Slike strani
PDF
ePub

Technik, Speise, Bauten, Hauswesen und Kleidung, Aberglauben, Sitten. und Gebräuche, soziale und Rechtsbegriffe und Bildung des ukrainischen Volkes ein. Es wird hier nicht nur eine Zusammenfassung dessen, was auf dem Gebiete der ukrainischen Volkskunde an Forschungen vorliegt, geboten, sondern es findet sich darin auch ein großes neues Tatsachenmaterial (Beobachtungen des Verfassers, Material des Russischen Museums und der Geographischen Gesellschaft); viele Fragen werden historisch-vergleichend untersucht, da der Verfasser sich aber nicht die Aufgabe stellt, die allgemeinrussischen Erscheinungen von den allgemeinslavischen zu trennen, bleibt in der Chronologie vieles unklar. Dem Aufsatz sind eine Reihe von Abbildungen und Kartogrammen beigefügt. - Von den übrigen Aufsätzen der Enzyklopädie sind folgende für den Volkskundler wichtig:

M. HRUŠEVSKIJ Развитіе украинскихъ изученій въ XIX вѣкѣ И раскрытіе въ нихъ основныхъ вопросовъ украиновѣдѣнія (Bd I). 1. JEFIMENKо Обычное право украинскаго народа (Bd II 648-663). A. SACHMATOV Краткій очерк исторіи малорусскаго (украинскаго) языка (Bd II 664-707).

F. Volkov Антропологическія особенности украинскаго народа (В І 427-454).

Der Aufsatz von ŠACHMATOV über die ukrainische Sprache erschien 1922 in ukrainischer Übersetzung im Buche:

0. ŠACHMATOV - A. KRYMS'KYJ Нариси з історії української мови та хрестоматія з пам'ятників письменської старо-українщини ХІХVІІІ вв Київ 1922 8° 182 S. Besprochen von P. Buzuk Slavia III (1924) 139–141.

Einen populär-publizistischen Charakter hat das Buch von N. SUMcov Слобожане. Історично-етнографична розвідка. Charkov 1918 8° 238 S., das im Wesentlichen aus einer Reihe von Zeitungsfeuilletons mit schlechten Abbildungen besteht.

Das Volkstum der Weißrussen wird behandelt in Kypc белоруссоведения. Лекции, читанные в белорусском народном университете в Москве летом 1918 года. Moskau 1918—1920 8° 330 $. und Karte. Verlag des Белорусский подотдел отдела просвещения национальных меньшинств Наркомпроса. Von den neun Aufsätzen dieses Bandes müssen hier für den Ethnographen gebucht werden: N. JANČUK Этнографический очерк Белоруссии (S. 152-184). V. PIČETA История белорусского народа.

P. RASTORGUJEV Белорусская речь в ее современном и прошлом

состоянии.

D. ANUČIN К вопросу о белорусской территории.

D. ŽYLUNOVIČ Беларуская літаратура (weißrussisch).

Der Aufsatz von JANČUK ist rein darstellend, gibt aber kein annähernd vollständiges Bild vom Volksleben der Weißrussen. Als Ergänzung zu ihm wäre zu nennen das grundlegende Werk von E. KARSKIJ Бѣлоруссы, besonders Bd. 3: Очерки словесности бѣлорусскаго племени.

1. Народная поззiя Moskau 1916 8°. XIV + 557; er enthält eine Beschreibung der Bräuche und eine historische Ethnographie der Weiß

russen.

Ferner D. ZELENIN Описаніе рукописей ученаго архива И. Русскаго геограДическаго Обшества Lief. I Petersburg 1914 8° X + 483 Lief. II Petersburg 1915 485--988 Lief. III Petersburg 1916 989-1880. Das Werk enthält eine Beschreibung der Handschriften des Archivs der russ. Geographischen Gesellschaft und geht auf den Inhalt derjenigen ethnographischen Handschriften ein, die von Bedeutung für die Wissenschaft sind. In den vielen Handschriften des Archivs (es sind ihrer einige tausend Nummern) findet sich neues und wertvolles Material zu allen einschlägigen Fragen der Volkskunde, sowohl derjenigen der Ostslaven, als auch der andern Volksstämme des früheren Rußlands. Eine Beschreibung aller Handschriften nach diesem Plan muß eine Art volkskundliche Enzyklopädie Rußlands ergeben, umsomehr als den Beschreibungen auch eine Bildersammlung beigelegt werden soll. Die in den ersten drei Lieferungen beschriebenen 1513 Handschriften (etwa die Hälfte der überhaupt vorliegenden) beziehen sich auf 36 Gouvernements des europäischen Rußlands und sind nach der alphabetischen Reihenfolge der Gouvernements (von Gouvernement Archangel'sk bis Gouvernement Saratov einschließlich) angeordnet.

