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und Themen, die ihn persönlich bewegen, strebt (N 83). FET überwindet PUŠKIN hinsichtlich des musikalischen Stils mit seiner an Zigeunerlieder anknüpfenden Dichtung (N 78). T'UTČEV endlich zeigt einen Zusammenhang mit DERŽAVIN (NN 75, 78). Diese Tatsache findet eine Begründung in den Arbeiten TYN'ANOV'S (NN 60, 61, 63), der T'UTČEV mit der literarischen Strömung der Archaisten in Verbindung bringt, deren theoretischer Vertreter KÜCHELBECKER ist. TYN'ANOV weist darauf hin, daß die Lyrik PUŠKIN'S eine Folgeerscheinung des Sieges der Elegie, der bevorzugten Stilgattung der Anhänger KARAMZIN's, über die feierliche Ode DERŽAVIN's sei; dabei bedeuten Ode und Elegie nicht nur zwei einander entgegengesetzte lyrische Gattungen, sondern zwei Stilarten, zwei einander ablösende lyrische Zeitalter; die „Archaisten" der Zeit PUŠKIN's streben nach Wiedereinführung der Ode DERŽAVIN'S und die Gedichte TUTČEV's sind in vielen Fällen Odenfragmente.

2. Geschichte der russischen Prosa.

Nach der Meinung EICHENBAUM's werden die dreißiger Jahre charakterisiert durch den Sieg der Prosa über die Poesie, die in der ersten Hälfte der Tätigkeit PUŠKIN's uneingeschränkt vorherrschte; PUŠKIN erfuhr an sich selbst die Abkehr der ganzen russischen Literatur jener Zeit von der Poesie zur Prosa (N 82). Die neuesten Arbeiten über die Geschichte der russischen Prosa behandeln hauptsächlich die Jahre 1820 bis 1840. Für die neue Richtung ist in erster Linie die genaue Erforschung der Massenproduktion auf dem Gebiete des Romans und der Novelle und besonders die der vergessenen Belletristik in den Zeitschriften der genannten Zeit charakteristisch. In seinen Vorlesungen und Übungen, die hauptsächlich diese Zeit behandeln, unterzieht EICHENBAUM dieses wenig bekannte Gebiet einer besonders eingehenden Betrachtung; am kunsthistorischen Institut in Petersburg regte er bibliographische Arbeiten über die alten, Kunstprosa enthaltenden literarischen Zeitschriften, ihre Bücherbesprechungen und kritischen Aufsätze

an.

Auch Themen wie: der russische „Sterneanismus", die Geschichte der „,ornamentalen Prosa", das Zeitschriftenfeuille10

Zeitschrift f. slav. Philologie. Bd. I.

ton usw. wurden dabei erörtert. Unter anderem ergaben die Arbeiten, daß MARLINSKIJ in der Kunstprosa seiner Zeit führend gewesen ist. Ein allgemeines Bild vom Bestande der russischen Prosa um 1830, ihrer verschiedenen Traditionen und Strömungen gibt EICHENBAUM in seinem demnächst erscheinenden Buch über LERMONTOV.

Besonders interessante Resultate zeitigte die Bearbeitung der literarischen Massenproduktion inbezug auf GOGOL', die von ihm beeinflußte „naturalistische Schule", und den jungen DOSTOJEVSKIJ, der bekanntlich aus dieser Schule hervorgegangen ist. Eine Reihe von Arbeiten hat V. VINOGRADOV dieser Frage gewidmet (NN 18, 19, 22, 23). Er stützt sich auf das ungeheuere Material der in Vergessenheit geratenen russischen Belletristik der dreiBiger Jahre, auf die kritischen Aufsätze der Zeitgenossen, die literarischen Parodien usw. und zeichnet erstmalig die Entwicklung der russischen „naturalistischen" Schule, ihre Ideologie in Fragen der Kunst, ihre künstlerischen Wirkungsmittel, indem er das Erbe GOGOL's loslöst von den selbständigen Versuchen innerhalb seiner Schule und von den zeitweilig vom Auslande kommenden Einwirkungen. Die Abhängigkeit DOSTOJEVSKIJ'S von jenen vergessenen Zeitgenossen wird durch eine genaue Analyse der Komposition und des Stils seiner ersten Werke augenscheinlich. Gleichzeitig wirft VINOGRADOV das methodisch wichtige Problem des Verständnisses eines Künstlers durch seine historische Wirkung (put' k chudožniku s zadi) auf, d. h. das Problem der Feststellung der stilistischen Eigenheiten eines großen und einflußreichen Schriftstellers (im gegebenen Fall GOGOL'S), indem man von jenen Elementen seiner poetischen Technik ausgeht, die sich in den Schöpfungen seiner Schüler und Nachahmer zeigen. Unter dem Einfluß der Arbeiten VINOGRADOV's steht auch der Aufsatz des Moskauer Philologen CEITLIN, der die Geschichte eines beliebten und in der Literatur jener Zeit besonders populären Sujets innerhalb der Zeitspanne jener „naturalistischen Schule", von GOGOL bis zum jungen DOSTOJEVSKIJ, verfolgt („Die Geschichte vom armen Beamten" N 64).

