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Der Vatersname Korablikov deutet aber auf turkotatar. Kara beg schwarzer Beg". Danach wäre darin der Name eines Heerführers Tarkan, Sohn des Schwarzen Beg zu sehen. —

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Ein derartiger Name des Eidams von Batyga-Bātū muß natürlich dem alten Bestande der Sage von Vasilij Pjanica zugezählt werden. Er konnte nur in die Sage Eingang finden, als sie noch in Südrußland lebte. Daß der scherzhafte Ton der Sage sekundär ist, halte ich für sicher. Er ist auch keineswegs konsequent durchgeführt. Die Einleitung mit den Auerochsen, die Tränen der Gottesmutter (bezw. der Stadtmauer), die das Unheil Kiews nahen sieht, Vladimirs Furcht sind durchaus ernst. Auch die Invasion des Batyga, seines Sohnes und Eidams konnte kaum zu Scherzen Anlaß bieten. Komisch wirken mußte aber, durch die naheliegenden, volksetymologischen Anknüpfungen an maрañano „Schabe" und Kopaбл „Schiff" der Name des Torokančik Korablikov. Vielleicht hat gerade dieser Name den Anlaß zu der scherzhaften Umgestaltung der Erzählung gegeben, den das zu Scherzen neigende Spielmannsmilieu um so bereitwilliger ergriff. Denn die Umgestaltung des Vasilij Pjanica zu einem Trunkenbold und auch den scherzhaften Schluß, der sich in verschiedenen Fassungen findet, haben wir Spielmannskreisen (CкOмopoxи) zuzuschreiben, wie schon SPERANSKIJ Русская устная словесность 268 ff. gesehen hat. Auch der naive und hilflose Tatarenfürst Batyga, der auf jeden Schwindel hereinfällt und immer übervorteilt wird, könnte, wie SPERANSKIJ meint, einer späteren Zeit angehören, als es mit dem Respekt vor den Tataren bei den Russen bereits vorbei war. Auf jeden Fall muß aber ein Lied von ernstem Inhalt die Grundlage gebildet haben und die Gestalten des Batyga, des Sartak und des Torokan(čik) Korablikov sind für mich die Spuren, die das alte historische Lied, das vielleicht die Einnahme Kiews durch Batyga-Car behandelte daher die Tränen der Gottesmutter -), in dem scherzhaft umgestalteten Spielmannslied von Vasilij Pjanica hinterlassen hat.

Leipzig

M. VASMER

Die Akzentlehre von A. Belić.

1914 erschien das erste Heft der „Akcenatske studije" von BELIĆ und nach der Kriegszeit noch eine Reihe anderer Veröffentlichungen über die in diesem Buche angeschnittenen Fragen. Der wissenschaftlichen Welt wurde damit eine neue, sehr originelle Akzentlehre vorgelegt, die sehr günstig aufgenommen worden ist. Dennoch fehlt es bisher an einer erschöpfenden kritischen Würdigung, und es wäre verfrüht anzunehmen, die Akzentlehre von BELIĆ sei objektiv richtig. Der Verfasser dieses Aufsatzes erkennt den kombinatorischen Scharfsinn von BELIĆ voll an, hält aber seine Akzentlehre für objektiv unzutreffend.

BELIĆ nimmt sechs Intonationen für das Urslavische an: alte Intonation auf kurzer Silbe,

alter Zirkumflex fallende Intonation auf langer Silbe, steigende Intonation auf langer Silbe,

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alter Akut

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neue Intonation auf kurzer Silbe,

neuer Zirkumflex

die sich vom

neuer Akut

sich vom

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fallende Intonation auf langer Silbe, unterscheidet,

steigende Intonation auf langer Silbe, die unterscheidet.

Von diesen sechs Intonationen ist der

ausschließlich von

BELIĆ erschlossen; über die übrigen Intonationen handelte schon A. ŠACHMATOV. Er gebrauchte allerdings für sie andere Zeichen und andere Benennungen.