Die historische Volkskunde des russischen Volkes behandelt das Werk von A. ŠACHMATOV Древнейшие судьбы русского племени Petersburg 1919, Verlag des Pyсский Исторический журнал 8° 64. In den 5 Kapiteln handelt ŠACHMATOV über 1. das Auftreten der Ostslaven an der Donau und in Südrußland; 2. die Berührung der Ostslaven mit den Avaren; 3. die Ausbreitung der Ostslaven; 4. Berührungen der Ostslaven mit Fremdstämmigen; 5. die Gründung des russischen Staates. Im wesentlichen ist das Werk eine erweiterte Umarbeitung der „Einführung“ zum bekannten Buch von ŠACHMATOV Очеркъ древнѣйшего періода исторіи русскаго языка. Petersburg 1915 (Энциклопедія славянской филологіи Bd. XI).

Eine Beschreibung der Lebensweise der Großrussen vor dem Weltkrieg gibt O. SEMENOVA-T'AN-ŠANSKAJA жизнь Ивана. Очерки из быта крестьянъ одной изъ черноземныхъ губерній Petersburg 1914 (Записки И. Русск. Географическаго Общ. Отд. Этногр. Bd 39 8° XIV 136). Es ist das letzte, unbeendete Werk der Tochter des bekannten P. Semenov T'an-Sanskij. Sie lebte größtenteils im Dorfe Grem'ačka (Kreis Dankov, Gouv. R'azan') und starb im November 1906. Schritt für Schritt wird in diesem Buch das alltägliche Leben eines Bauern aus dem Gouv. R'azan' beschrieben, der um 1865 geboren wurde (ein oder zwei Jahre nach der Reform" d. h. nach der Aufhebung der Leibeigenschaft). Besonders wertvoll ist das tiefe Eindringen in das intime Leben des Bauern..

Über das Leben und die Stimmung des russischen Volkes während der Kriegszeit klärt auf das Buch von S. FEDORČENKо Народ на войне

Moskau 1923 (8° 167. Die erste Ausgabe erschien 1917 in Kiev; die zweite ist stark erweitert). Es ist eine Sammlung von intimen Gesprächen russischer Soldaten, aufgezeichnet 1915-1916 an der Front von einer Krankenschwester (der Verfasserin). Das Buch enthält nur Material, das aber als Zeitdokument wertvoll ist. Es hat daher weniger volkskundlichen als psychologischen Wert.

[ocr errors]

