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diese Handschrift meist Predigten von 1410-1412, aber eine von 1406 und diese Etymologie dürfte als eine ihm geläufige Hus auch vor 1412 vorgetragen haben; ein polnischer Zuhörer übermittelte sie nach Polen, wo sie Lucas 1415 aufgriff.

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In demselben Bande des Sborník druckte F. PASTRNEK als altes slovakisches Sprachdenkmal“, S. 100—127, einen Text ab, den schon A. MÜLLER im Arch. f. sl. Phil. I aus der Olmützer Bibliothek mitgeteilt hatte, mit eingehendstem sprachlichen Kommentar; es ist eine Predigt- und Beichtformel aus der Zeit ,,unseres ungarischen Königs Mathias" und Papst Sixtus IV., also zwischen 1470-1480 etwa. Es ist das älteste slovakische Sprachdenkmal, böhmisch geschrieben, weil böhmisch die einzige Schriftsprache war, aber mit unverkennbaren ostslovakischem Einschlag, den PASTRNEK aufs genaueste analysiert. Der Text ist bloße Abschrift und wimmelt von Fehlern, die PASTRNEK nicht alle verbessert hat, so ist z. B. ktherimissz kolwek grussymy kleynoty natürlich gynssymy zu lesen und ja nicht als unmögliches gru(b)ssymy, „auf gröberen (größeren!) Kleinodien". Oder (laßt uns beten, daß Gott die frommen Pilger gesund behüten möge) a ku domu przivesty s menssymy hrechy a zwathu radostzu; das faßt PASTRNEK als swatu auf, aber der Schreiber schreibt ,heilig" immer mit sw-, niemals mit zw-. Gemeint war in der polnischen Vorlage: mit kleineren Sünden und größerer Freude, zwałszą radosczą (d. i. z więtszą nach der Schreibung von etwa 1460). Denn die Vorlage dieser slovakischen Formel war polnisch wir besitzen als spätere Zugabe zu den Gnesener Predigten eine ähnliche Beichtformel, abgedruckt auch bei NEHRING Altpolnische Sprachdenkmäler 1888, S. 268-271, die stellenweise wörtlich mit dieser slovakischen übereinstimmt. Das beweisen die Polonismen des slovakischen Textes, die ja auch PASTRNEK notierte, z. B. dobredej = p. dobrodziej,Wohltäter', immer pozdrowmy, zdrowa Maria usw., aza,ob', molveni und muwte,sprechet', kożdy, gt. plur. dus, wedle neben podle u. a. In dem slovakischen Text fehlt, bis auf den Eingang, die Generalbeichte, die der Gnesener ganz bietet (oder fehlt dort die Fortsetzung?) Die Angaben PASTRNEK'S über Ursprung und Zweck des Textes sind ganz irrtümlich; es hat nicht König Matthias zu Propagandazwecken

slovakische Geistliche nach Mähren geschickt (die Handschrift stammt allerdings aus einer mährischen Kartause, aber das beweist nichts) und ein solcher Slovake hätte für seine neue mährische Herde sich den Text zurechtgelegt, in dem er auch seiner eigenen Wohltäter gedachte, die ihm das Studium durch ihre Almosen ermöglichten (dieselbe Wendung im Gnesener Text, offenbar formelhaft): daß der Geistliche nicht an Mähren dachte oder in Mähren schrieb, beweist sein magyarisches jarsziki,Erzbischöfe' (ung. érsek), das in Mähren niemand verstanden hätte. Die Handschrift ist in der östlichen Slovakei von einem slovakischen Kurator aus einer polnischen Vorlage ins Böhmische abgeschrieben (vgl. die Polonismen pleban; malo co; k bożemu grobu, über die PASTRNEK S. 125 handelt); die Schreibung äußerst inkorrekt, daher einzelnen Verschreibungen (iz,bis' statt aż oder eż) kein Gewicht beizulegen ist; duszyca ist ein echt polnischer Ausdruck, im 15. und 16. Jahrh. geläufig (PASTRNEK hält ihr irrtümlich für nicht polnisch und als Beweis für die altböhmis Vorlage); andere Polonismen wären hr(z)echom oder hrzechan odpustzene, k wassem dussam polepsseny, praczovaty u. a. Es gab somit Beziehungen zwischen Slovaken und Polen; aus der Slovakei kam vielleicht der „Janczar"-Text nach Polen.