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Die Lage jener Intonationen im Wort kann vielleicht dahin charakterisiert werden, daß, und auf einer beliebigen Wortsilbe stehen können. Dieselbe Eigentümlichkeit teilt mit ihnen auch der (vgl. Schreibungen in der Art wie bělồ, dobrò, und auch die nach Akc. st. 45-49, 133-135 berechtigte

4

Schreibung wie gotovo). Den haben wir dagegen einerseits überall da zu erwarten, wo er nicht durch den ersetzt ist, andrerseits steht er jedoch nur auf der ersten Wortsilbe (vgl. hierzu die kategorische Erklärung Akc. st. 165). An die Stellung des im Wort knüpfen sich somit Unklarheiten.

"

Im allgemeinen läßt sich die Vertretung der Intonationen in den slavischen Sprachen folgendermaßen charakterisieren: Der hat verschiedene Entsprechungen, je nachdem auf welcher Silbe er liegt. Bei einer Lage auf der ersten Silbe, tritt er im Čak. und Štok. als rezessiver" auf, im Sloven als auf der folgenden Silbe (bei einem einsilbigen Worte auf der einzigen Silbe), im Čech. als Kürze, im Kaschub. als Kürze, im Russ. als rezessiver Akzent. Fällt er anf eine nicht erste Silbe, so hat er dieselbe Vertretung wie der ` (vgl. unten).

A

Die Behandlung des hängt auch von seiner Stellung ab. Trifft er die erste Silbe eines zweisilbigen Wortes, so hat das Štok. und Čak. rezessiven, das Sloven. auf der folgenden Silbe (resp. auf der einzigen Wortsilbe), das Čech. eine Kürze, das Kaschub. eine Kürze, das Russ. rezessiven Akzent, der bei Vollautformen auf dem ersten Vollautvokal ruht. Über die Vertretung des ~ in anderen Stellungen, z. B. auf der ersten Silbe eines mehrsilbigen Wortes, spricht sich BELIÓ nicht aus. Dementspricht im Čak. unverschobener ", im Štok. unverschobener (oder', auf der vorhergehenden Silbe), im Sloven.', (oder auf der vorhergehenden Silbe), im Čech. zeigt er sich auf der ersten Silbe eines zweisilbigen Wortes als Länge, in den übrigen Stellungen als Kürze, im Kaschub. als Kürze, im Russ. als unverschobener Akzent, der in Vollautsilben auf dem zweiten Vokal ruht.

Der unterliegt mit Ausnahme des Čech. derselben Behandlung wie der ', im Russ. kann er jedoch in Vollautverbindungen überhaupt nicht vorkommen. Über eine event. Unterscheidung von und im Čech. sagt BELIĆ nichts.

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Der wird im Čak. durch unverschobenen vertreten, im Stok. durch unverschobenen (oder `, auf der vorhergehenden Silbe), im Sloven. durch, der nicht verschoben wird, im Čech.

durch Kürze, im Kaschub. durch Länge, im Russ. durch unbeweglichen Akzent, der beim Vollaut aus analogischen Gründen auf dem zweiten Vokal liegt.

Der zeigt sich im Čak. als', im Štok. als unbeweglicher (oder als', auf der vorhergehenden Silbe), im Sloven. als', im Čech. und Kaschub. als Länge, im Russ. als unbeweglicher Akzent, bei Vollautformen auf dem zweiten Vokal. Über die Entsprechung von und bleiben somit Unklarheiten bestehen.

An das Gesagte lassen sich folgende Bemerkungen knüpfen: Vor allen Dingen ist nicht ersichtlich, anf Grund welcher Tatsachen BELIÓ urslavische Akzentunterschiede da annimmt, wo die einzelnen slavischen Sprachen eine einheitliche Vertretung aufweisen. Das bezieht sich hauptsächlich auf den und in nicht-erster Silbe. Warum lassen sich für das Urslavische nicht Formen wie bělò, dobrò, gotòvo usw. annehmen? Dasselbe würde auch für den und die übrigen Intonationen in nicht-erster Silbe gelten, wenn sich bei BELIĆ nicht Widersprüche in der Behandlung des fänden (vgl. oben). Ähnlich wäre es auch um den und auf der ersten Silbe eines mehrsilbigen Wortes bestellt. Eine solche Stellung des behandelt aber BELIé nicht (vgl. oben). Gleiches trifft auch für den und und zu, doch hierfür fällt die Schuld nicht auf BELIĆ, sondern auf seine Vorgänger.

