Slike strani
PDF
ePub

WIRTH, W. und VASMER, M. Ein russisches Lied aus der Zeit der Befreiungskriege im Vogtlande

Woltner, MaRG. Neuere Arbeiten über das altrussische Igorlied. ZELENIN, D. Die russische (ostslavische) volkskundliche Forschung in den Jahren 1914-1924. I und II.

[ocr errors]

378

527

189, 419

343

Das heutige russische Schnaderhüpfl (častuška) ŽIRMUNSKIJ, V. Formprobleme in der russischen Literaturwissenschaft 117

II. BESPRECHUNGEN

DURNOVO, N. Dialektologičeskija razyskanija Teil I. Lief. 1, 2. Moskau 1917-18, besprochen von S. OBNORSKIJ

[ocr errors]
[ocr errors]

240

252

466

EKBLOM, R. Russ et Varegs dans les noms de lieux de la région de Novgorod. Upsala 1915, besprochen von M. VASMER Fritzler, K. Das russische Reich eine Gründung der Franken. Marburg a. L. 1913, besprochen von M. VASMER LEHR-SPZAWIŃSKI, T. Ze studjów nad akcentem słowiańskim und O prasłowiańskiej metatonji. Krakau 1917-18, besprochen von F. LORENTZ 211 MAZON, A. Contes slaves de la Macédoine sud-occidentale. Étude linguistique, textes et traduction; notes de folklore. Paris 1923, besprochen von ST. MLADENOV.

[ocr errors]
[ocr errors]

508

Bonn

467

MEYER, K. H. Historische Grammatik der russischen Sprache. Erster
Baud: Einleitung, Laut-, Formen- und Akzentlehre.
1923, besprochen von N. DUrnovo
Slavisch (= Stand und Aufgaben der Sprachwissenschaft.
Streitberg-Festschrift 1924, S. 649-670). Heidelberg 1924, be-
sprochen von S. KUL BAKIN

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

524

526

445

Minerva. Jahrbuch der gelehrten Welt. Jahrgang 27. Berlin 1925, angezeigt von M. V. MÜHLENBACH, K. Lettisch-deutsches Wörterbuch. Redigiert, ergänzt und fortgesetzt von J. ENDZELIN. Lief. I-VII. Riga 1923-24, besprochen von M. NIEDERMANN SEVER'JANOV, S. Синайская псалтырь. Глаголическій памятникъ XI. вка. Petersburg 1922, besprochen von M. DOLOBKO . . 452 STUR, J. Die slavischen Sprachelemente in den Ortsnamen der deutschösterreichischen Alpenländer zwischen Donau und Drau. Wien 1914, besprochen von S. PIRCHEGGER VASMER, M. Untersuchungen über die ältesten Wohnsitze der Slaven. Leipzig 1923, angezeigt von M. Vasmer

[ocr errors][merged small][merged small][merged small]

VAN WIJK, N. Die baltischen und slavischeu Akzent- und Intonationssysteme. Amsterdam 1923, besprochen von L. BULACHOVSKIJ ZIRMUNSKIJ, V. Byron i Puškin. Petersburg 1924, besprochen von V. PERETZ 516 Berichtigungen von L. BULACHOVSKIJ.

[ocr errors][merged small]

Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen Bücher 253, 534 Wortregister von M. WOLTNEK.

539

"

Der Name der Donau.

Als der Wiener Slavist V. V. JAGIĆ sein „Archiv für slavische Philologie" ins Leben rief, bat er, angeregt durch die große Rolle, welche die Donau in der slavischen Volkspoesie spielt1), den Germanisten KARI. MÜLLENHOFF, die Frage nach dem Ursprung des Namens der Donau für die neue Zeitschrift zu behandeln. MÜLLENHOFF tat dies mit dem ganzen Reichtum der ihm zur Verfügung stehenden Gelehrsamkeit in Form eines offenen Briefes an den Petersburger Akademiker KUNIK, datiert vom 12. Februar 1876, der gleichzeitig im ersten Bande des Archivs für slavische Philologie" (I 290-298) und der alten Arbeitsgemeinschaft wegen auch in der Zeitschrift für deutsches Altertum" (XX 26-34) erschien 2). Die Ausführungen MÜLLENHOFF's sind bisher das Ausführlichste und Wertvollste geblieben, das über diese Frage geschrieben ist. Aber in den inzwischen verflossenen 50 Jahren haben wir natürlich doch manches anders zu sehen gelernt. Und so entschloß ich mich auf Bitten meines Kollegen VASMER, hier eine neue, zusammenfassende Darstellung des ganzen Fragenkomplexes zu versuchen, so wie er sich jetzt der Wissenschaft darstellt. Ich habe den Versuch unternommen mit Rücksicht darauf, daß mehr als eine Wissenschaft an dieser Frage interessiert ist3), obschon ich mir wohl bewußt war, dal

[ocr errors]

1) V. v. Jagić Dunav-Duuaj in der slavischen Volkspoesie im Arch. f. slav. Phil. I 299-333.