Eine Sonderstellung nimmt das Buch von EICHENBAUM über ,,den jungen Tolstoj" (N 79) ein. Es behandelt die erste Periode

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der literarischen Tätigkeit TOLSTOJ's, den von ihm zurückgelegten Weg auf der Suche nach den Formen eines großen Romans. Die frühen Tagebücher TOLSTOJ's werden hier herangezogen als künstlerische Skizzen, als Versuche der Selbstbeobachtung eines werdenden Dichters. In Detstvo i Otročestvo" wird der Einfluß des „Sterneanismus“ gezeigt (der handlungsarmen Romane von der Art des „Voyage autour de ma chambre" von J. DE MAISTRE und denjenigen des Schweizers TÖPFER). Die Kazaki" und ,,Sevastopoljskije rasskazy" zeigen TOLSTOJ im Kampfe mit den romantischen Traditionen: die romantische Natur des Kaukasus, der romantische Held der kaukasischen Novelle, die romantischen Kriegsbilder (unter dem Einfluß STENDHAL's) weichen detaillierter Analyse und scharfer Beobachtung. Infolge der Unzugänglichkeit des handschriftlichen Nachlasses von Tolstoj kann EICHENBAUM leider die wichtige Untersuchung nicht fortsetzen. Sonst eignen sich die von der formalen Analyse der Kunstprosa aufgeworfenen Fragen mehr für die Darstellung ganzer literarischer Zeitabschnitte und Gruppen als für die Schilderung der Individualität einzelner großer Künstler (z. B. TURGENEV'S, TOLSTOJ'S, DOSTOJEVSKIJ's). In diesem Sinne wird auch TOLSTOJ vom Autor nicht so sehr als empirische Persönlichkeit, wie als historische Erscheinung gefaßt, im gegebenen Fall als Symptom für die veränderte Auffassung des künstlerischen Ideals zur Zeit der Überwindung der literarischen Romantik.

Bibliographie russischer Arbeiten über Formprobleme.

Aus der umfangreichen Literatur werden nur diejenigen Bücher und Aufsätze angeführt, die für die vorliegende Übersicht herangezogen wurden.

1. BALMONT, К. Поэзия как волшебство. Moskau 19161, 1922. 2. BELECKIJ. А. Новейшие течения в русской науке о литературе. in Народное Просвещение 1922, N 5-6 (Kursk 1922).

3. Ders. Vorwort zur russischen Übersetzung von MÜLLER-FREIENFELS Позтика Charkov 1923.

4. Ders. В мастерской художника слова., Вопросы теории и психологии творчества VIII (1923) Charkov.

5. BELYJ ANDREJ [BORIS BUGAJEV] Символизм. Книга статей. Moskau 1910.

6. Ders. Жезл Ааронов im Sammelband Скифы Lief. 1 (1918) Peters

burg.

7. Ders. О ритме Zeitschr. Горн Buch V (1920) Moskau.

8. Ders. Глоссолалия. Поэма о звуке Berlin 1922.

9. Ders. Поэзія слова Petersburg 1922.

10. BERNSTEIN, S. О методологическом значении фонетического изучения рифмы in Пушкинский сборник Petersburg 1923.

11. Ders. Голос Блока Vortrag gehalten im Kunsthistorischen Institut; erscheint in der Serie Вопросы Поэтики.

12. BOBROV, SERG. Новое о стихосложении Пушкина Moskau 1915. 13. BRIK, О. Звуковые повторы im Sammelband Поэтика Petersburg 1919.

