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in einem neuen, sehr günstigen lichte erscheinen und beweist, dafs er mehr war als ein ,,fashionable wit" und ein ,,notorious profligate".

Werke.

Noch summarischer als das leben sind von der bisherigen kritik die werke Sedleys behandelt worden. Man hat sich nicht die mühe genommen, den dichter zu studieren, und nicht selten auf grund einer oberflächlichen kenntnis geurteilt. Widersprechende und falsche angaben sind die natürliche folge. Ihre richtigstellung kann selbstverständlich nicht durch neue behauptungen, sondern nur durch eine eingehendere darstellung der werke unseres dichters geschehen, die den zweiten teil der vorliegenden arbeit bilden soll, und die um so berechtigter erscheint, als sie einen nicht überflüssigen beitrag zur literaturgeschichte der restaurationszeit liefern dürfte. An erster stelle werden wir die gedichte Sedleys behandeln, an zweiter dagegen auf die dramen eingehen.

Sedleys gedichte.

Sedleys gedichte finden sich in der 1776-ausgabe im I. bd. s. 1—128, im II. bd. s. 1–28 und 243-251, eines ist im „Mulberry Garden" (II, 70) und zwei sind in der „Bellamira" (II. 141 und 147) enthalten. Der herausgeber hat die gedichte weder chronologisch noch nach bestimmten gruppen geordnet. Aus praktischen rücksichten kann man auf einen einheitlichen einteilungsgrund verzichten und etwa folgende hauptarten unterscheiden:

1. Liebesgedichte,

2. Trinklieder,

3. Gelegenheitsgedichte,

4. Epigramme und satirische gedichte.

Sieht man von der vierten gruppe ab, so hat man es also mit den leichteren lyrischen genres, mit einer art anakreontik zu tun. Aber es ist nicht jene von rosenduft umflossene, weinund liebesselige, mehr naive poesie der alten, die noch eben ein Herrick von neuem gesungen, sondern eine mehr elegante gesellschaftspoesie, die sich meist in konventionellen ausdrücken und oft auch in konventionellen gefühlen und gedanken bewegt.

Aus vielen gedichten Sedleys spricht indessen auch wahre empfindung, und immer gefällt seine poesie durch gewandtheit und anmut, sodafs wir ihm begabung für die lyrische dichtung zuerkennen müssen.

1. Liebesgedichte. Die liebesgedichte bilden bei weitem die gröfste gruppe unter seinen lyrischen erzeugnissen. Was nun bringt Sedley in diesen zum ausdruck? Sehr oft die gefühle und gedanken der leichtlebigen vornehmen gesellschaft der restaurationszeit, oft aber auch subjektivere, zartere empfindungen. Dem leichten inhalt dieser poesie gemäfs wählt der dichter meist die leichte form des liedchens (song), das in der regel nicht rezitiert, sondern nach einer leichten, gefälligen melodie gesungen wurde. Von seinem lieblingsdichter Vergil, sowie von der vorhergehenden und zeitgenössischen pastoralen dichtung beeinflusst, kleidet Sedley jene gefühle und gedanken in das gewand der schäferdichtung. Mindestens gibt er den liebenden namen wie Celia, Phillis, Pastora, Aminta; Thirsis, Strephon, Amintas, Damon etc., oder bezeichnungen wie nymph, swain und shepherd, die an die bukolische poesie erinnern.

Zunächst möchte ich einige gedichte betrachten, die sinnliche liebe preisen und für die damalige flatterhafte gesellschaft recht bezeichnend sind. Im Advice to Lovers (I, 108) heifst es:

Damon, if thou wilt believe me,

'Tis not sighing round the plain, Songs and sonnets can't relieve thee, Faint attempts in love are vain.

Der dichter rät dem schüchternen liebhaber zu einer „pow'rful kind invasion" und bedeutet ihm, dafs das sträuben und die tränen der schönen nicht ernst zu nehmen seien. Diese ermahnungen hat einer der vielen Damons zu herzen genommen (A Song II, 12). Er ist mit seiner Sylvia allein und bemüht sich, ihre bedenken zu verscheuchen und sie zu gewinnen:

Fear not, dear nymph, replies the swain,

There's none can know our bliss!

None can relate our loves again,

While this place silent is:

Then Damon, with a lov'd surprise,

Leapt close into her arms;

With ravishing delights she dies,

And melts with thousand charms.

Eine ähnliche scene führt uns der dichter in A Dialogue beetween Amintas and Celia (I, 67 ff.) vor:

Cel. Amintas, I am come alone,

A silly harmless maid;

But whither is thy honour flown?
I fear I am betray'd.

Amintas aber nennt die ehre

a toy

Which every breath can shake,

stellt der Celia vor, wie sie auch bei aller unschuld den guten ruf infolge der gehässigkeit der frauen und der eitelkeit der männer nicht wahren könne, und verspricht ihr treu und nicht eifersüchtig zu sein. Schliefslich lässt sich das mädchen bereden:

What further past I cannot tell,

But sure not much amiss:
He vow'd he lov'd her dearly well

She answer'd with a kiss.

Frivol und der laxen moral der restaurationszeit entsprechend ist A Song (I, 7). 1) Amor wird darin als verächter der schüchternen liebhaber und begünstiger derer hergestellt Who taste his utmost joys".