2) Dann auch wiederholt in MÜLLENHOFF's Deutscher Altertumskunde II (1906) 362–372.

3) Da ich auch nicht-philologische Leser im Auge habe, mußte ich iu manchen Punkten ausführlicher sein, als es meinen engeren Fachgenossen gegenüber nötig gewesen wäre.

Zeitschrift f. slav. Philologie. Bd. I.

1

ich selbst nur in bescheidenem Maße wirklich Neues zur Lösung beizutragen vermag Neues aber, das nur dem keltologisch gebildeten Anglisten sich erschließen konnte.

Ich freue mich auf diese Weise Gelegenheit zu erhalten, der neuen,Zeitschrift für slavische Philologie' einen Glückwunsch mit auf den Weg zu geben: Möge es ihr vergönnt sein, nicht nur die besonderen Probleme der Slavistik zu fördern, sondern auch die starken Wechselbeziehungen zwischen Osteuropa und dem Abendlande in helleres Licht zu rücken und vor allem den überreichen Schätzen slavischer Sprach- und Literaturüberlieferung gerade solche Materialien zu entnehmen, die geeignet sind, die Allgemeinprobleme europäischer Sprach- und Kulturwissenschaft zu klären. Wenn dies gelingt, dann wird es auch möglich werden, das verhältnismäßig laue Interesse, das die abendländische und sogar auch die deutsche Wissenschaft dem Slaventum gegenüber bisher gezeigt hat, zu beheben und umzuwandeln in ein warmes Verständnis dafür, daß gerade von dem jungfräulichen Boden slavischer Kultur reiche Förderung für das Verständnis der abendländischen Entwicklung zu erwarten ist.

1. Der Name der Donau zeigt im heutigen Deutschen eine noch nicht ganz aufgeklärte1), im anlautenden Konsonanten und im Tonvokal niederdeutsch anmutende Lautform. Die älteren Belege zeigen teils oberdeutsche, teils niederdeutsche Gestalt: ahd. Tuonouua2), mhd. Tuonouwe (Tōnaw a. 1399; noch OPITZ 1624 Thonaw), mnd. Donowe neben Dunowe3) sowie das aus Niederdeutschland entlehnte an. Dūna der Thidrekssaga. Für das Gotische läßt sich, worauf zuerst MÜLLENHOFF aufmerksam gemacht hat, ein got. *Dōnawi, Dat. *Dōnaujai, neben einem in anderer Intonationsfolge) stehenden got. *Dūnawi, *Dūnaujai

1) z. B. Mucu in Hoops' Reallexikon der germ. Altertumskunde I (1912) S. 389; H. PAUL Deutsche Grammatik (1916) I S. 212, 334.

2) GRAFF Althochdeutscher Sprachschatz 5, 433.

3) SCHILLER u. LÜBBEN, Mittelniederd. Wörteri. (1875-81) 1, 542. 4) STREITBERG Gotisches Elementarbuch ( 1920) § 23. Früher faßte man das sovvaßis (mit ov) bei Caesar von Nazianz als griechische Apperzeption des stark geschlossenen gotischen -Lautes. Dies wäre an sich natürlich möglich, dürfte sich aber nicht empfehlen, weil auch die Ungarn und alle Slaven den Namen mit einem u-Laut aus dem Gotischen entlehnt

