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lautsverhältnisse dieser Verba verdienten übrigens auch eine genauere Untersuchung, die jedoch recht schwierig ist, denn die Dialekte stimmen durchaus nicht immer überein, z. B. ist slz. und kasch. meškac meškaja (meškom), aber sabor. mėškac mėškom, povadac hatte ursprünglich keinen Ablaut: povadażą, jetzt meistens povodaia. Das sind alles Fragen, die zu beantworten sind, bevor man daran denken kann, die Erklärung zu suchen.

Ebenso eklektisch verfährt LEHR bei der Behandlung des Präteritunis Ze studjów S. 52f. Hier berücksichtigt er nur die slovinz. Betonung, aber nicht die des westpreuß. Kasch.: cignol cignila cignato cignals, pisał pisála pisalo pisála, daróval darováła daroválo darovala, sóził so áła sozáło sozálǝ. Diese Betonung ist doch genau so berechtigt wie jene und es ist noch vollständig dunkel, wie sich die beiden zueinander verhalten. Die Frage war auch zu beantworten, bevor die nach dem Ursprung vorgenommen werden konnte.

Zum Schluß will ich noch eine Gruppe von Wörtern besprechen, um zu zeigen, wie sehr LEHR sich irrt, wenn er die pomor. Quantitätsverhältnisse zum Beweise für urslav. Akzentqualitäten brauchbar hält. Es sind dies die Substantiva mit den Suffixen -ja, je die er O prasł. met. S. 24 f. und 45 behandelt. Bei den Substantiven auf -ja kommen folgende Typen vor:

1. Bildungen, deren Stammvokal lang und akutbetont ist, haben stets den Akzent als Neuzirkumflex auf der Stammsilbe. Diese müßten also im Pomoran. Stammbetonung und kurzstufigen Vokal haben, was bei bráca zutrifft.

2. Bildungen, deren Stammvokal lang und zirkumflektiert oder kurz ist, erscheinen in doppelter Gestalt:

a) mit dem Akzent als Neuakut auf der Stammsilbe. Im Pomoran. müßten diese Stammbetonung und langstufigen Vokal haben: vielleicht gehört sina hierher, auch an žóza kann man denken.

b) mit dem Akzent auf dem Suffix und zirkumflektierter Stammsilbe: Da dies die Bildungen sind, bei denen ja kontrahiert ist, also im Pomoran. also erscheint, müßten diese Wörter kurzstufigen Stammvokal haben, hier ist aber die Langstufe das Normale: bližó, młózó, zïbó, głąb’á, šířó, višó, sušó, p1⁄4ůščó, grubó, doló, cůzó, cïšó, b'elá. Wenn daneben młozó, vašú, greb ́ú, cašú vorkommt, ist dies leicht durch Ausgleichung zu erklären. Woher stammt aber die Länge, wenn LEHR's Quantitätsgesetz richtig sein sollte?

Bei den Substantiven auf -¿je (ich ziehe nur die mit zweisilbigem Stamm heran) kommen folgende Typen vor:

1. Bildungen, deren Stammvokal lang und akutbetont ist, haben stets den Akzent als Neuzirkumflex auf der Stammsilbe. Im Pomoran. müßten diese Stammbetonung und kurzstufigen Vokal haben, was auch bei zdróće, znáńé u. a. der Fall ist.

2. Bildungen, deren Stammvokal lang und zirkumflektiert oder kurz ist, erscheinen in doppelter Gestalt:

a) mit dem Akzent als Neuakut auf der Stammsilbe: Im Pomoran. müßten diese Wörter langstufigen Stammvokal und Stammbetonung haben.

b) mit dem Akzent auf dem Suffix und zirkumflektierter Stammsilbe: Im Pomoran. müßten diese Wörter Suffixbetonung und kurzstufigen Stammvokal haben.

Im Pomoran. gibt es beides nicht: Hier haben alle Bildungen Stammbetonung und kurzstufigen Stammvokal: p'écé, kvécé. Also ein dritter Typus ?

