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EW. 124, TRAUTMANN Apreuß. Sprachd. 420. Zur Entstehung eines Baumnamens von einer Farbenbezeichnung vgl. man urslav. *bersto,Ulme': got. bairhts,glänzend', gr. λɛúzŋ‚Pappeľ': λɛvzós ,weiß', vlat. alba,Weißpappel': albus,weiß, urslav. *berza,Birke' : alb. bard 'weiß' u. a. Ich verweise noch auf MICKIEWICZ Pan Tadeusz IV v. 812: wyrasta szara sosna dymu.

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Wegen der Wortbildung ziehe ich diese Deutung von sosna derjenigen vor, die es auf *sapsnā als ,saftiger Baum' zurückführen will (so MIKKOLA IF. 23, 126, POGODIN POB. 32, 125).

Es bleibt als einziges diskutables Beispiel zugunsten des MEILLET'schen Gesetzes: ursl. kosa,Sichel, Sense': aind. çastrám ,Messer'. Dem stehen aber mehrere sicher widersprechende Fälle wie strstь, sosna, siz gegenüber, vgl. auch noch skr. zvrst ,Art weichen Steines': lit. žviřzdai (bei TRAUTMANN Balt.-sl. Wb. 375), sowie slav. *serno,Rauhreif': lit. šerkšnas (TRAUTMANN a. O. 303). Mir erscheint danach das Dissimilationsgesetz unhaltbar, denn bei kosa: çastrám kann es sich ja um Gutturalreihenwechsel handeln (vgl. auch noch BERNEKER EW. I 581), wie bei lit. akmů: ašmens, slav. skoko: lit. šoku,springe', slav. *zolto: žolto. Schließlich wäre auch eine Trennung von kosa und çastrám möglich, denn auch auf Gleichungen wie deós: deus werden keine Lautgesetze aufgebaut.

Leipzig

M. VASMER

Nochmals der Name Preßburg

J. MELICH hat in dieser Zeitschr. I 79 f. über die Namen von Preßburg gehandelt und gegenüber M. WEINGART (Sborník Filozofické Fakulty University Komenského Nr. 17, S. 113-131) überzeugend nachgewiesen, daß Preßburgs heutiger slovak. Name Bratislava ein Werk bewußter Etymologisierung des 19. Jahrh. ist und vorher keine Geschichte hat.

Eine Reihe von Bedenken erheben sich aber gegen seine Ableitung des als Bestimmungswort verwendeten asl. PN. Hier ist der in den Admonter Annalen zum Jahre 907 erwähnte älteste Beleg Brezalauspure (zu lesen: -purc) nicht genügend

berücksichtigt, trotzdem MELICH die Glaubwürdigkeit der betreffenden Notiz nicht für ausgeschlossen hält. In Wirklichkeit ist gegen KLEBEL'S Gleichstellung mit Preßburg (Mitteil. der Ges. f. Salzburger Landeskunde 61, 33-54) nichts einzuwenden. Die Schlacht von 907, in der der bairische Heerbann geschlagen wurde, wird an der Grenze des bair. Gebietes stattgefunden haben, das damals noch über Niederösterreich hinausging (mit Ausnahme des zum großmährischen Reiche gehörenden nördlichen Teiles). Der Donauweg ist die alte Völkerstraße, auf der schon einst die Hunnen und Avaren nach Westen gezogen waren. Noch Aventin nennt diese Entscheidungsschlacht die „Preßburger“. Wenn auch die Admonter Annalen in der Schrift des 12. Jahrh. aufgezeichnet sind, so gehen sie doch auf ältere Vorlagen zurück und scheinen die vorgefundenen Formen von ON. zum Teil gut bewahrt zu haben. Ein paar Zeilen vor Preßburg steht z. J. 881 der älteste althochd. Beleg von Wien: Primum bellum cum Vngaris ad Weniam noch mit altertümlichem ē (in der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. ist sonst schon ie herrschend). Deshalb muß Brezalauspurc als Namensform von 907 gewertet werden.

MELICH leitet richtig den čech. PN. Břetislav vom asl. *Bręcislav ab. Den deutschen Namen aber auf ein *Bręcislaus-, *Bracislauspurg zurückzuführen ist lautlich nicht einwandfrei. Keiner der späteren Belege des 11/12. Jahrh. Brezisburg, Breziburc, Brezizburch, Preslawaspurch, Bresburg verlangt die Lesung Bretzis-, alle lassen sich mit mhd. z = nhd. ss lesen. Man müßte eine hier schwer erklärbare Umwandlung Bretzis-> Bressisannehmen, um zur heutigen Namensform zu gelangen.

