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Orte viele Schreibkundige vorhanden gewesen sind; das
konnte natürlich nur in einem Kloster und zwar einem großen, der Fall
sein. Hervorzuheben ist auch, daß alle diese Leute im 11. Jahrh. die
glagolitische Schrift beherrschten, aber auch die kyrillische kannten. Sie
gehörten alle einer Schule an, was durch den Gebrauch des wohl älteren
Zeichens ǝ erwiesen wird; Ausnahmen bilden nur ákм 49b 2-3
(Schreiber 4), HA TA 113b (Schreiber 8),sic! vom Schreiber wegen des
engen Raumes €", HA HA π avtois 150 17 (Schreiber 12), ferner zur
Wiedergabe des Nasallautes in Entlehnungen aus dem Griechischen, wie
ἄγγελος
3 mal beim Schreiber 3, 2 mal beim Schreiber 10
und 1 mal beim Schreiber 12. Die Schreibung +PAT beim Schreiber 10
und ähnliche Schreibungen bei Schreiber 1 und 8 erklären den Laut-
wert des in diesem Worte.

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Woher kommen hier die kyrillischen Buchstaben und Wörter? Das von den Abschreibern benutzte Original war allem Anschein nach glagolitisch; hierfür spricht die Schreibung QAITT, βουνοί 885 in der, wie FORTUNATOV (О происхожденіи глаголицы. Извьстiя Отд. русск. яз. XVIII (1914) Heft 4 S. 237) gezeigt hat, das spinnenförmige mit verwechselt wird, ein Fall, den auch das Abecenarium Bulgaricum kennt. Im übrigen wird das spinnenförmige nur im Worte ɣAM gebraucht und es kommt außer dem genannten Fall noch 3 mal im Psalterium Sinaiticum (79 197 149b 2 und 149, neben LASTALS 104 20) und 1 mal im Evangelium Assemanianum vor.

Wenn aber 6 Schreiber kyrillische Buchstaben gebrauchen, wenn ein solcher Buchstabe im gezeichneten Initial vorkommt, so spricht das m. E. dafür, daß die Schreiber die kyrillischen Buchstaben beherrschten und ferner, daß entweder das Original, von dem das Psalterium Sinaiticum abgeschrieben wurde, oder eine frühere Vorlage kyrillisch war. Diese Annahme wird durch folgende Tatsachen gestützt.

1. оT Cтн ECIA, für CEIA taútηs 35o 14; € und c können nur kyrillisch verwechselt werden; allerdings kann aber eine Umstellung von Buchstaben in einem jeden Alphabet vorkommen.

2. пEYLAL μέqiuva 68 25; k und sind sich nur im Kyrillischen ähnlich; allerdings kann hier das folgende eingewirkt haben.

3. Еъскръші БЖЕ (Bonon. Pogodin. Čudov. въскрсин) èváóta 94b19; nur undeutliches kyrillisches сh kann man für ш lesen.

4. Бы же ѣко чловѣчи суміраєте ї ѣко єдінъ отъ къ ΠΩΑΔΕΤΕ ἄνθρωποι und πίπτετε 110 10-12- Die Stelle ist gänzlich verstümmelt. Nur ein kyrillisches, altes auf der Zeile stehendes u konnte man für ч (4) und ein undeutliches kyrillisches a, allerdings in neuerer Abart, für o halten.

Sowohl die Verteilung der Arbeit unter die einzelnen Schreiber, als auch der Gebrauch von kyrillischen Buchstaben, bestätigt somit die Ansicht des Herausgebers über die Abschreiber unseres Denkmals.

Zeitschrift f. slav. Philologic. Bd. I.

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Ich möchte diese Ausführungen nicht schließen, ohne den Wunsch auszusprechen, daß sich recht bald ein Gelehrter finden möge, der diese Ausgabe mit dem Original auf dem Sinai nachprüft und darauf seine Resultate der Gelehrtenwelt zugänglich macht.

Petersburg

M. DOLOBKO

FRITZLER, KARL. Das russische Reich, eine Gründung der Franken. Marburg a. d L., H. Bauer, 1923, 8o 47 S.