Ich glaube, das Angeführte genügt, um zu zeigen, daß LEHR von der Lösung der Frage der Akzent- und Quantitätsverhältnisse des Pomoran. noch weit entfernt ist. Ich bin auch der Ansicht, daß dies Fragen sind, die zu beantworten heute noch gar nicht möglich ist. Denn wenn wir auch die Betonungsverhältnisse ziemlich überschauen und feststellen können, was Anspruch auf Ursprünglichkeit hat und was nicht, so sind wir bei den Quantitätsverhältnissen noch lange nicht so weit. LEHR arbeitet nur mit dem Slovinz., das zwar viel Altertümliches erhalten hat, aber auch Neuerungen aufweist, die durch andere Dialekte als solche erwiesen werden. Ehe hier an eine Lösung der Fragen gedacht werden kann, ist noch viel Kleinarbeit notwendig, und ich würde es für viel nutzbringender halten, mit diesen Fundamenten zu beginnen, statt, wie LEHR. anzufangen, das Haus vom Dache aus zu erbauen. F. LORENTZ

N. VAN WIJK. Die baltischen und slavischen Akzent- und Intonationssysteme. Ein Beitrag zur Erforschung der baltischslavischen Verwandtschaftsverhältnisse. Verhandelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam. Afdeeling Letterkunde. Nieuwe Reeks, Deel XXIII, N 2 (1923) 109 Seiten.

Die neue Arbeit von N. VAN WIJK, dem wir eine Reihe von wertvollen Untersuchungen auf dem Gebiet der slavischen Akzentlehre verdanken, ist eine Zusammenfassung der einschlägigen Fragen vom Standpunkt der baltisch-slavischen Spracheinheit. Bisher wurden die Akzentverhältnisse zur Lösung des Problems der baltisch-slavischen Spracheinheit nur wenig herangezogen, jedenfalls nicht in dem Maße, wie sie es verdienten. VAN WIJK zieht sie zum erstenmal mit der ihnen gebührenden Aufmerksamkeit und Genauigkeit heran und liefert so ohne Zweifel einen wichtigen Beitrag zur Beurteilung der baltischslavischen Spracheinheit einerseits und der Akzentlehre andererseits.

Das Buch besteht aus einer kurzen Einleitung, die die Grundfragen der baltisch-slavischen Sprachverwandschaft und die darüber bestehenden Theorien behandelt (S. 1—5), ferner aus einem orientierenden

Teil Die Akzent- und Tonbewegung der baltischen und slavischen Intonationen (S. 6-27), endlich aus den Hauptteilen: „Die Stelle des Wortakzents" (S. 28-60), Der Ursprung der Silbenintonationen" (S. 61-104) und einer kurzen Zusammenfassung der Ergebnisse" (S. 104-107).

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In einem Vorwort, geschrieben im Februar 1923, charakterisiert der Verfasser kurz die nach Abschluß des Buches (Anfang 1922) erschienene Literatur.

Die Hauptergebnisse des Buches sind folgende:

1. Die Intonationen der baltischen Sprachen weisen auf einen fallenden baltischen Zirkumflex und einen steigenden Akut hin. Die gleiche Tonbewegung muß auch für die etymologisch entsprechenden Intonationen des Urslavischen angenommen werden. Diese Tatsache ist aber wenig beweisend für eine engere Verwandtschaft, weil die gleiche Eigentümlichkeit der Intonationen allem Anschein nach schon im Urindogermanischen vorlag.

2. Das Gesetz von DE SAUSSURE hat in gleicher Weise im Slavischen und Baltischen gewirkt. Eine Analyse ergibt jedoch, daß man auf Grund der hierher gehörigen Erscheinungen nicht berechtigt ist, mehr als einen einfachen Parallelismus anzunehmen. So weisen 7. B. Kategorien in der Art wie russ. óba, serb. òba: lit. abù, gr. àμpó; russ. nesi", serb. nèsi: lit. tesukcie, gr. péqois, speziell slavische Veränderungen auf, die vor der Wirkung des genannten Gesetzes stattfanden.

3. Durch das von einigen Gelehrten angenommene Gesetz von der Zurückziehung des Akzentes auf die vorhergehende akutierte Länge können nur vereinzelte Beispiele erklärt werden. Dieses Gesetz, das an sich zweifelhaft ist, trägt gleichzeitig wenig zur Lösung des Verwandtschaftsproblems bei, da die wenigen Beispiele, auf die es sich stützt, leicht durch die Annahme alter Dubletten und nicht-lautliche Faktoren erklärt werden können.

