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Die von BELIĆ gebrauchten urslavischen Akzentbezeichnungen haben folgende Bedeutung. Die in den unbestimmten Formen vorkommenden drei Akzente sind die von jeher anerkannten urslavischen Akzente:

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= Zirkumflex oder fallende Länge (= Akz. I),

=

Akut oder steigende Länge (= Akz. II),

= Akzent der kurzen Silben.

Aus diesen drei primären Akzenten sind nun nach BELIĆ durch Metatonie folgende sekundäre Akzente entstanden:

= Neuer Akut (aus dem alten Zirkumflex),

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=

=

Neuer Zirkumflex (aus dem alten Akut),

Akzent der kurzen Silben (der auf einer anderen Silbe steht als der ursprüngliche *).

Der neue Akut (*) war steigend, aber doch nicht identisch mit dem alten Akut ('), und der neue Zirkumflex (~) war fallend,

1) Daneben kommt hier auch ein anderer Typus vor, der besonders im Russischen sehr gewöhnlich ist, z. B.

živ, živá, živo (unbest.)

: živój, živája, živője (best.),

molod, molodá, mólodo (unbest.): molodój, molodája, molodóje (best.) u. dgl. In den Akcenatske studie I 148 ff. hatte BELIÓ eine etwas verwickelte Erklärung dieser Formen gegeben. In seinem späteren Artikel in den Mémoires XXI 156 erklärt er, wie mir scheint mit Recht, den Typus živóje durch Einfluß der Akzentstelle der femininen Form živája (vgl. oben bosóje: bósoje).

aber doch nicht identisch mit dem alten Zirkumflex (^). Auch die kurzen Akzente (und) hatten verschiedene Eigenschaften. Deshalb hat BELIĆ die drei neuen Zeichen geschaffen. 1)

Diese von BELIĆ gewonnenen Resultate sind nachher von anderen Slavisten in der Hauptsache (wenn auch mit der einen oder anderen kleinen Änderung in Einzelheiten) gutgeheißen, vgl. ROZWADOWSKI, Polski język I 324 ff. (= Encykl. polska II 324 ff.) und Gramatyka języka polskiego 94 ff. (= 2. Auflage derselben Arbeit); ILJINSKIJ, Praslavjanskaja grammatika 289 f.; VAN WIJK, Roczn. slaw. VII 157 ff., VIII 171 ff., IX 99 f.2), Die balt. u. slav. Akzent- u. Intonationssysteme 101; LEHR-SPŁAWIŃSKI, O prasłowiańskiej metatonji 4 ff.; Roczn. slaw. IX 116 f.; KULBAKIN, Južnoslov. filolog II 82 ff.; MEILLET, Le slave commun 387 ff.

Da so viele und hervorragende Kenner der slavischen Sprachen einstimmig den von BELIć gegebenen Erklärungen beigepflichtet haben, so könnte man meinen, daß eine weitere Diskussion unnötig sei. Sieht man aber die Theorie genauer an, so fällt es auf, daß dieselbe Ursache (die Anhängung der Enklitika) drei verschiedene Wirkungen gehabt haben soll. In allen Gruppen ist Metatonie eingetreten. Während aber in der ersten Gruppe der Akzent seinen ursprünglichen Platz behauptet hat, ist er in den Gruppen II, III verschoben worden. Und noch merkwürdiger ist, daß die Akzentverschiebungen in II und III in verschiedenen Richtungen gehen:

II. boso + je > bosòje, III. golò + je > gòloje.

Hierin liegt ein Widerspruch. Welche Eigenschaften die Akzente auch gehabt haben mögen, es wird schwierig, ja m. E. fast unmöglich, diese beiden Entwicklungen in derselben Sprache und zu derselben Zeit anzunehmen. Es scheint mir daher angemessen, die Frage einer erneuten Prüfung zu unterziehen. Dabei werde ich mich auf die Frage der Metatonie-Erscheinungen nicht näher

1) Die Namen neuer Akut (Nowoakutowa) und neuer Zirkumflex (Nowocyrkumfleksowa) sind später von RozwADOWSKI erfunden. In Analogie hiermit könnte man die kurzen Akzente Brevis und neuer Brevis nennen.

