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Kann aber ein südslavisches Wort Fružískaja (Gora) die Bedeutung „Französisches (Gebirge)" haben? Ich glaube, ja.

Oben habe ich bemerkt, daß das südslavische Frug auf ein älteres südslavisches *Frogo zurückgeht und dieses dem Byz.Griechischen Poάyros entlehnt ist. Zur Zeit seiner Entlehnung hatte das Wort dieselbe Bedeutung im Südslavischen, wie das byz.-griechische Wort, es bedeutete daher: „die germanischen Franken, die Franken Karls des Großen". Außer dieser Bedeutung hatte das byz.-griechische Wort auch die Bedeutung: „Galli, Gallo-Franci". Beide Bedeutungen sind aus den byzantinischen Schriftstellern leicht belegbar (s. auch DUC. Poάyzos SOPHOCLES Greek Lexicon), diese letztere Bedeutung hauptsächlich bei der Wiedergabe der Ereignisse des 11., 12., 13. Jahrh. Das byz.-griechische Poάyros hat aber auch eine dritte Bedeutung. So lesen wir in den Anmerkungen zu GEORGIUS CODINUS CUROPALATA'S Werk (ed. Bonn.), daß

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Φράγγοι = Franci appellantur Genuenses et Veneti, imo etiam Itali et Siculi... Franci in recentiorum Graecorum scriptis non solum Galli intelligendi sunt, inquit Junius, sed Itali et Siculi, eoquod olim Siciliae regnum et pars Italiae a Francis tenebatar" (s. GEORGII COTINI CUROPALATAE De officialibus palatii Cpolitani ed. Bonn. p. 330 et index).

Nun glaube ich, daß wir diese drei Bedeutungen auch für das südslavische Frogs > Frugt, Frogt nachweisen können.

Die erste Bedeutung „Germano-Francus" brauchen wir nicht nachzuweisen. Diese Bedeutung mußte das Wort zur Zeit Karls des Großen, also zur Zeit seiner Übernahme gehabt haben. Die zweite und dritte Bedeutung glaube ich mit folgenden Belegen zu beweisen:

1. Bulg. frúžski, frúški, a, o, pril. o nože: tónkoj (francuzskoj) raboty; frážski, ska, sko,francuzskij‘; frægð: frázi,francúzá S. MIČÁTEK-LAVROV Dif. bolg. russk. slov. | fruško nože MIKL. Lex. p. s. auch GEROFF'S Wb. — Frigo jestь lьvь. MIкL. Lex р. 2. Von den Belegen, die DANIČIĆ in Rječnik iz star. srp. anführt, scheinen folgende die Bedeutung „Franzose“ zu haben (die betreffenden Werke konnte ich leider nicht benützen): najemыše gričeskyje voje, frugi že i turski; frugom konstantin gradь prědrьžeštimь.

3. In dem Verzeichnisse der Wertsachen des Despoten Georgius von Serbien vom Jahre 1441 lesen wir unter anderen: dve romenče fruške, potežu osamь litгь i 9 unačь (MIKL. Mon. Serb. 408, zit. auch bei DAN. Rječ.). Von diesen „romenče fruške“ (vgl. VUK3: romijenča kupfernes Wassergefäß', nach dem Wbuche Ragusäisches Wort) kann viel eher angenommen werden, daß sie venetianischer, also italienischer, als daß sie französischer Arbeit waren.

4. Unter den walachisch-bulgarischen Urkunden, mitgeteilt von J. VENELIN (S. Vlacho-bolgarskija ili dako-slavjanskija gramoty. St. Petersburg 1840), finden wir vier Urkunden, welche angeblich der ungarische König Sigismund (1387-1437) für das Kloster Vodica unweit von Orsova und Turnu Severin ausgestellt hat. Die Urkunden, welche in Bukarest aufbewahrt sind, sind nach den ungarischen Fachleuten Falsifikate, unbedingt aber aus der Zeit des 15. Jahrh. Nun lesen wir in drei Urkunden folgendes:

1418: Žigmunь, po Božioi Milosti Rimsky Kralь. I věčnii cesarь ugrьskoi zemli I Fruskoi Dolmacie. i Chrыvatskoi Zemli. i iněmь zemljam Kralь | 1420: ..... u Fruškoi Dolmacie | 1429: .....i Fruškoi Dalmacie ....