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Eine ganz dilettantische Schrift, die in keiner Weise die behandelten Probleme fördert. An Stelle der auf jeder Seite zitierten Werke von Karamzin, Gedeonov, Lamanskij hätte sich der Verfasser mindestens VILH. THOMSEN's Ursprung des russischen Staates Gotha 1879 genau ansehen müssen, über dessen Ergebnisse er sich allenthalben einfach hinwegsetzt. Dazu kommt eine völlige Unbefangenheit in sprachhistorischen Dingen, die er bei allen seinen Erklärungen bekundet. Nur in einer durch Sachkenntnis nicht getrübten Atmosphäre konnte die Lehre von der Identität der Namen varego und frego,francus' entstehen. Ein Land in nordwestlichen Winkel des Schwarzen Meeres, das die Griechen "Oyylos nannten, heißt heute Budžak (= osman. krimtat. budžak,Winkel' s. RADLOFF Wb. IV 1863), also ist "Oyyhos selbstverständlich abg. usw. oglo,Winkel'. Für FR. ist es die Heimat der Angeln". Denselben germanischen Volksnamen sieht er in Ugolo, dem Namen des Jerelь-Flusses im Gouv. Jekaterinoslav, den ich Acta Univ. Dorp. Serie B Bd. I Nr. 3 S. 7 auch als „Winkel" erklärt habe. Auch den Namen des Ingul-Flusses, der östlich vom Südlichen Bug in den Bug-Liman mündet, erklärt er vom Namen der Angeln, ohne die Möglichkeit einer Deutung dieses spätbezeugten Namens von osman. ängül,langsam, träge' auch Flussname in Serbien (s. RADLOFF Wb. I 736) zu erwägen. Natürlich ist auch der Name der Krim für FR. (45) ein Zeugnis kimbrisch-germanischer Urbevölkerung. Daß russ. družina niemals ein o̟ gehabt hat, wird der Verf. nicht glauben wollen, denn auf einer solchen Voraussetzung baut er eine ganze Anzahl weiterer Hypothesen auf. Aber was will man von einem Forscher verlangen, der Galičane für,Franzosen, Gallier' erklärt (38), die Rhoxolanen als Russen und Alanen (18) und aus einem ganzen Wust von heterogenen Ortsnamen, wie Rosenberg, Rosenort, Rositten, Ruskewitz, Rossow (S. 14) folgert, es habe ein von Südrußland ausgegangenes Russenvolk an der Memel gesessen. Diese Stichproben aus dem Buch mögen genügen, denn plausiblere Gründe für einen fränkischen Ursprung des russischen Staates finden sich darin nirgends.1).

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1) Vgl. noch die Kritik von FLOROVSKIJ Slavia III (1924) 551 ff.

M. V.

Karl H. MEYER Historische Grammatik der russischen Sprache. Erster Band: Einleitung, Laut-, Formen- und Akzentlehre. Bonn 1923. XII+ 246 Seiten.

Dem Russischen fehlt bisher, trotz seiner Bedeutung als Sprache eines der größten Völker und einer der bedeutsamsten Literaturen, eine ausführlichere historische Grammatik. Die Vorlesungen von ŠACHMATOV liegen nur in lithographierten, schwer zugänglichen Ausgaben vor; die sonstigen, gedruckten Hilfsmittel sind entweder allzu elementar oder sie umfassen nicht die gesamte russ. Sprache. ŠACHMATOV's Очеркь древныйшaго періода исторіи русскаго языка behandelt die Geschichte der russischen Sprache nur bis zum 13. Jahrh. Auch die Grammatik von K. H. MEYER füllt diese Lücke nicht aus, weil sie nur eine Kompilation ist, die nicht auf dem Studium der Sprachquellen selbst, sondern ausschließlich auf der sprachwissenschaftlichen Literatur aufgebaut ist.

Vor allen Dingen verlangt der Titel des Buches eine Erläuterung. Es ist weniger eine Historische Grammatik der russischen Sprache" als vielmehr eine Grammatik der heutigen russischen Schrift- und Bühnensprache" in ihrem Verhältnis zum Urslavischen. Die Geschichte" beschränkt sich auf die Angabe der ältesten Belege für jene Veränderungen des urslav. Bestandes, die in der heutigen Schriftsprache vorliegen; Hinweise auf die Dialekte begegnen nur vereinzelt.