2) Daß hier Metatonie stattgefunden hat, daran zweifelt niemand, und daß dieselbe mit der Anhängung der enklitischen Pronominalformen zusammenhängen muß, das ist selbstverständlich".

einlassen, sondern beschränke mich auf die m. E. weit wichtigere Frage über die Akzentstelle im Worte.

BELIĆ hat sich das Ziel gesetzt, die Veränderungen der slavischen Akzente zu untersuchen. Dabei hat er mit der Akzentuierung der Adjektivformen angefangen. Denn hier, sagt er, kennen wir den Ausgangspunkt (d. h. die Akzentuierung der unbestimmten Formen). Wir kennen das Endresultat der Änderungen (d. h. die Akzentuierung der bestimmten Formen). Wir kennen auch die Ursache der Änderungen (d. h. die Anhängung der Enklitika). Daher eignen sich die Adjektiva besser als die übrigen Wortformen dazu, zum Ausgangspunkte der Untersuchungen gemacht zu werden 1). Diese Erwägungen scheinen auf den ersten Blick plausibel. Da aber die auf diesem Wege gewonnenen Resultate m. E. nicht befriedigen, so muß irgendwo in dieser Schlußkette ein Fehler stecken. Wo liegt der Fehler? Der Fehler liegt m. E. in der als selbstverständlich angesehenen Voraussetzung, daß die unbestimmten Formen gegenüber den bestimmten immer die primären Akzentverhältnisse bewahrt haben sollen.

Es ist aus anderen Gebieten der Lautlehre bekannt, daß die ursprünglicheren Verhältnisse bisweilen in den Zusammensetzungen zu suchen sind. Vgl. z. B. die litauischen Adjektivformen Nom. Sg. Fem. basà (unbest.): basóji (best.). Hier ist die uralte Länge der Nominativendung (indogerm. -a) in der bestimmten Form im Inlaute bewahrt, während sie in der unbestimmten Form wegen der Stellung im Auslaute nach dem LESKIEN 'schen Gesetz gekürzt wurde. Nehmen wir ein anderes Beispiel. Im Gotischen heißt Dat. Sg. des Interogativpronomens hamma. Die entsprechende Form des daraus entstandenen Indefinitivpronomens heißt aber hvammeh. Hier ist wieder die ältere Quantität besser in der zusammengesetzten Form als in der einfachen bewahrt. Nun könnte es sich ebenso hinsichtlich der slavischen Akzentuierung verhalten. Die bestimmten Adjektivformen könnten in gewissen Fällen den unverschobenen Akzent bewahrt haben, die unbestimmten aber den verschobenen Akzent.

Es ist schon lange bekannt, daß im Urslavischen der Akzent

1) Južnoslov. fil. I 39, Akcenatske studie I 1 f.

von einer Binnensilbe zurückgezogen wurde, wenn die Binnensilbe kurz oder zirkumflektiert war. Diese Akzentverschiebung, die noch nicht in ihrem vollen Umfange untersucht ist, scheint für das völlige Verständnis der slavischen Akzentuierung von ungemein großer Bedeutung zu sein1). Am deutlichsten sieht man diese Verschiebung in den syntaktischen Verbindungen von Präposition mit folgendem Substantivum, z. B.

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Es ist diese Akzentverschiebung, die in so vielen Fällen die verschiedene Akzentuierung (d. h. den verschiedenen Platz des

1) Diese urslav. Zurückziehung des Akzentes kommt sowohl in der Deklination und Konjugation wie in der Wortbildung vor, und aus Füllen wie russ. vésel, veselá, véselo (vgl. unten) und serb. Nom. sramòta, Akk. srůmotu

