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CONTINUATION OF THE QUARTERLY

AMERICANA GERMANICA

A BI-MONTHLY DEVOTED TO THE COMPARATIVE STUDY OF THE

Historical, Literary, Linguistic, Educational and Commercial Relations

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KEGAN PAUL, TRENCH, TRÜBNER & CO., LTD.

Leipzig:

F. A. BROCKHAUS

Paris :

H. LESOUDIER

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Wenn heutigen Tages das deutsche Element in Brasilien zu einem bedeutungsvollen Faktor im Leben dieses Staatswesens geworden ist und die Zahl der Deutschredenden im Lande auf annähernd eine halbe Million geschätzt wird, so erinnern wir uns nur noch selten der weit zurückliegenden Zeiten, welche die Anfänge der Beziehungen Deutscher zu dem grossen südamerikanischen Reiche sahen. Das Deutschtum in Brasilien hat sich erst seit etwa einem Jahrhundert allmählich zur heutigen Blüte entwickelt, seit im Jahre 1818 die ersten deutschen Einwanderer in das Land kamen und in Leopoldina, im südlichsten Teile von Bahia, angesiedelt wurden. Vor dieser Zeit haben nur vereinzelte Landsleute, teils Abenteurer, Seefahrer und Soldaten, teils Bergleute, Ingenieure, Geistliche und Gelehrte den brasilianischen Boden betreten, sodass die Nachrichten über Deutsche im Lande aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert nur sehr spärlich fliessen, Dies kann auch nicht Wunder nehmen, wenn wir uns vor Augen halten, wie grossen Schwierigkeiten und Gefahren derjenige entgegenging, welcher sich damals zu einer Fahrt nach der "neuen Welt Amerika" anschickte und wenn wir uns ferner erinnern, dass, ausgenommen in der ersten Zeit der Entdeckung und Erschliessung des Landes, das portugiesische Mutterland allen Fremden den Aufenthalt in der brasilianischen Kolonie (69)

fast immer erschwert und wiederholt gänzlich verboten hat. Erst seit 1808, seit mit Übersiedelung des portugiesischen Königshauses nach Brasilien die Häfen den Schiffen aller Nationen geöffnet wurden, kamen Fremde in grösserer Zahl in das Land.

Die Frage, auf welche Weise wohl die Beziehungen unserer Landsleute zu Brasilien entstanden sein mögen, lässt sich nur beantworten, wenn wir unsere Blicke auf das Mutterland Portugal richten und des Wandertriebes gedenken, der den Deutschen innewohnt und niemals völlig geruht hat. Zu allen Zeiten und aus allen Berufen und Ständen haben Abwanderungen deutscher Volksgenossen aus der Heimat nach fast allen Ländern der bewohnten Erde stattgefunden, so auch nach Portugal. Unter Sancho I von Portugal, der von 1185-1211 regierte, wurden niederdeutsche Kolonisten zwischen Santarem und Alcuiquer angesiedelt, wo sie die Villa dos Francos (Villa Franca) gründeten, die später in Azambujo umgetauft wurde. Unter demselben Könige fochten englische Kreuzfahrer, Teilnehmer des 4. Kreuzzuges, die in portugiesischen Häfen gelandet waren, gegen die Ungläubigen, welche noch den Süden des Landes, Algarve, in Besitz hielten. Schon im Jahre 1464 siedelte Jobst von Hutter (José de Hurtere, auch Jorge und Joz de Utra, Hutra und Horta) aus Flandern als Stadthalter der Azoren-Inseln, Deutsche und Flämen auf der Insel Fayal an, weswegen die Inseln bis ins 17 Jahrhundert hinein mit dem Namen Ilhas Flamengas, Flämische Inseln, benannt wurden. Wenn die Azorianer noch heutigen Tages Anzeichen ihrer germanischen Blutmischung aufweisen und durch ihre blauen Augen und blonden Haare an die einstige Besiedlung der Inseln durch Niederdeutsche erinnern, so gilt dies auch von dem Namen der Hafenstadt Horta, die ihre Bezeichnung nach dem oben genannten ersten Donatar der Insel Fayal trägt. Auch Jacome de Bruges (Brügge), der ebenfalls ein Fläme und der erste Verwalter der zur selben Gruppe gehörigen Insel Terceira war, soll seit 1450 Flämen nach diesem Eiland gebracht haben. Er starb 1472.-Um die Wende des 15. Jahrhunderts treffen wir, eine Begleiterscheinung der portugiesischen Entdeckungsfahrten, in Lissabon bereits Deutsche in grösserer Zahl an, besonders Angestellte der grossen

oberdeutschen Handelshäuser, die am indischen Gewürzhandel beteiligt waren, aber auch Angehörige anderer Berufsstände, wie z. B. deutsche Buchdrucker, die sich nachweislich im Jahre 1493 in Leiria niederliessen.-D. Manoel von Portugal überhäufte den deutschen Buchdrucker Joh. Cromberger, den er ins Land berief, mit Wohltaten und stattete ihn 1508 mit besonderen Vorrechten für die Ausübung seiner Kunst aus. Auch der Nürnberger Patrizier Martin Behaim, ein Schwiegersohn des obengenannten Jobst von Hutter, hat einen grossen Teil seines Lebens in Portugal zugebracht. Er war in den Jahren 1480-84 Mitglied der von König Johann II berufenen Kommission, welche ein Instrument herstellen sollte, mit welchem man den Stand der Sonne aufnehmen konnte und das man später mit dem Namen Astrolabium bezeichnet hat. Behaim nahm als Kosmograph an der Reise des Diego Cão nach Guinea teil (1484-86) und begleitete 1487 Fernão Dulmo und J. A. Estreito auf ihrer Fahrt nach Amerika. Nach der Rückkehr von dieser Reise konstruierte Behaim den ersten Globus, in den er Florida, die Antillen und den Golf von Mexico eintrug. Behaim, der als Begründer der deutschen Kosmographie zu bezeichnen ist, lebte bis zum Jahre 1490 auf den Azoren; er ist im Jahre 1506 verstorben. Ein sehr angesehener Augsburger Handelsherr, Lucas Rem, der seit 1503 als Vertreter der Welser, Vöhlin und Genossen in Lissabon lebte, unternahm Reisen nach Madeira, den Azoren, Kanarischen und Kap Verdischen Inseln, wo seine Herren Faktoreien und Pflanzungen besassen, die von deutschen Beamten verwaltet wurden. Rem gab übrigens auch die Veranlassung zur ersten Fahrt deutscher Kaufleute nach Indien, die allerdings eine dauernde Niederlassung Deutscher im Osten nicht zur Folge hatte. Die Unternehmungen der Ehinger und Welser in Venezuela und auf San Domingo, die Amerika- und IndienFahrten der Spanier und Portugiesen führten deutsche Seefahrer, Soldaten, Bergleute und Abenteurer aller Art nach spanischen und portugiesischen Häfen. Wir wissen, dass an der Reise des Fernando Magalhães im Jahre 1519 vier deutsche Matrosen und Artilleristen teilnahmen, dass elf Jahre später zu der zweiten Expedition nach der südamerikanischen Westküste Jakob Fugger

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