2. Volksbücher.

Ein Wort über die Bedeutung der Volksbücher, der primitiven Belletristik, von der, namentlich bei den Slaven, Jahrhunderte zehrten, zu verlieren, wäre überflüssig; die polnischen beanspruchen noch mehr Interesse, weil sie nicht nur Polen bis ins 18. Jahrh., sein Volk noch heute, sondern auch Rußland im 17. und 18. Jahrh. mit Erzählungsstoff versahen. Diese Wanderung der polnischen Volksbücher nach Rußland ist ja ein interessantes Kapitel für sich; es sei nur der Arbeit MURKO's über die „Sieben Weisen" und deren polnisch-russische Beziehungen gedacht. Aber MURKO und wir alle hatten zu kämpfen mit dem absoluten Mangel alter Texte; ich schrieb eine ausführliche Studie über die polnischen Volksbücher in der Biblioteka Warszawska von 1900 und 1907, aber ich verfügte fast nur über Texte aus dem 18. Jahrh. Später sind in einem Einbande zwei Druckbogen

der „Sieben Weisen" von ca. 1540 gefunden worden, die ich in den Prace Filologiczne VI S. 174 ff. abdruckte. Wohl stellte sich dabei heraus, daß sogar in den heutigen Jahrmarktsausgaben die alte Übersetzung von 1529 erhalten ist, aber Modernisierung der Sprache, Auslassungen, Textfehler aller Art, ließen das Herbeischaffen von Originalen des 16. Jahrh. als höchst wünschenswert erscheinen, zumal nicht alle Volksbücher sich gleicher Beliebtheit erfreuten, „Marcholt“ und „Fortunat“ frühzeitig verschwanden, „Alexander" (oder gar das „Trojabuch“) und die Äsope langsamer das Feld räumten. Und gerade der „Marcholt“ ist der Triumph der polnischen Übersetzungskunst, die noch in den Kinderschuhen steckend sofort die böhmische, nachhinkende Übersetzung weit überflügelte; ihr Text von 1521, nur bruchstücksweise erhalten, war eine geniale Leistung, wenn man bei Übersetzungen einen solchen Ausdruck brauchen darf. Unglaublich, aber wahr, die russischen Übersetzungen des 17. Jahrh. mußten uns fehlende polnische Ausgaben ersetzen und die Gesta Romanorum, die BYSTROŃ in der akademischen Biblioteka Pisarzów Polskich (Nr. 29) herausgab, fußten auf einem schlechten Abdruck des 18. Jahrh. Dies hat sich jetzt mit einem Schlage geändert. In München fand man ein Bändchen, das die Ausgaben der Gesta Romanorum und der „Sieben Weisen" („Ponçjan" heißen sie bei den Polen nach dem Kaiser selbst) von 1543 und 1540 enthielt (vgl. Abhh. d. Bayerischen Akad. d. Wiss., philol.-hist. Klasse XXVIII. Bd., III. Abh., S. 180) und in Krakau tauchte ein Sammelband aus dem Reformatenkloster im masovischen Rawa auf. Dieser enthält: 1. Historja etc. o Othonie cesarzu rzymskim etc. mit der Geschichte von Florenc und Leon, Krakau, Scharffenberger 1569 (es fehlen die ersten Blätter, beginnt mit Blatt 33; enthält auch die beiden Beilagen über wunderbaren Kinderreichtum von der Altdorfer Gräfin und vom Ritter Babo); 2. die Sieben Weisen, Krakau 1566, mit Holzschnitten wie die vorige Nummer; 3. Gesta Romanorum, Krakau 1566, vollständiger als der von BYSTROŃ 1894 herausgegebene Text (enthält mehr eine Allegorie und eine Erzählung samt ihrer Allegorie); 4. Fortunat, ohne Titelblatt, aber aus derselben Druckerei und Zeit, d. i. Krakau bei Nik. Scharffenberger um 1569; 5. Historja o Ekwanusie Krolu

szkockim etc., die der bekannte Dichterling und Heraldiker B. Paprocki aus dem Italienischen übersetzte und St. Scharffenberger (Sohn des Nik.) 1578 in Krakau druckte; Nrr. 4 und 5 sind Unicate; dem Equanus fehlt leider der Schluß; er reicht nur bis Bl. 36: eine Liebesgeschichte mit tragischem Ausgang und Erörterung der Frage, wem größere Schuld beizumessen ist, dem Manne oder dem Weibe. Ich schöpfe diese Angaben aus dem Aufsatze des Herrn J. KRZYŻANOWSKI, des künftigen Herausgebers dieses Rawaer Schatzes, in Exlibris, VI, Krakau 1924, 42 S. mit zahlreichen Faksimilen und alten Holzschnitten.

