Mitte des 12. Jahrh. von mehreren Händen geschriebenes Exzerpt aus älteren, verlorenen Salzburger Annalen, die von BRESSLAU mit dem Namen

1) Fast sieht es aus, als ob MELICH erst nachträglich mit der Quelle bekannt geworden sei. Wie hätte er sonst auf der ersten Seite seines Aufsatzes als den ältesten Beleg für den deutschen Namen Preßburgs einen solchen aus dem Jahre 1042 anführen können? Und wie hätte er sich sonst S. 84 ff. so lange bei der Widerlegung der These, daß die Stadt ihren Namen nach dem Böhmenherzog Břetislav I. (1034 bis 1055) trage, aufhalten können?

2) H. BRESSLAU Die ältere Salzburger Annalistik. Abhandlungen der Preussischen Akademie der Wissenschaften 1923, Phil.-hist. Klasse Nr. 2.

3) Juvavum ist der lateinische Name für Salzburg.

4) Bellum pessimum fuit ad Brezalauspure IV. Nonas Julii“.

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,,Annales Juvavenses antiqui" bezeichnet wurden, und die nachweisbar Berichte über die Jahre 725-956 enthalten haben. Die Abfassung der Ann. Juv. ant. war um 830 unter Heranziehung älterer Quellen begonnen worden und wurde von da an, immer gleichzeitig mit den Ereignissen, von denen erzählt wird, fortgeführt. Nachrichten, die auf die Ann. Juv. ant. zurückgehen, sind also, sofern sie nach 830 liegen, als völlig gleichzeitige Eintragungen zu betrachten, und die Glaubwürdigkeit dieser Eintragungen hat sich bei der näheren Untersuchung überall bewährt.

Eben dies aber, die Herleitung aus den Ann. Juv. ant., gilt von der Notiz, die die Ann. Juv. max. über Preßburg bringen. Wir können es schlagend nachweisen, daß sie aus den Ann. Juv. ant. stammt. Die heute verlorenen Ann. Juv. ant. sind nämlich noch zu Anfang des 16. Jahrh. von dem berühmten bayrischen Historiker Aventin (Johannes Turmair) benutzt worden. Er hat sie exzerpiert, und auch diese Auszüge Aventins aus den Ann. Juv. ant. nennen Preßburg als den Ort der Schlacht des Jahres 907. Die Nachricht Aventins, früher als sehr spät kaum beachtet, hat jetzt erst, durch die Aufdeckung des quellenkritischen Verhältnisses, ihre richtige Würdigung erhalten. Die doppelte Überlieferung des Namens Preßburg in zwei Geschichtswerken (Ann. Juv. max. und Aventin), die auf die gleiche Quelle zurückgehen, macht es völlig sicher, daß er aus dieser, den Ann. Juv. ant., stammt. Die Nachricht, daß die Ungarnschlacht von 907 bei Preßburg stattfand, gehört also einem gleichzeitigen Annalenwerk an und ist aufs allerbeste beglaubigt1). Die Nennung Preßburgs in den Ann. Juv. ant. zu 907 ist die älteste Erwähnung der Stadt, deren erkennbare Geschichte somit in diesem Jahre beginnt.

Wie lautete der Namen in den Ann. Juv. ant.? Die Ann. Juv. max. haben Brezalauspurc2); Aventin schreibt Braslavespurch3). Die beiden Ableitungen sind gleichwertig und lassen

1) Vgl. BRESSLAU S. 53.

2) So, nicht Brezalauspure, wie KLEBEL S. 37 versehentlich druckt; vgl. KLEBEL S. 51 Anm. 115, BRESSLAU S. 27 u. 53 Anm. 2. Darnach sind MELICH S. 88 und SCHWARZ S. 58 zu berichtigen.

3) So, nicht Braslavaspurch, wie E. v. OEFELE in der von ihm besorgten 2. Aufl. der Annales Altahenses (1891, in den Scriptores

an sich noch keinen Schluß zu auf die Form, die der Namen im Original der Ann. Juv. ant. gehabt hat. Andere Erwägungen aber dürften doch zu einer bestimmten Annahme führen.