Ferner wäre dann zu fragen, warum nicht in diesem Namen der für asl. stimmhaftes b vom 9.-13. Jahrh. geltende Lautersatz durch das altbair. stimmhafte v begegnet wie in mähr. Vrenspitz čech. Branišovice, oberöst. Frensdorf, urk. Vratessendorf (z. asl. PN. Brateša), steir. Fressnitz slov. Brěznića u. v. a. Der deutsche Name müßte dann bis mindestens in die erste Hälfte des 9. Jahrh. zurückgehen, in eine Zeit, in der noch Ersatz durch altbair. p (< b) möglich war (wie in Pielach in NiedÖst., Perschling < *Bělá, *Berzonika). Das ist deshalb wieder kaum wahrscheinlich, weil die Anlage der Burg wohl in

die Zeit der beginnenden Magyareneinfälle gehört, also erst seit den letzten Jahrzehnten des 9. Jahrh. notwendig gewesen sein wird (881 der erste Zusammenstoß mit den Magyaren bei Wien!).

Der wichtigste Grund aber gegen Ansetzung des asl. PN. Bręcislav ist, daß die deutsche Form von 907 keinen Nasal mehr aufweist. Wohl erfolgt der Schwund des Nasals auf čech. und slovak. Boden im 10. Jahrh. aber erst in der zweiten Hälfte. Der älteste Beleg für den Nasalschwund aus einer Originalurkunde ist 996 Lusizi (< *Ložici; FRIEDRICH, Cod. dipl. Boh. I 46). Aus der ersten Hälfte des 10. Jahrh. stammt aber noch die deutsche Form Wenzel, latinis. Venceslaus < ačech. Vęceslav, aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. noch deutsches Zwentipolk, -bold Svetipalk. Da der Name von Preßburg schon mindestens im Anfange des 10. Jahrh. im deutschen Munde war, wäre deshalb eine Form mit Nasal zu erwarten.

Erwägt man weiter, daß die versuchte Ableitung nur durch die modernen čech. und slovak. Formen Břeclava, Bratislava nahe gelegt wird, so berechtigen nun die angeführten Bedenken, nach einer einwandfreieren Ableitung des Namens zu suchen. Sie ist gegeben durch den asl. PN. Prěslav, für den MELICH selbst S. 86/87 Belege, auch in der Verwendung in ON., bringt.

Die bair. Grundform seit dem Ende des 9. Jahrh. ist *Preslauespurc. Asl. ě kann auch durch bair. e wiedergegeben werden, vgl. in den Alpenländern Vellach, Fressen, Reggen ◄ Bělá, Brězno, Rěka (dazu noch VERF., Bayer. Hefte für Volkskunde 9, 72). Einen deutschen Umlaut 'a > e von *Braćislauispurc im 10/11. Jahrh. etwa anzunehmen (MELICH 91) ist bedenklich. b- für asl. p- ist im Abair. im Anlaute nur graphisch, weil hier seit dem 8. Jahrh. nur p gesprochen wurde. Wir verstehen dann auch die konsequenten Schreibungen mit z = nhd. ss, wiewohl das hier nicht selbstverständlich ist. Denn vor 7 wie überhaupt vor stimmhaften Konsonanten kannte das Abair. nur einen stimmhaften ž-Laut, so daß dann, wenn fremdes s im Silbenanlaut stehen sollte, eher die Affrikata ts (2) eintreten konnte, vgl. Bunzlau in Böhmen und Schlesien <*Bole-slau-ji (deutsche Grundform *Bol-zlau, mit Dissimilation Bun-zlau). Wurde das s aber in der deutschen Aussprache zur vorhergehenden Silbe gezogen,

d. h. war im Deutschen die Silbentrennung Pres-lau, so konnte natürlich mhd. zz für slav. s gesprochen werden. Der Beleg von 907 Brezalauspurc erklärt sich dann als altbair. Form mit Zwischenvokal. Die deutschen Formen des 11/12. Jahrh. Brezis-, Bres- neben Preslawaspurch zeigen die in der deutscher Ortsnamengebung bisweilen auftretende Erscheinung des Schwundes von Mittelgliedern, indem der zusammengesetzte PN. als zweigliedrig gefühlt wurde. Ähnlich wie in Zusammensetzungen Sonntagabend, Traunseestein, mhd. biscoftuom u. a. der Mittelteil schwindet und schon in der Bildung fallen gelassen werden kann (Sonnabend, Traunstein, mhd. bistuom), so auch in ON. (vgl. HERSFELD, 778 Heriulfisfelt, schon 1018 Heresueld; FÖRSTEMANN II1 1265).