Bücher, die eine wissenschaftliche Darstellung der Lebensweise des russischen Dorfes nach der Revolution bieten, gibt es noch nicht, und es ist auch schwer eine vollständige Widerspiegelung der ländlichen Lebensweise zu erwarten, da sich auf dem Lande eben noch die Umwälzung vollzieht. Eine derartige Lücke auszufüllen versuchen zwei Sammelbände, herausgegeben von V. TAN-BOGORAZ. Sie enthalten eine Reihe von Aufsätzen von Petersburger Studenten der Geographie, die an ethnographischen Ausflügen im Sommer und Winter 1928 teilgenommen haben. Im Sammelband Старый и новый быт Petersburg 1924 8° 144 S. finden sich 8 Aufsätze eine Einleitung der Herausgeberin; E. ORLOVA Три месяца на Кольском полуострове, путевые заметки; außerdem N. MOREV Старое и новое, очерк из быта чухарей; A. BORISOVA Взаимоотношение полов у чухарей; М. BOGDANOVA Наволоцкая дурка, очерк с натуры; N. BERNARDOVA und S. STEBNICKIJ Из валдайских впечатлений: что мы видели, наши скитания с птичьего полета; Изба-читальня; N. MOREV und N. Š. Современная частушка; S. MOGIL'ANSKAJA Последыши вишневого сада (дворяне после револошии). Da die Aufsätze eine Zeit darstellen, die in der russischen Geschichte von besonderer Bedeutung ist, enthalten sie auch Interessantes; jedoch die Schilderung der jugendlichen Verfasser ist nicht genügend tief und umfassend; allzuviel Raum wird den persönlichen Erlebnissen eingeräumt. Wertvoller ist ein zweiter Sammelband: Револия в деревне. Очерки. Petersburg 1924 8° 138. Er behandelt hauptsächlich die wirtschaftlichen Verhältnisse. Außer einer Einleitung vom Herausgeber enthält er sechs Aufsätze A. PAVLOV Чухари-белозерская Весь (финны Новгородского края); A. DUNSBURG Экономический быт крестьян Недашецкой волости Тихвинского уезда Череповецкой губ; L. KARUNOVSKAJA Село Новоселка-Зюзино Ростовского уезда (Ярославской губ.); A. VINOGRADOV От бурлака до В. У. З'а (из Рыбинского уезда); GR. STARCEV Революция и зыряне культура и быт; А. ВАЈ Черкесы и русская культура. Vom Herausgeber des Sammelbandes wird betont, daß die Aufsätze es versuchen „einen neuen Weg zur volkskundlichen Betrachtung der großen Mannigfaltigkeit des Lebens zu finden und Bausteine zu einer neuen Ethnographie liefern", worin aber eigentlich das Neue dieses Weges und dieser Ethnographie besteht, ist dem Unterzeichneten nicht ersichtlich. Im übrigen soll das „streng ethnographische" Material erst im dritten, bisher noch nicht erschienenen, Bande geliefert werden.

Eine gründliche Vertrautheit mit dem wirtschaftlichen und sozialen Leben des heutigen großrussischen Dorfes zeigen zwei Bücher von

J. JAKOVLEV 1. Деревня, как она есть. Очерки Никольской волости. Moskau 1923 16°. 132 und 2. Haшa деревня. Новое в старом и старое в HOBOм. Moskau 1924 8°. 176. Es sind die Ergebnisse einer bis ins Einzelne gehenden Erforschung zweier Bezirke Nikol'sk Gouv. Kursk im Jahre 1923 und Znamensk im Gouv. Tambov 1924; die Erforschung erfolgte im Auftrage des kommunistischen Parteikomitees und wurde von JAKOVLEV gemeinsam mit 9 Statistikern und 4 kommunistischen Landarbeitern durchgeführt. Trotzdem hauptsächlich die Wirtschaft berücksichtigt werden sollte, ist die Darstellung der Lebenshaltung doch so tief und umfassend, daß sie ein gutes Bild vom sozialen Leben des heutigen großrussischen Dorfes bietet.

In halb-belletristischem Stil ist das Buch von L. GRIGOROV Очерки современной деревни. Moskau 1924 16° 218 gehalten. Eine ähnliche Darstellungsweise zeigt AL. DEMIDOV жизнь Ивана Moskau Verlag земля и þабрика 1923, wo das Dorf im Gouv. Tula in der Zeit vor der Revolution (vom Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrh.) geschildert wird, ebenso der Aufsatz von TAN Новое крестьянCTBO Zeitschr. изпь 1924 N 1 259-278.

Charkov

(Fortsetzung folgt.)

D. ZELENIN

Neuere Beiträge zur Frage nach der ältesten kirchenslavischen Nomokanonübersetzung.

Vertreter verschiedener Wissenschaftsgebiete sind in den letzten Jahren, von den mannigfachsten Interessen geleitet, an die Frage nach Entstehungszeit, Urheber und Gestalt der ältesten kirchenslavischen Übersetzung eines griechischen Kirchenrechtsdenkmals herangetreten.

I. Die am frühesten erschienene 1) von den Schriften, in denen die so entstandenen Forschungen und Betrachtungen niedergelegt sind, ist zugleich diejenige, deren Ergebnisse in dieser Einzelfrage, eingegliedert in die großen Zusammenhänge, denen sie als ganzes gewidmet ist, an Bedeutung weit die einer bloßen Einzeluntersuchung überragen. Der Laibacher Dogmatiker und Dogmenhistoriker F. GRIVEC hat sich die Erforschung der kirchenpolitischen und theologischen Stellung der Slavenapostel zur Aufgabe gemacht 2): seine Aufmerksam

1) FR. GRIVEC, Cerkveno prvenstvo i edinstvo po bizantinskem pojmovanju. Doctrina Byzantina de primatu et unitate ecclesiae (Bogoslovna Akademija v Ljubljani, Kujiga III), Ljubljana 1921. Über den Inhalt des Buches im allgemeinen vgl. auch meine Anzeige in der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte XLIV, Kanonist. Abt. XIII 1924 S. 543f.