Daß der letzte Teil des Namens (-purc, -purch) deutsch ist, unser burg, bedarf keiner Erörterung und wird von niemandem bezweifelt. Wohl aber hat bereits BRESSLAU mit Recht darauf hingewiesen, daß dieses Suffix, in deutschen Quellen an fremde Namen gehängt, nur den Wert einer Ein- oder Umdeutschung hat, zum eigentlichen Namen überhaupt nicht gehört1). Wie also beispielsweise aus dem lateinischen Augusta deutsch Augsburg geworden ist, so wäre auch, nach BRESSLAU, aus einem rein slav. Namen bei den Deutschen Breslavsburg oder ähnlich, d. h. Preßburg, geworden. Der erste Teil des Namens (vor -burg) stammt ja lautlich gewiß aus dem Slavischen, beruht auf einem, zum mindesten ursprünglich slav. Personennamen. Nun meint freilich MELICH (S. 80, vgl. auch 85 ff.), das Ganze sei doch wohl ein deutscher, sogar ein typisch bayrischer Ortsnamen, auch der erste Teil, der von ihm als „ein dem Slavischen entlehnter deutscher Personennamen" angesprochen wird, d. h. als ein Personennamen, ursprünglich slav. Stammes, den die Deutschen übernommen hätten. Diese Erklärung mochte eine gewisse Wahrscheinlichkeit haben, so lange die neue Salzburger Quelle nicht bekannt war. In der Tat, kam Preßburg erst um die Mitte des 11. Jahrh. vor, zu einer Zeit als das Deutschtum im Donautal seit langem (nämlich seit der Lechfeldschlacht) in siegreichem Vordringen war, dann mag es nahe gelegen haben, den Namen auf solche Art zu deuten. Wenn aber Preßburg schon 907 nachweisbar ist, dann ist es angesichts des slav. Personennamens, der dem Ortsnamen zugrunde liegt, doch wohl wahrscheinlicher an das großmährische Reich zu denken, das in der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. sich bis über die Donau nach Süden erstreckte, und dessen Herzog Svatopluk (894) mehr als einmal siegreich durch Pannonien gezogen ist.

rerum Germanicarum in usum scholarum ex Monumentis Germaniae historicis recusi) S. 7 Note h druckt; vgl. BRESSLAU S. 27 Anm. 4. 1) BRESSLAU S. 53 Anm. 2. Andere Beispiele bei S. ABEL und B. SIMSON Jahrbücher des Fränkischen Reiches unter Karl dem Großen Bd. 2 (1883), S. 327 Anm. 3.

Auf dieses großmährische Reich, das erst um die Wende des Jahrhunderts inneren Fehden und dem Ansturm der Ungarn erlegen ist, mag die Gründung Preßburgs als einer Festung an der Donau, zur Sicherung des Übergangs über den Strom, zurückgehen. Sein Erbauer und Kommandant, ein Čeche oder Slovake, wird ihm den Namen gegeben haben, dem erst die Deutschen dann ein -burg anhängten. Daß ein Ortsnamen auf einem Personennamen beruht, ist ja häufig und zu allen Zeiten vorgekommen. Wie aber lautete der Personenname, nach dem Preßburg seinen Namen führt?

Mit Recht hat MELICH S. 85 darauf hingewiesen, daß der ursprünglich jedenfalls slav. Personennamen, der in dem ersten Teil des Ortsnamens steckt, im Genitiv steht. Das stimmt, mag die älteste Form des Ortsnamens im deutschen Mund nun mehr Brezalauspurc (= Brezalavspurc!) oder mehr Braslavespurch gelautet haben. Doch auch dieser Genitiv dürfte nur der deutschen Umformung des Namens angehören, eben durch die Anhängung von -burg bedingt sein. Der eigentliche slav. Namen der Person und des Orts müßte, je nachdem die richtige Form in den Ann. Juv. max. oder bei Aventin erhalten ist, etwa Brezalav oder Braslav gelautet haben. Was den Schluß dieses Namens anlangt, so ist ja ohne weiteres klar, daß in ihm das slav. Wort slava (Ruhm) steckt. Aber der Anfang? Hat Aventin recht, so denkt man an bratz (Bruder); also etwa bratoslav1). Ist die Form in den Ann. Juv. max. besser, so dürfte es doch bei jenem (in seiner Bedeutung nicht sicher erklärten) Worte bleiben müssen, das als erstes Kompositionsglied in dem Eigennamen Břetislav (westslav. *Bręcislav) vorliegt.

Nun spricht für das letztere zweierlei. Einmal die Tatsache, daß für Preßburg noch um die Mitte des 11. Jahrh., zu einer Zeit, als auch bereits ein verkürzter Namen in Gebrauch war2), die Form Preslawaspurch (also mit e in der ersten Silbe) quellen

1) Hier und im folgenden verdanke ich meinem Kollegen FRANZ SPECHT einige willkommene sprachliche Hinweise.

2) Hermann von Reichenau 1042 (Mon. Germ. hist., SS. V 124): Brezesburg.

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