In einem anderen Song (I, 66) fordert der dichter die geliebte auf:

Leave then to tame philosophy

The joys of quietness,

With me into love's empire fly,

And taste my happiness:

Where even tears and sighs can shew
Pleasures the cruel never know.")

1) Die ersten beiden strophen lauten:

Aurelia, art thou mad

To let the world in me

Envy joys I never had

And censure them in thee?

Fill'd with grief for what is past,

Let us at length be wise,

And the banquet boldly taste,
Since we have paid the prize.

Dasselbe liedchen findet sich mit fortlassung der dritten strophe und einigen unbedeutenden änderungen I, 77.

2) Uebrigens sind in diesem Song zwei verschiedene gedichte an einander geschoben. Am besten betrachtet man die verse:

Nor idly wait till it be brought,

But with the deed o'ertake your thought.

als schlufsverse des ersten gedichtes, streicht die beiden folgenden verse

und läfst mit

Awake my eyes at night, my thoughts persue
Your charming shape etc.

das zweite gedicht beginnen.

Bezeichnend für die damalige äufserliche auffassung von ehre ist To Celia (I, 60) und Her Answer (I, 61). Thirsis bittet um erhörung und fragt:

Why should the tyrant honour make

Our cruel undeserved wreck?

Celia antwortet:

Thirsis, I wish, as well as you
To honour there was nothing due.

Leider ist dies nicht der fall, darum:

Learn then of me bravely to bear
The want of what you hold most dear;
And that which honour does in me,
Let my example work in thee.

Ebenso wenig erfolg hat ein anderer ,,am'rous swain" in A Song (I, 93).

Schon oben ist erwähnt worden, dafs uns Amor (meist "Love" oder „,the boy" genannt) bisweilen als ein recht loser knabe entgegentritt. In The Resolve (II, 9) rät er einem jüngling der sich aus furcht, dafs ihm kein mädchen treu bleiben könnte, sich nicht an die liebe heranwagt, er möge alle lieben:

Then if you'll cure your fears, you shall
Love neither fair, black, brown, but all.

66

Bisweilen aber werden die ratschläge des wilden „knaben durch Hymen zu nichte gemacht, der die flatterhaften jünglinge in ehefesseln schlägt (II, 24). Der dichter freilich sagt:

Happy the swains, who only stray

Where love and pleasure lead the way,
Where Hymen's arts can never move,
And love receives no tye, but love.

Man sieht also, dafs Sedley in einer anzahl seiner liebesgedichte im einklang mit der herrschenden lockeren moral ungebundenen, sinnlichen liebesgenufs besingt und ihn als erstrebenswert hinstellt. Aber von drei hierher gehörigen gedichten abgesehen,1) vermeidet es der dichter obscön zu werden, während viele seiner zeitgenossen im schamlosen ausmalen von

1) Es sind: The Fall (II, 18), On Fruition (I, 110) und On the Happy Coridon and Phillis (I, 111), von denen das letztere besonders wegen des raffiniert verwendeten refrains als grob sinnlich bezeichnet werden muss.

liebesabenteuern und sinnlichen genüssen sich nicht genug tun können. Man wird für die besprochenen gedichte das urteil anerkennen, das Rochester in einer nachahmung der 10. satire (I. buch) des Horaz über Sedleys gedichte fällt, indem er sie als „mannerly obscene" bezeichnet. 1) Dieses „mannerly obscene" aber aufzugreifen und ohne einschränkung als die tendenz in Sedleys dichtung hinzustellen, ist ebenso einseitig als ungerecht. 2) Die folgenden besprechungen werden dies beweisen.

Sedley hat nämlich eine grofse anzahl harmloser, tändelnder gedichtchen verfafst, in denen man wahrlich nichts obscönes entdecken kann. In einem liedchen (II, 25) warnt er Clarissa über die liebespein ihres anbeters zu lachen, da auch sie von Amors pfeilen getroffen werden könne:

Beware, ah! cruel! tempt not Fate

Nor with love's arrows toy;

Tho' now unhurt, elate,

You'll surely find too late!

There's danger in the boy.

In Cupid's Return (I, 8) begrüfst der dichter begeistert den in sein herz zurückgekehrten liebesgott. Schon immer ist er ihm ergeben gewesen, und in seinem herzen ist nichts zurückgelassen „,but infinite desire". Er bittet Amor, das herz der geliebten mit eben solcher glut zu erfüllen. — Ein anderes mal ist er der liebespein müde und hat sich aus den fesseln Amors befreit: A Farewell to Love (I, 10). Er trotzt seiner macht und list, er ist wieder mann und verachtet den „,knaben". Dank des stolzes der schönen Miranda ist er wieder in den

1) The Poetical Works of the Earls of Rochester etc. p. 12. Die stelle lautet:

For Songs and Verses mannerly obscene,
That can stir Nature up by Springs unseen,

And, without forcing Blushes, warm the Queen;

Sedley has that prevailing gentle Art,

That can with a resistless Pow'r impart

The Loosest Wishes to the Chastest Heart;

Raise such a Conflict, kindle such a Fire

Betwixt declining Virtue and Desire,

'Till the poor vanquish'd Maid dissolves away

In Dreams all Night, in Sighs and Tears all Day.

2) Courthope a. a. o. III. bd. p. 469.

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