wenn wir diese Formen als lautgesetzlich ansehen dürfen - könnte man (wie ich vor mehreren Jahren in einen Vorlesungen angedeutet habe) schließen, daß die Zurückziehung des Akzentes im Slavischen jünger sei als das FORTUNATOV-DE SAUSSURE'sche Gesetz. Im Litauischen ist aber (was mir damals noch nicht ganz klar geworden war) die Zeitfolge der beiden Akzentverschiebungen eine andere, vgl. Verf. Litauische Akzentverschiebungen 17 tf. Außerdem scheinen die Bedingungen der Zurückziehung des Akzentes im Slavischen und im Litauischen nicht ganz dieselben zu sein. Man könnte zwar in russ. Prät. Neutr. (ursprüngl. Part.) náčalo (aus *načelo) im Gegensatz zu russ. Subst. načálo (aus *načedlo) ähnliche Bedingungen wie im Litauischen vermuten. Vgl. auch serb. bjeloš (worüber des Weiteren unten). Aber das ist zu wenig, um darauf etwas zu gründen. Die Akzentuierung načálo könnte vielleicht auch anders gedeutet werden. Und es gibt auch Fälle, die mehr oder weniger entschieden gegen eine derartige Erklärung zu sprechen scheinen. Ich muß daher die Frage bis auf weiteres unentschieden lassen, und begnüge mich gegenwärtig mit der oben gegebenen (schon früher bekannten) Formulierung des slavischen Zurückziehungsgesetzes. 2) Im Slovenischen ist der Akzent in den vier ersten Formen um eine Silbe vorgeschoben.

3) Der Akzent ist im Štokavischen sekundär durch die bekannte štokavische Zurückziehung des Akzentes entstanden. Dagegen bezeugen nà goru, nà glāvu mit dem Akzent", das die Zurückziehung uralt ist.

Zeitschrift f. slav. Philologie. Bd. I.

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Akzentes) in den bestimmten und in den unbestimmten Adjektivformen verursacht hat.

In der Gruppe III muß der Akzent auf der Endsilbe der unbestimmten Formen ursprünglich sein. Nachdem die Enklitika zugefügt war, entstanden zuerst die Formen *bělòje, *golòje, *dalekoje, woraus dann béloje, gòloje, dalèkoje. Der Grund der Zurückziehung ist aber gar nicht die zugefügte Enklitika an sich, sondern der Akzent wird von der akzentuierten kurzen Pänultima zurückgezogen wie in allen anderen derartig akzentuierten Wörtern, mögen sie eine Enklitika enthalten oder nicht (vgl. unten *vesèlo > vèselo). Die einzige aber auch notwendige Voraussetzung ist, daß die Bildung der bestimmten Adjektiva älter als das genannte Akzentverschiebungsgesetz ist.

In der Gruppe II ist die ursprüngliche Akzentuierung (d. h. die ursprüngliche Akzentstelle) in den bestimmten Formen zu suchen (vgl. russ. vesëloje, okrúgloje). In den entsprechenden unbestimmten Formen (russ. véselo, čak. òkrūglo) nehme ich mit ŠACHMATOV (Enciklop. slav. filologii, Bd. 11, 1, S. 69) Zurückziehung des Akzentes an. So jetzt auch VONDRÁK, Vergleich. slav. Gramm.2 I 259. Die ursprüngliche Akzentuierung der unbestimmten Formen war also *vesèlo, *okrąglo 1), und diese Akzente sind in vesèloje und okrúgloje auf ihrem ursprünglichen Flatze beibehalten. Hier könnte man fragen, warum der Akzent nicht auch in den bestimmten Formen zurückgezogen wurde. Wahrscheinlich beruht das entweder darauf, daß der Akzent vielleicht überhaupt nicht auf die viertletzte Silbe zurückgezogen wird 1), oder darauf, daß in Formen wie vesèloje, okrúgloje in der Antepänultima vielleicht Metatonie eintrat (vgl. čak. okrúglō), wobei wie sonst der metatonische Akzent nicht verschoben wird.

1) Daß die Pänultima ursprünglich zirkumflektiert war, geht aus dem ū der Form okruglo hervor.

2) Fälle wie serb. do vremena (zu Gen. vremena) müßten dann als analogische Neubildungen aufgefaßt werden. Was übrigens dồ vremena betrifft, müßte das vielleicht auch aus einem anderen Grunde geschehen, wenu nämlich der Akzent schon im Gen. vrèmena zurückgezogen ist, vgl. Nom. Sg. vrijeme, Nom. Pl. vremena, russ. vremena, was auf eine früh-urslavische Akzentuierung Nom. Sg. *rermé, Gen. *vermène, Nom. Pl. *vermená (aus *vermèna nach dem FORTUNATOV-DE SAUSSURE'schen Gesetze) zu deuten scheint.

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