Aber nicht genug daran, Dr. K. PIEKARSKI, fand bei seinem Durchstöbern alter Fragmente und Einbände, Reste des polnischen Eulenspiegels aus dem 16. Jahrh. bisher kannten wir nur Exemplare aus dem Anfang des 18. Buchdruckereiinventare verzeichneten einen „Sovyzrzal polonicalis" unter dem Jahre 1547; PIEKARSKI fand einen noch früheren und berichtete darüber in Exlibris V, Krakau 1924. Das von ihm gefundene Fragment ist zwar mikroskopisch klein, aber reicht aus, um festzustellen, daß Eulenspiegel hier noch Sownocyardlko heißt; diesen Namen faßt der Herausgeber als Verstümmelung eines böhmischen Sovnozrcadko auf und behauptet auf Grund dessen, daß die polnische Übersetzung aus der böhmischen geflossen wäre.

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Das ist ganz unrichtig. Die Böhmen kennen keinen Eulenspiegel aus dem Anfang Mitte des 16. Jahrh. und sie haben, wie die Franzosen ihren éspiégle, nur den deutschen Namen dafür, Enšpigel, behalten; ein Sownozrcadlko ist ihnen absolut unbekannt. Es hat ein Krakauer Pole Deutschpole den Eulenspiegel vor 1540 übersetzt und Wietor ihn herausgegeben; in einer neuen Ausgabe (vor 1547) ist der überlange und nicht besonders gelungene Name mit einem neuen, treffenderen, kürzeren, Sowizrzał (später Sowizdrzał) vertauscht; beide Namen waren nicht Übersetzungen, sondern bloß Nachahmungen des deutschen, denn auch Sowizrzał bedeutet nicht Eulenspiegel, sondern Eulenblicker (gebildet wie der alte Pflanzenname Nasięzrzał für eine Liebesblume). Sownociardłko ist aber sprachlich sehr interessant, denn sein -ciardiko ist heutigem -tarłko (Reibeisen), mit derselben Doublette in der Wiedergabe das tort-, die wir

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aus dziarski,kühn' = darski, ziarno = zarno, sioren = sarna u. 8. aus dem Polnischen des 15.-17. Jahrh. kennen. Dr. PIEKARSKI teilte mir später brieflich mit, daß er umfangreiche Reste eines Sowizrzał von etwa 1560, auf die ein Kalender von 1562 übergedruckt war, gefunden hat.

So ist mit einem Male die große Lücke in der polnischen Literatur ausgefüllt: wir besitzen jetzt (bis auf die „Melusine“, denn auch von der „Magellona“ ist ein Fragment aus dem Anfange des 17. Jahrh. erhalten), alle alten Volksbücher in den Originalausgaben des 16. Jahrh. vollständig oder zum großen Teil und zwar sogar in mehreren, zwei bis drei Ausgaben und erst jetzt kann auf Grund dieser Funde eine methodische Untersuchung durchgeführt werden, wo wir früher oft auf bloßes Raten angewiesen waren. Berlin

Grammatische Miszellen

1. Zum Zetacismus.

A. BRÜCKNER

Über Zetacismus, d. i. das Zusammenfallen der č und c-Laute, hat zuletzt VONDRÁK in der Vergl. Gramm. gehandelt, namentlich Beispiele dafür aus dem Süden beigebracht. Wegen irriger Angaben über Alter u. a. dieser Erscheinung folgen hier einige Aufklärungen.

Die Erscheinung, ist schon im 10. Jahrh. im vollen Umfang aufgetreten. Sogar für den Süden könnte man sich auf den Porphyrogeneten berufen, dessen falsche Etymologie des slav. Namens der Schuhe (aus servus) die Aussprache als crěvula, nicht črěvula, nahelegt. Sicher gilt dies für den Nordwesten, der keine č-Laute kennt, wie die Ortsnamen beweisen, die Cercipani = Crězpěnjane usw.; namentlich auch die Verhöhnung des Kyrieeleison durch Ve kri olsa, die ein heidnischer Priester aufbrachte und die bei der Aussprache olša ungleich farbloser wäre.

Besonders merkwürdig ist die Verteilung des Zetacismus; seine „Brandungen" umspülen förmlich die Inseln, auf denen sich die č-Laute erhalten haben, z. B. die Kaschuben und die Großpolen: nur folgt aus der Erhaltung des è im Kaschubischen gegen

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