VENELIN konnte den Ausdruck Fruškoi1) Dolmacie nicht erklären (s. S. 41: „eto vyraženije zadača istoričeskaja"). Auch mit Hilfe der zahlreichen lateinischen Urkunden des Königs Sigmund ist der Ausdruck nicht erklärbar. Sigmund führt z. B. in den Urkunden vom Jahre 1397 folgenden Titel:

Nos Sigismundus dei gracia rex Hungariae, Dalmacie, Croacie etc. ac Marchio Brandenburgensis",

weiter in den Urkunden vom Jahre 1423 den folgenden:

,Sigismundus dei gratia Romanorum rex semper Augustus ac Hungarie, Bohemie, Dalmacie, Croacie, Rame, Seruie, Gallicie, Lodomerie, Cumanie, Bulgarieque rex, Marchio Brandenburgensis, necnon Lucemburgensis heres".

Wir können aber den Ausdruck aus den Ereignissen seiner Regierung erklären. Das Land Dalmatien, welches vom Jahre 1351 bis zum Jahre 1409 zu Ungarn gehörte, hatte Sigmund in den Jahren 1409-1412 endgültig an Venedig verloren. Das Land war nachher venezianisches Gebiet. Nun glaube ich, daß wir

1) Über die Form s. LAVROV Obzor zvuk. i form. osob. bolg. jazyka S. 176.

Zeitschrift f. slav. Philologie. Bd. II.

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in dem Ausdrucke Fruškaja Da(o)lmacia den Sinn und die Bedeutung Venezianisches Dalmatien zu suchen haben.

Auf Grund des Gesagten glaube ich nachgewiesen zu haben, daß das Wort Frogs > Frugь > fružьskú usw. im serbischen und bulgarischen Teile des Südslavischen seit dem 9. Jahrh. dieselben Bedeutungen gehabt hatte (zum Teile hat es sie auch jetzt, s. die bulg. Belege aus MIČÁTEK-LAve., Geroff usw.), wie sein Vorbild, das byz.-griechische Poάyyos zu derselben Zeit, nämlich 1. Germano-Francus, der Franke; 2. Gallo-Francus der Franzose; 3. Venetus: Italus.

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Wie ich oben hervorgehoben habe, hat es in Sirmien im 11. bis 15. Jahrh. am Fuße des Frůškâ Gòra-Gebirges mehrere Ortschaften gegeben, die ung. Olaszi~ Olasz geheißen haben. Die größte unter ihnen war Nagyolaszi (heute Mandjelos, vgl. ung. nagy‚groß‘). Die Bewohner dieser Ortschaften konnten von der damals sehr spärlichen südslavischen Bevölkerung fruzi frozi genannt werden und auch die Bezeichnung Sirmiens als Doayyoyoqlov bei NIKETAS AKOMINATOS kann mit dieser Olasz (~ Franci ~ Fruzi)-Bevölkerung in Verbindung gebracht werden. Spärlich habe ich gesagt, denn die Mehrheit der Bevölkerung Sirmiens seit der zweiten Hälfte des 10. Jahrh. bis zur Mitte des 15. bildeten die Ungarn. In der ersten Hälfte des 15. Jahrh. ist ein großer Teil der Ungarn, zur Zeit der Hussiten-Verfolgungen ausgewandert. Wie nun die einstige lateinische Bevölkerung Sirmiens für das Sirmier Gebirge ihren eigenen Namen (s. Alma mons, JIREČEK Die Romanen in den Städten Dalmatiens I 15) gehabt hat, so hatte ihn auch die ungarische. Ja sogar zwei Namen haben wir im Ungarischen für das Gebirge Fruška Gòra. Der eine ist Tarcal, der andere Árpatarló. Beide Namen finden wir auch in LAZIUS' „Des Khůnigreichs Hungern Chorogr. beschreybung" 1556, sieh A 5: ,,Almus mons ... mit den besten ausserwelten Wålschen reben hat lassen grefften, wirdt zu vnserer zeit von den Hungern genendt Tarczal" (siehe auch PESTY Magyarország helynevei 10, 103), ferner auf der „Karte des Königreichs Ungarn von WOLFG. LAZIUS 1556" (ed. E. OBERHUMMER und FR. R. V. WIESER. Innsbruck 1906): Arpatarlo Mons (s. auch PESTY op. c. 10, 103). Nun wissen wir sehr gut, daß Árpatarló ursprünglich Name einer im 13.-15. Jahrh.