4. Die thematischen und zu den Infinitiven auf *ē gehörigen iPraesentia haben in den beiden Sprachzweigen alte Stammbetonung. Obgleich der Verfasser die Möglichkeit einer baltisch-slavischen Entstehung dieses Akzentes nicht leugnet, glaubt er doch, daß es sich auch hierbei um eine parallele Entwicklung handeln könnte, falls HIRT mit der Annahme eines idg. Nebenakzentes auf der Stammsilbe der enklitischen Verbalformen recht hat.

5. Die Zurückziehung des Akzentes im Nom. Pl. der a-Stämme: russ. žóny, lit. galvos kann eine Erscheinung der balt.-slav. Periode sein, aber auch hierbei handelt es sich bloß um eine Möglichkeit. Auf slavischem Gebiet könnte in zo'ny eine verhältnismäßig späte Zurückziehung analogisch nach den zu einer gewissen Zeit barytonierten Wörtern wie "golva, *zima vorliegen. Im Litauischen ist dagegen der Nom. Pl. nicht der einzige Kasus mit zurückgezogenem Akzent.

6. Die Übereinstimmung der slav. und lit. Intonationen im Akk. Sg. der a-Stämme spricht für die Möglichkeit, daß diese Erscheinung

der balt.-slav. Epoche angehören kann. Trotzdem bemerkt W. hierzu: ,im Slavischen gibt es soviele unerklärte Abweichungen von dem Idg. und Lit., daß rîku als eine slavische Neuerung kaum auffallen würde".

7. Für eine Spracheinheit spricht nur bis zu einem gewissen Grade die Zirkumflexierung der Flexion von lit. sùko, ễmẻ und serb. dial. (Ozrinići) pîta, žîvje: es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß der Zirkumflex schon der idg. Ursprache (gr. ẞn) angehörte.

8. Die Vertretung von idg. langen Monophthongen und Langdiphthongen, (und auch von Lautverbindungen, wie langer Vokal Sonorlaut) in nicht-auslautender Silbe durch Akut, sowie die Vertretung von Kurzdiphthongen (und von Lautverbindungen wie kurzer Vokal+Sonorlaut) durch Zirkumflex, wobei letzterer eine ähnliche Intonation aufweist, wie diejenige der kurzen Monophthonge, kann entsprechende Quantitätsverhältnisse bereits im Uridg. widerspiegeln. Für die auslautenden Silben weist auch das Griechische auf zweierlei Intonationen. Was die Gruppe orǝ u. dgl. anbetrifft, welche in den beiden Sprachzweigen Akut hat, so ist die Entwicklung offenbar jünger und es ist ein bloßer Parallelismus, kein engerer Zusammenhang anzunehmen".

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9. Auf eine balt.-slav. Metatonie weist aller Wahrscheinlichkeit nach wohl das Supinum hin: lit. búti-būtų sloven. bíti-bît.

10. Die balt. und slav. Akzent- und Intonationssysteme unterscheiden sich so stark voneinander, daß man wohl kaum eine längere gemeinsame Periode dieser Sprachgruppen annehmen darf; andrerseits ist es schwer eine kurze gemeinsame Sprachperiode in Abrede zu stellen, in der sich der im Supinum erhaltene Zirkumflex bei den tuStämmen entwickelt haben muß.

Ich beabsichtige nicht die vom Verfasser aufgestellten Thesen und Einzelheiten, auf denen jene beruhen, im wesentlichen anzufechten, da ich die Arbeit für außerordentlich gründlich und tief halte. Ich will aber nach Möglichkeit die wichtigsten Punkte hervorheben, die eine andere Lösung möglich erscheinen lassen. Auf einem Gebiet, wie dem der slav. und balt. Akzentologie, stützen sich zahlreiche Thesen auf eine Reihe einander bestimmender Hypothesen; es ist also der Sache auch durch Hinweis auf andere Möglichkeiten gedient. Auf solche Möglichkeiten soll im folgenden hingewiesen werden:

1. VAN WIJK verweist auf eine Reihe alter Unterschiede zwischen den slavischen Sprachen einerseits, den baltischen und der griechischen andrerseits in der Intonation der auslautenden Silben. (§ 33; vgl. auch Roczn slaw. IX 83 ff.). M. E. sind die slavischen Abweichungen wenigstens zum Teil sekundär und erklärbar :