herausschälen aus einer Stelle der dem Byzantiner Caesar von Nazianz fälschlich beigelegten Dialoge: παρ' Ἕλλησι δὲ Ἴστρον, παρὰ δὲ Ῥωμαίοις ανούβιον, παρὰ δὲ Γότθοις Δούναβιν προσεropɛvóμεvov (1, 68), wo das ẞ nach damaliger Aussprache den Lautwert eines bilabialen w darstellt. Endlich findet sich auch bei den Angelsachsen - neben gelehrtem Danubie (ELENE 37, 136) - eine im wesentlichen volkstümliche Form Donua, die dreimal in König Alfreds Orosius-Übersetzung (ed. SWEET 1431, 221, 225) belegt ist. In dem Ableitungssuffix stimmen nun freilich die genannten germanischen Formen nicht völlig überein. Das Gotische und das Deutsche weisen auf eine germanische Urform *Don-auio, die mit lat. Dānŭvius verglichen so aussieht, als habe sie im zweiten Teile volksetymologische Anlehnung an ein heimisches Wort für „Wasserlauf", ahd. ouwa „Aue“, got. *aujō- (Nom. *awi), erfahren, womit auch der Übergang in das weibliche Geschlecht erklärt wäre, falls das Lateinische das ursprüngliche Genus bewahrt hat. Dem ahd. ouwa entspricht im Altnordischen ein ey, im Altenglischen ieg, ig, eg, so daß hier der Flußname als an. *Don-ey und ae. *Don-eg erscheinen sollte. Nun steht aber neben der Sippe von „Aue“, im Urgermanischen das stammverwandte und bedeutungsgleiche urgm. *axwo „Fluß“ (got. ahwa, ahd. aha „Aa“, ae. ea, an. a), wodurch ein Austausch beider Wörter sehr leicht möglich und tatsächlich sehr häufig eingetreten ist. So haben wir, um nur ein einziges, zu unserem Problem besonders gut passendes Beispiel zu nennen, im Althochdeutschen Wilowa (jetzt Wila b. Zürich) neben Wilaha (jetzt Weilach, Zufluß der Isar) oder im Altenglischen ein Wilig (jetzt Wiley, Fluß in Wiltshire) neben Wilea (= akorn. Guilou bei AssER1)), wo in beiden Fällen wohl ein keltisches *Wil-āwia2) zugrunde liegt3).

haben, wie wir in § 10 sehen werden. Überdies zeigt ja auch das Mittelniederdeutsche ein Nebeneinander von Dōnowe und Dunowe. Und endlich setzt nfrz. Dunoc (S. 25) ein īū voraus.

1) ASSER 42, 18: in monte, qui dicitur Wiltūn, qui est in meridiana ripa fluminis Guilou, de quo flumine tota illa paga nominatur (ed. STEVENSON S. 33, 241).

2) Vgl. den Fluß Gwili in Carmarthen, wo das neukymrische i altes langes i voraussetzt.

3) M. FÖRSTER Ae. Lesebuch S. 65. Anders E. SCHROEDER (in Hoops'

Wir werden sonach nicht zu zögern brauchen, in dem an. Dūn-ā das an. à „Fluß“ zu sehen. Und ähnlich wird es wohl mit ae. Donua stehen, das ich als halbgelehrte Anlehnung an das lat. Dānubius, das dem Übersetzer in seiner Quelle vorlag, für volkstümliches ae. *Don-ea ansehen möchte. Zu dieser Auffassung stimmt gut, daß das Donua der Orosius-Version an allen drei Stellen indeklinabel gebraucht ist, genau wie auch ae. ea ,,Fluß meist im Singular unflektiert erscheint.

Die genannten germanischen Formen sind nicht ohne Bedeutung für die Geschichte des Namens. Das ahd. Tuonouwa setzt ein langes als Vorstufe voraus, das, wie urgerm. 6, regelrecht im 8. Jahrhundert sich in Oberdeutschland in uo verwandelte, im Altenglischen (Dōnua) und Niederdeutschen (mnd. Dōnouwe) dagegen erhalten blieb. Altgermanisches ō, verglichen mit der a-Vokalisation des lat. Dānuvius, beweist uns aber, daß die Namensform, als sie zu den Germanen kam, mit langem ā gesprochen wurde; denn kurzes a wäre im Germanischen bewahrt geblieben. Und hierzu stimmt, daß die römischen Dichter (Horaz, Ovid, Claudian) stets Dānŭvius mit langem a messen. Die Länge des ā muß um so mehr betont werden, als neuerdings A. SOBOLEVSKIJ im Arch. f. slav. Phil. 27, 243 den Versuch gemacht hat, den Flußnamen von einem sarmatischen *Dănăvi mit kurzem й abzuleiten.

Aus der germ. ō-Vokalisation gegenüber älterem a hat man früher den Schluß gezogen, daß der Name von den Germanen vor dem Übergang eines idg. a in urgerm. ō aufgenommen sei ein Lautvorgang, der doch wohl spätestens um Christi Geburt abgeschlossen war1). Mit Recht ist aber später mehrfach darauf hingewiesen worden 2), daß das germ. o auch auf Lautsubstitution. für ein damals im Germanischen nicht vorhandenes u beruhen

Reallex. II 76), der die Flußnamen mit Weil von mlat. villa ableitet und die Übertragung keltischer Suffixe annimint.

1) STREITBERG Urgerm. Gramm. (1896) § 59. BREMER Idg. Forsch. 4, 22f., setzt den Übergang für Süddeutschland wohl etwas zu spät an, LUICK Historische Grammatik der englischen Sprache I § 69 A. 1, vielleicht etwas früh.

2) An nachdrücklichsten von HIRT PBB. 23, 317.

« PrejšnjaNaprej »