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Die Ausstattung des Buches ist sehr gut. Es enthält aber eine ziemlich große Anzahl von Druckfehlern in Beispielen aus dem Russischen und den übrigen slavischen Sprachen und in der Rekonstruktion urslav. Formen an Stellen, die der Leser schwer verbessern kann. Z. B. S. 34, 10-9 von unten: emqætte st. ämbätte oder embätte, Z. 8 von unten: ebetb(niko) st. jębetb(niko); S. 38, 8 von unten: lâda st. lâđa; S. 39, 10 von unten: ursl. e st. ursl. ě; S. 50, 5 von unten: гнвь st. гHICвь; S. 63, 13: Es finden sich nur für e Schreibungen st.... für ə; S. 82, 15 von unten: сыгривать st. сыгрывать; сыздѣтсва st. сыздѣтства; S. 124, 6 von unten: st. святовья st. сватовья; S. 133: Acc. pl. руки, овцы, земли st. руки, овцы, земли (vgl. richtig S. 215-216); S. 138, 4: Instr. cудé st. судьëо; S. 149, 5 von unten: *onomodone st. *onomidine; Ѕ. 167, 2: горокъ, горькій st. горекъ, горькій; S. 170, 4 von unten: пятья, шестья st. пятью, шестью; S. 177, 3 sösa, sösati st. sosa sosati etc. etc.

Der VERF. hat einigermaßen gute bibliographische Kenntnisse auf dem Gebiete der russ. Sprache 1) und kennt die heutige Aussprache

1) Es ist jedoch sehr zu bedauern, daß M. die Darstellung von KOŠUTIĆ гpaматика руског jезика. I Тeil А. Petersburg 1919 unbekannt geblieben ist, denn sonst hätte er viele Ungenauigkeiten bei der Bestimmung von russ. Lauten vermieden.

des gebildeten Russisch verhältnismäßig gut. Er handelt fast immer von der lebenden Umgangssprache, wobei in den meisten Fällen eine Scheidung zwischen Aussprache und Orthographie durchgeführt ist. Wenig vertraut jedoch ist der VERF. mit der russ. Sprachgeschichte und Mundartenforschung und mit der Sprache der abg. Denkmäler.

Einige Lücken und Ungenauigkeiten finden sich auch auf den Gebieten, die dem VERF. besser bekannt sind in der Bibliographie und bei der Beschreibung der heutigen russ. Schriftsprache. Auf die Lücken in der Bibliographie will ich nicht eingehen: sie sind zu verständlich bei dem Mangel der deutschen Bibliotheken an russ. Büchern, den M. im Vorwort schildert. Im allgemeinen sind sie auch nicht allzu zahlreich. Es muß aber erwähnt werden, daß einige Werke über russ. Sprache, die M. bekannt sein mußten, denn er verweist auf sie an verschiedenen Stellen des Buches, doch nicht in genügendem Maße berücksichtigt worden sind. Hierher gehören z. B. SACHMATOV's Очеркъ древнѣйшаго періода исторіи русскаго языка und der von der Moskauer Dialektologischen Kommission herausgegebene Опыть діалектологической карты русскаго языка u. a. Die mangelnde Kenntnis dieser Werke zeigt sich an vielen Stellen. Ich kann es mir nicht denken, daß M. die Bedeutung der alten russ. Sprachdenkmäler so weit hätte unterschätzen und diejenige der heutigen Mundarten bis zu einem solchen Maße hätte ignorieren können, wenn er nur etwas gründlicher in den Очеркь von ŠACHMATOV eingedrungen wäre, und daß er bei einer Kenntnis des Опытъ діалектологической карты die Mundarten und Dialekte des Russischen in einer solchen Weise charakterisiert hätte, wie er es in seinem Buche tut. Ein Mangel des Buches von M. ist auch, daß er über die Geschichte und Dialekte des Russ., über das Abg. und Urslav., ja sogar über einige Tatsachen der heutigen russ. Literatursprache ausschließlich nach Monographien und allgemeinen Lehrbüchern urteilt, ohne sich unmittelbar den Quellen, den Sprachdenkmälern und dem Dialektmaterial, zuzuwenden. Hieraus erklärt sich seine Unfähigkeit, kritisch zu den Hilfsmitteln Stellung zu nehmen und der Glaube an solche Blüten wissenschaftlicher Oberflächlichkeit, wie es der Aufsatz von ROSENFELD über die Sprache des Изборникь von 1073 ist. Eine elementare Vertrautheit mit den Sprachdenkmälern genügt um zu wissen, daß man sich eines solchen Aufsatzes überhaupt nicht bedienen darf1). Ich wende mich nun den Mängeln bei der Behandlung der heutigen russ. Literatursprache zu.