Nom. Akk. Dualis der o-Stämme: russ. und bulg. o'ba, serb. òba, sloven. obâ, lit. abù gr. ñotaμáó. M. E. hat in der Zeit vor der Wirkung des DE SAUSSURESchen Gesetzes der Abfall des zweiten Komponenten *ōu unter Sandhiverhältnissen im Slavischen zu einem Intonationswechsel geführt. Ein dem paralleler Wandel liegt vielleicht

vor in ursl. *doma, russ. dóma, serb. doma, sloven. doma. Nachdem nun K. Buga1) kürzlich nachgewiesen hat, daß im Baltischen eine von von *ou qualitativ sich unterscheidende Vertretung des *ou, die mit der von *ō zusammengefallen ist, vorliegt, ist der Verdacht berechtigt, das die lit. Dualform auf idg. *ou zurückgeht. Jedenfalls müßte man, wenn die Erklärung von lit. -è aus *ei in Fällen wie žole 2) richtig ist, auch bei lit. *ō aus *ōu einen Intonationswechsel erwarten.

Nom. Akk. Dualis der a-Stämme: russ. und bulg. o'bě, serb. òbje, sloven. obê, lit. abt. Ich bin der Ansicht, daß diese Endungen qualitativ einander nicht genau entsprechen: das Slavische geht wahrscheinlich auf *ai zurück, gleich dem altind. açvē, das Litauische auf *ei: geríejidvi 3). Bei einem Kurzdiphthong würden wir eine zirkumflektierte Intonation erwarten. Es mag sein (ich habe in folgendem die Hypothese von MIKKOLA1) über die Gründe der Differenzierung von ě (i), die mir am wahrscheinlichsten erscheint, im Auge), daß in einer frühen Periode des Urslavischen der Stammvokal *a analogisch in die Endung *ăi eingedrungen ist, ohne eine Intonationsänderung zu verursachen. Was die litauische Endung anbelangt, hat ENDZELIN in dem oben genannten Aufsatz einen Erklärungsversuch geboten.

Nom. Akk. Dualis der i-Stämme: sloven. očî, lit. avì.

russ. óči, serb. oči,

Ursprünglicher als die Tatsachen, von denen VAN WIJK geneigt ist auszugehen, scheint mir für die 2-Stämme das im sloven. Dialekt von Resia erhaltene dvi kukuši bei einem N. pl. kökuši 3) zu sein. Es zeigt eine gute Parallele zum Litauischen und wird gestützt durch alt-ind. ávi u. ä. Die Formen russ. óči, serb. oči, sloven. oči, polab. vücái®), russ. uši, sloven. ušî, polab. vausáž, lassen sich, bei der Unklarheit ihrer Entstehung schwer direkt zum Litauischen und Altindischen stellen. Vielleicht sind sie früh von der Akzentstelle des Sing. beeinflußt worden. Eine Endbetonung würde man bei ihnen auch abgesehen von der Wirkung des DE SAUSSURE-FORTUNATOVschen Gesetzes erwarten. Vgl. sanskr. akši zum Nom. Sg. ákši.

Gen. Lok. Dualis: serb. ruku, sloven. rąkú, lit. pusiau stehen allem Anschein nach nicht miteinander in Widerspruch, da lit. pusiau vielleicht auf *pusiau zurückgeht, falls die Annahme von J. ENDZELIN'), daß auslautende Diphthonge wie ai, au ... im Litauischen ihre akutierte

1) K.BUGA Priesagos-ūnas ir dvibalsio uo kilme. „Lietuvos Mokyklos“ IV (Kaunas 1921) 417–457.

2) Vgl. J. ENDZELIN Русск. Qил. Вестн. LXX (1913)_110.

3) Vgl. J. ENDZELIN Litauisch-Lettische Miscellen Lietuviu Tauta" II 2, 284 und K. BUGA,Kalba ir senovė" I 1922 68, 127.

4) Urslavische Grammatik § 49, 53.

5) J. BAUDOUIN DE COURTENAY Опыт фонетики резьянск. говоров

1875 S. 77.

6) TADEUSZ LEHR Ze studjów nad akcentem słowiańskim. Prace Komisje językowej Akademiji Umiejętności w Krakowie Nr. 1 1917 S. 31.

7) J. ENDZELIN Славяно-балтійскіе этюды. Charkov 1911 S. 143.

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