Das Ergebnis ist dasselbe, zu dem MELICH gelangt ist. Falsche Lesungen der urkundl. Belege einerseits (der älteste von 907 ist erst seit 1921 bekannt), Analogie von LundenburgBřeclav <*Bręcislavjo, latinisiert Bratislavia, anderseits haben zur künstlichen Bildung des slovak. ON. geführt. Der Name Preßburg aber zeugt von deutscher Bevölkerung seit mindestens einem Jahrtausend.

Prag

ERNST SCHWARZ

Dualspuren in der nominalen Deklination des Russischen

Die Kategorie des Duals begann im Russischen seit dem 13., 14. Jahrh. allmählich zu weichen und verschwand endlich ganz als lebende Norm aus der Sprache. Heute kennt weder das Großruss. noch das Klein- oder Weißruss. den Gebrauch des Duals als einer besonderen, vom Sprachgefühl empfundenen Kategorie. Dieses hindert natürlich nicht die eine oder andere Sprache, gewisse Formen, die ihrer Entstehung nach Duale sind, sowie lexikalische Varianten in der Form erstarrter Duale oder Neubildungen von ursprünglichen Dualformen zu verwenden. Der Gebrauch dieser Reste des früheren in sich geschlossenen Dualsystems wird mitunter auch als Überbleibsel des untergegangenen lebenden

Systems, als Archaismus der Sprache empfunden. So sind nach KARSKIJ (Еылоруссы II 2, 143-144) im Weißrussischen z. B. die Dualformen „recht verbreitet". Sie sind jedoch möglich nicht nur in Verbindung mit dem Zahlwort 2, sondern auch mit 3 und 4, d. h. bei einer solchen Anwendung der Dualformen müßte vom Standpunkt des Sprachgefühls ein gewisser Widerspruch entstehen mit dem Prinzip der Zweiheit selbst als lebender Sprachkategorie. Tatsächlich wird dieser Widerspruch von der Sprache nicht empfunden, weil die Kategorie des Duals im Weißruss. keine lebende Sprachnorm ist, sondern nur in zufälligen Überresten von Alters her traditionell bewahrt wird. Vgl. hierzu auch, daß im Weißruss. Dualformen nur von fem. und neutr. Substantiva möglich sind, z. B. 2, 3, 4 руцѣ, назѣ, сялѣ, бядзѣ, хацѣ и. ä.; bei den masc. Substativa wird in diesen Fällen der Plural gebraucht. Auch hieraus ist wiederum ersichtlich, daß die tatsächliche Anwendung der genannten Formen mit dem Wesen der Zweiheit nicht übereinstimmt, denn diese ist in keiner Weise an die Kategorie des Geschlechtes gebunden. Gleichermaßen gebraucht das Kleinrussische Dualformen. So hat man z. B. in den west-klr. Dialekten, die viel Altes erhalten haben, Dualformen gefunden, in einer Reihe von Monographien werden sie aber als „Überreste" behandelt. Und tatsächlich sind sie vereinzelt im Ugroruss.: руцьі, нізьі, мудьі (VERCHRATŚKYJ Знадоби 170), ferner im Dialekt der galiz. Lemken: руцьі, нозьі, дві бритвi (VERCнRATSKYJ 125), etwas häufiger sind sie im Doliuśkyj (ib. 70) oder Bat'ukovskyj Dialekt (ib. 45, 48); im allgemeinen kommen sie aber nur als Überreste vor, die in keiner Weise für ein Dualsystem sprechen. Vgl. auch hier den Gebrauch der Dualformen nur nach den Zahlwörtern 2, 3, 4 und wiederum nur von fem. oder neutr. Substantiva (die einzige Ausnahme bildet das Wort ý ca).

Noch weniger Spuren des Duals finden sich auf großruss. Gebiet. Der Grund hierfür ist darin zu suchen, daß der Nom. dual. der Substantiva unabhängig vom Geschlecht in diesen Dialekten früher systematisch durch den Gen. sg. ersetzt wurde. Vgl. entsprechend den ursprünglichen Verbindungen два, оба бока, сыны, гости, двѣ, обѣ женѣ, селѣ, волости die heu

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