1) So enthält z. B. der Изборникь vоп 1073 nicht die von M. (33-34) nach ROSENFELD zitierten Schreibungen: roрекьше грѣшеныихъ, исполнить, кровьныихъ (es heißt dort: много рекъше, съгрѣшеныихъ, испълнить, съкровьныихъ,xqvnt&v'); in den Wörtern чрьвенъ und стегнѣ ist das e berechtigt (чрьвенъ Part.

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I. Die Aussprache

Die Vokale der heutigen russ. gebildeten Aussprache teilt M. (30) nach ihrer Quantität in 3 Stufen ein: I. die stärkste Stufe unter dem Tone, II. die schwächere, unmittelbar vor dem Tone und im absoluten Wortauslaut, III. die schwächste, in den sonstigen Fällen. Diese Vokaleinteilung der russ. Aussprache in 3 Stufen nach ihrer relativen Länge und dem Reduktionsgrade ist sehr bequem, falsch ist es aber die Vokale im absoluten Auslaut der 2. zuzuzählen; ihre Reduktionsstufe ist bei der gewöhnlichen Aussprache mehr oder weniger die gleiche wie diejenige, die M. als 3. Stufe bezeichnet.

Die Bezeichnung der vortonigen Vokale durch einen Buchstaben mit dem Zeichen weist offensichtlich darauf hin, daß M. sie fälschlicherweise für reduziert hält; doch vielleicht will er durch dieses Zeichen auch nur die Kürze solcher Vokale andeuten, um sie von den betonten, etwas länger artikulierten Vokalen zu unterscheiden.

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Falsch dargestellt ist die Aussprache der aus altem e, ě, b, ę, a nach Palatalen und kakuminalen Zischlauten in unmittelbar vortoniger Stellung und im absoluten Auslaut entstandenen Vokale (30 und 57—59). In solcher Stellung unterscheidet M. in der gebildeten Sprache zwei Laute 1. ĕ (offen) aus „ursl. e, ě, a (sic!), b... vor betonten dunklen (velaren) Vokalen und im absoluten Auslaut“ und aus ‚ursl. ę und a vor allen betonten Vokalen, einerlei ob dunkel oder hell, und im absoluten Auslaut“ (57) und 2., (geschlossen) nur aus e, ě, bim Wortinnern vor folgendem betonten weichen Vokal" (59). Unter einer Stellung vor... Vokalen“ versteht M., wie aus den Beispielen hervorgeht, diejenige vor Silben mit dem einen oder anderen Vokal, und unter dunklen oder velaren und hellen oder weichen Vokalen versteht er Vokale in Silben, die mit harten oder weichen Konsonanten beginnen (vgl. das Beispiel мьнять 59 mit vortonigem e, das unter dem Ton nach M. ein a haben soll). Tatsächlich kommt aber eine solche Aussprache weder in der Literatursprache, noch in einem der Volksdialekte des Russ. vor. Die unbetonten Laute aus altem e, ě, b, ę, a sind nach weichen Konsonanten in der russ. Literatursprache und im Südgrr. in allen Stellungen mit Ausnahme des absoluten Auslautes in

perf. pass. von чрьвити, стегнѣ N. A. Du. von стегно, поóс aber nicht von стьгна, пlatīc'), первое und долженъ stehen in einem Zusatz aus dem 14. Jahrh. und молчании in einem Stück aus dem 15. Jahrh. Mißverstandene Stellen der Sprachdenkmäler finden sich auch sonst. So kommt das bei M. (56) angeführte Beispiel für das Akanje aus einem Sprachdenkmal des 14. Jahrh. ксть дивна, das SOBOLEVSKIJ entnommen ist, mit einem a in allen Evangelienabschriften, sowohl den russ. als auch südslav. seit dem 11. Jahrh. und im Psalter (Psalt. Sinait.) vor und ist eine richtige Übersetzung des griech. Davμaoτń (αύτη, sc. κεφαλή).

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