14. Br'usov, VALERIJ Стихотворная техника Пушкина in der Ausg. der Werke Puškins von S. VENGEROV Bd. VI Petersburg 1915. 15. Ders. Наука о стихе Teil I Moskau 1919.

16. VESELOVSKIJ, ALEXANDER Поэтика (Bd. I des Собрание сочинений, bgb. von der Russ. Akademie der Wissenschaften) Petersburg 1913.

17. Ders. Поэтика сюжетов (ibid. Bd. II Lief. 1 Petersburg 1913). 18. VINOGRADOV, VIKTOR: Сюжет и композиция повести Гоголя Hoc Zeitschr. Начало N. 1 (1921).

19. Ders. Стиль петербургской поэмы Двойник. Опыт лингвистического анализа im Sammelband Достоевский hrg. von A. DOLININ Petersburg 1922.

20. Ders. О задачах стилистики.

Наблюдения над стилем жития

протопопа Аввакума im Sammelband Русская Речь Petersburg 1928.

21. Ders. О символике Анны Ахматовой Zeitschr. Литературная Мысль

N. 1 (1923) Petersburg.

22. Ders. Сюжет и архитектоника романа Достоевского, Бѣдные Люди в связи с вопросом о поэтике натуральной школы im Sammelband Творческій путь Достоевского Moskau 1924.

23. Ders. Этюды о Гоголе, erscheint in der Serie Вопросы поэтики. 24. Вопросы Поэтики Lief. I-V. Petersburg, Verlag des Kunsthistorischen Instituts (1923-24) vgl. NN 34, 56, 62, 84.

25. HORNFELD, A. (Горнфельд) Формалисты и их противники Ztschr. Литературные Записки N. 3 (1922).

26. DURNOVO, N. Заметки по истории русского литературного языка in Изв. Отд. русск. яз. и слов. ХХІІІ (1921) Heft 2.

27. ŽIRMUNSKIJ, V. Преодолевшие

Мысль N 12 (1916).

символизм Zeitschr. Русская

28. Ders. Задачи поэтики Zeitschr. Начало N 1 (1921).

28. Umarbeitung im Sammelwerk Задачи и методы изучения искусств Petersburg 1923.

29. Ders. Композиция лирических стихотворений Petersburg 1921. 30. Ders. Поэзия Александра Блока im Sammelband Об А. Блоке Petersburg 1921; separat: Petersburg 1922.

31. Ders. Валерий Брюсов и наследие Пушкина. Опыт сравнительностилистического исследования Petersburg 1922.

32. Ders. Мелодика стиха aus Anlaß des Buches von B. EICHENBAUM Zeitschr. Мысль N 3 (1922) Petersburg.

33. Ders. К вопросу о формальном методе Vorwort zur russischen Übersetzung von OSKAR WALZEL Die künstlerische Form des Dichterwerkes Petersburg 1923.

34. Ders. Рифма, ее история и поэзия Petersburg 1923 in der Serie Вопросы Поэтики Bd. 3.

35. Ders. Байрон и Пушкин.

Petersburg 1924.

Из истории романтической поэмы.

36. Задачи и методы изучения искусств. Сборник статей. hrg. Росс. Инст. Ист. Искусств; mit einem Anhang: Краткий отчет о деятельности института с 1912 по 1923 г. Petersburg 1924. 37. KošUTIć, R. Граматика Руског језика I Гласови. Petersburg 1919. Im Anhang ein Reimverzeichnis S. 257-510.

38. MoČUL'SKIJ, K. Поэтическое творчество Анны Ахматовой Русская Мысль 1921 N. 3-4 (1921) Sofia.

39. PERETZ, VL. Из лекций по методологии истории русской литературы Kiev 1914.

40. Ders. От культурной истории к исторической поэтике im Sammelband Памяти акд. А. Н. Веселовского hrg. von der Russ. Akademie der Wissenschaften Petersburg 1921.

41. Ders. Краткий очерк методологии истории русской литературы Petersburg 1922.

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