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gutbekannten ung. Ortschaft in Sirmien ist; nach CSÁNKI Magyarország tört. földr. II 234 ist es höchstwahrscheinlich, daß Arpatarló mit der heutigen Ruma in Sirmien identisch ist. Das Gebirge wurde also mit dem Namen einer Ortschaft, welche am Fuße des Gebirges liegt, benannt. So konnte auch bei den Südslaven entweder nach den Olaszi (= Fruzi) Ortschaften, oder aber nach den Bewohnern dieser Ortschaften das Gebirge Fružьskaja Gora > Fruška Gora benannt werden. Der Ausdruck hat die Bedeutung ,,Französisches Gebirge" und ist nach dem 11./12. Jahrh. entstanden. Mit den Franken Karls des Großen hat er nichts zu tun. Budapest J. MELICH

Zur russischen Ortsnamenforschung

1. Žmerinka.

Die alten Griechen besaßen Sagen über die Kimmerier (Kiuμégioi), die einstmals im Süden des heutigen Rußlands gelebt haben. Spuren der Kimmerier zeigen noch die Ortsnamen wie Kimmerischer Bosporus, Kimmerische Mauer, Kimmerische Furt usw. Besonders viele Nachrichten über dieses Volk finden sich bei Herodot. Unter anderem erzählt er, daß irgendwo am Tyras - Dniestr das Grab der kimmerischen Fürsten sich befinde und daß es zu seiner Zeit noch zu sehen war.

Außer den Griechen waren die Kimmerier auch den Völkern Kleinasiens bekannt. Von den Assyrern wurden sie Gimir, von den alten Hebräern Gomer genannt. Augenscheinlich nannten sich die Kimmerier selbst Gimer-1).

Wie bereits gesagt wurde, befand sich das Grab der kimmerischen Fürsten irgendwo am Dniestr. Offensichtlich lagen dort auch ihre Siedelungen.

Aus diesem Grunde verdient ein Ortsname in Podolien, Kreis Vinnica Beachtung. Er lautet Žmerinka. Es ist ein Dorf am Baran, einem Nebenfluß des südlichen Bug, und heute Haltestelle der russ. Südwestbahn. Unweit dieses Dorfes liegt der

1) Ausführlicher hierüber Verf. Русско-скифскіе этюды. Извѣстія XXVII 301–303.

Flecken Tivrov1), nach dem augenscheinlich der in den Chroniken erwähnte Stamm der Tiverci benannt ist. Verhältnismäßig nicht weit davon fand der Archäologe CнVолко an der Ušica, einem Nebenfluß des Dniestr, Spuren der sog. Kultur von Tripolje), die m. E. kimmerisch ist.

Analysieren wir nun den klr. Namen Žmerinka; die Polen haben ihn zu Zmierzynka (vgl. Słownik geogr. s. v.) umgeändert. Seine alte Form muß *Žьmer-, früher noch *Gьmer-, *GImer- gelautet haben.

Wenn es zur Zeit Strabo's noch Ortsnamen im heutigen Südrußland gegeben hat, die an die Kimmerier erinnerten, dann kann es nicht wundernehmen, daß wir auch in den heutigen Ortsnamen noch Spuren davon finden.

2. Zu Αχέρων.

Die Sprachforscher stellen diesen Namen für zwei wirklich vorhanden gewesene Flüsse (im Epirus und Italien) und eines mythischen (im unterirdischen Hades) mit dem Seenamen (im Epirus) Axegovoía (slav. ozero-ezero, lit. ażeras-eżeras) zusammen. Ich habe nichts gegen diese Zusammenstellung einzuwenden, halte es aber für wichtig, auf einen Seenamen im Gouv. Vitebsk zu verweisen, der in einer Piscovaja kniga aus dem 16. Jahrh. Zeruto, aus *Ozero to (?), genannt wird und einem Axéoovt vollkommen entsprechen würde.

Den verwandten griech. Flußnamen Axelos stelle ich zu dem 1260 in der russ. Chronik erwähnten Namen eines Nebenflusses der Memel: „воева по Зелеви“, var. „по Зелвѣ". Der Nominativ muß entweder *Zely, Gen. *Zelьve oder *Zelь vы, Gen. Zelьvi gelautet haben. Heute heißt er Zelь vь.

3. Zu -vättern3).

Die Seenamen in Värmland (Schweden) haben mitunter -vättern zum zweiten Bestandteil: Alkvättern, Frövättern,

1) Urkundlich belegt seit dem 14. Jahrh.

2) Tripol je, das alte Städtchen Trьpolь, liegt ungefähr 20 Werst südlich von Kiev am Dniepr. Die Kultur stammt aus der neolithischen Zeit.

3) PEDERSEN KZ. XXXII 246.

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