A

Außerdem fragt es sich noch, ob man berechtigt ist einen für das Urslavische anzunehmen. M. E. sind die Gründe hierzu wenig stichhaltig.

Meine Erwägungen über einen urslavischen drei Teile:

zerfallen in

1. die von BELIĆ angenommenen Vertretungen des urslav. im Gen. pl.

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2. die Vertretungen des urslav. mit Ausnahme des Gen. pl. im Štok., Kaschub., Čech. und Russ. 3. im Sloven, und Čak.

1. Die Vertretung des im Gen. plur.

Für das Ursl. führt BELIĆ folgende Typen an: lápa : lāpr; lopáta: lopato; bráto: brãto; jęzýko: języko; léto: lēto; kopýto : kopyto. Hiermit stimmen sloven. Vertretungen wie lápa: lapʊ,

lopáta: lopât usw. überein, auch čak. làpa: lập, lopàta : lopât usw., štok. làpa : lāpā (dò-lāpā); bràt : brâtā (dò-brātā); lèto: lētā (dò-lētā): čech. lápa: lap; lopata lopat (nach BELIĆ ist der im Čech. durch Kürze vertreten). Es stimmen nicht überein Š to k. lòpata : lòpātā (dò-lopātā), jèzik :jeziha (dò-jezikā), kòpito : kòpītā (dò-kopītā) und kaschub. Vertretungen der Art wie slovinz. lapa:lãp; lùợpată: løpãt (nach BELIć ist im Kaschub. der durch eine Länge vertreten); russ. koròva: koròv usw.

Wenn vom Standpunkt BELIĆ's aus die übrigen Abweichungen leicht durch Analogie erklärt werden können, so trifft eine solche Erklärung für das Štok. doch nicht zu. Akc. st. 160 behauptet BELIĆ ohne Begründung „štok. līvādā sei neu", S. 168 jedoch versucht er eine Erklärung durch Analogie zu geben, die keineswegs als gelungen bezeichnet werden kann. Nach BELIC sind štok. Vertretungen in der Art wie lopata: lòpātā (dò-lopātā); jèzik : jèzīkā (dò-jezīkā); kòpito : köpītā (dò-kopītā) Analogiebildungen nach kòsac, g. sg. kòsca : *kòsācā (*dò-kosācā), skúpac, g. sg. skúpca: skupācā (dò-skūpācā), blizùnak, g. sg. blizùnka: blizanākā, begúnac, g. sg. begúnca : bègūnācā, vèslo : *vèsālā (*dòvesālā), písmo: pîsāmā (dò-pīsāmā), rebàrce: rèbarācā. vretence : vrètēnāca. Hierbei ist nicht genügend berücksichtigt, daß zwischen den Wörtern jener beiden Kategorien mit Ausnahme des N. sing. und G. pl. masc. ein fundamentaler Unterschied besteht, der eine gegenseitige Beeinflussung unwahrscheinlich macht. Die Gründe für eine Zurückziehung des Akzentes nach dem Wortanfang zu im G. pl. müssen bei den Wörtern der genannten Kategorien verschieden gewesen sein. Teils werden sie noch auf lange hinaus Gegenstand von Erörterungen bleiben müssen, teils sind sie schon jetzt vollkommen durchsichtig 1).

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1) Vor der štok. Akzentzurückziehung war nach bobi : bòb kosci kosac gebildet worden, nach krūti král. skupci : skúpac, nach konopi konop blizanci blizanak, nach kolaci koláč begunci: begúnac, nach sela oder selù: sél vèsla oder veslà: vèsal, nach gnézda oder gnězdà: gnezd - písma oder pismà: písam, nach vretena oder vretena: vretén rebarca oder rebarca: rebarac, nach propéla oder propēlà: propél - vretenca oder vretencă: vreténac. Aus kosac, skúpac, blizanak, begúnac, vèsal, pisām, rebàrac, vreténac wurde nach Durchführung der štok. Intonation *kòsācā (*dd-kosūcā),

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