2) Vgl. außer dem hier behandelten Werke seine Beiträge Pravovernost sv. Cirila in Metoda, Bogoslovni Vestnik I 1920/21 S. 1-43 (auch als Akademieschrift einzeln) und Viri Ciril-Metodove teologije, Slavia II 1923/24 S. 44—60.

keit mußte PAVLOV's Hinweis 1) auf die nur in ksl. Gestalt (in einer russisch-ksl. Abschrift aus dem 12. Jahrh.) bekannten Ergänzungen einer von ihm in ihrer griechischen Vorlage nachgewiesenen Scholie fesseln, die, an entsprechende Kanones des Konzils von Chalcedon (451) anknüpfend, Konstantinopels kirchliche Vorzugsstellung Rom gegenüber unterstreicht; jene Ergänzungen dagegen bringen gerade den Nachweis der Unhaltbarkeit dieser Ausführungen in einer geschickten Verteidigung des römischen Primates. Schon PAVLOV hatte eine Quelle dieser „slavischen Scholien" festgestellt 2): schon er hatte auch darauf hingewiesen. daß als Urheber ihrer slavischen Gestalt wohl kein andrer als Methodius selbst in Frage kommt 3). GRIVEC erweitert und vertieft unsere Kenntnis der unmittelbar verwerteten Quellen. Darüber hinaus aber gelingt ihm in scharfsinniger Analyse ihres Gedankeninhalts der Nachweis, daß sie die kirchenpolitischen Traditionen Alexandriens und Antiochiens widerspiegeln, als deren Hüter ihm das griechische Mönchtum des 7.-9. Jahrh. gilt 4). In der Anschauungswelt dieses Mönchtums sieht GRIVEC die Grundlage der Theologie der Slavenapostel 5): ein besonders wertvolles Argument für diese Ansicht steuert sein Werk in der Feststellung bei, daß das apostolikr der Slavenapostellegenden, die eigenartige Bezeichnung, die in ihnen für den römischen Papst gewählt wird, in dem Sprachgebrauche des Theodor von Studion, eines der geistigen Führer des griechischen Mönchtums, eine Parallele also wahrscheinlich sein Vorbild findet ). Mit dem ganzen Schatze seiner theologischen Bildung empfing demnach Methodius wahrscheinlich. auch irgendeine griechische Fassung des rechtlichen Inhalts jener eigenartigen Scholien aus dem Reichtum griechischer Klostertraditionen: denn daß es eben Methodius war, der sie in das überlieferte kirchenslavische Gewand kleidete, davon überzeugen GRIVEC nicht nur einzelne Wendungen, die als Niederschlag der eigenen Erlebnisse des Slavenapostels erscheinen), nicht nur stilistische Anklänge an das

1) Anonimnaja grečeskaja stat'ja o preimuščestvach Konstantinopol'skago patriaršago prestola i drevneslavjanskij perevod jeja s dvumja važuyini dopolnenijami. Vizantijskij Vremennik IV 1897 S. 143-154.

2) a. a. O. S. 151 Anm. 2.

3) a. a. O. S. 146 f.

4) a. a. O. 87 ff.

5) Vgl. Viri Ciril-Metodove teologije a. a. O. S. 60.
6) S. 45-56.

7) S. 86; zu dem Eingangssatz der 2. sog. „slavischen Scholie vesto da estь jako v Mediolaně i vы Raveni v gradu creve sedoša. ichže polaty i do nyněsn'ago die stojatь. i ne togo radi gradoma těma čьstь podana bystь hatte schon PAVLOV die Quelle in einem Briefe Papst Gelasius I. (432-496) nachgewiesen (vgl. oben Anın. 3): in diesem fehlt aber der Hinweis darauf, daß die Kaiserpaläste in den genannten Residenzen noch stehen. In ihm sieht GRIVEC gewissermaßen eine Reiseerinnerung des Methodius. Auch das Fehlen der Erwähnung von Trier, das bei Gelasius neben Mailand und Ravenna genannt wird, kann so aufgefaßt werden.

« PrejšnjaNaprej »