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vime); diese Substantiva waren stammbetont und hatten eine akutierte Endung. Nach dem Gesetz von DE SAUSSURE heißt es daher im grr. dial. n..mà sloven. pléme-plemena, klr. umà, serb. vrijeme. Die Substantiva vom Typus *doba gehen hinsichtlich ihrer Betonung in den einzelnen Slavinen so stark auseinander, daß man in ihnen wohl kaum einen alten urslav. Typus sehen darf: vgl. serb. sòva, doba, kora, stroka, dagegen sloven. sóva, dóba, kóra, stróka (aus sovà usw.) und russ. cooù, Kopà; nur in serb. koža, vòlja = sloven. koža, vólja und russ. ñòîca, còля handelt es sich um einen urslav. Akzent. Doch wie man diese Formen auch erklären will (eine Möglichkeit wäre, darin eine zirkumflektierte Endung anzunehmen, vgl. die lit. e-Stämme), eine ursprüngliche Endbetonung ist für diese Fälle nicht erwiesen. Zweifelhaft ist auch das vereinzelt stehende òba, russ. óba; auf jeden Fall beweist aber das lit. abù nicht eine ursprüngliche Endbetonung: man vgl. lit. vilku, takù von vilkas, tākas dagegen dárbu, tiltu von dárbas, tiltas, d. h. die betonte Endung ist eine Folge des DE SAUSSURE schen Gesetzes; die nach dem gleichen Gesetz entstandene Form *obà wurde unter Einfluß der Nominalstämme, als der Gen. sg. für den alten Nom. Acc. dual. aufkam, durch *oba verdrängt, vgl. russ. dea cóлka, serb. dvâ vûka usw. (für altes *dovà volkà). Übrig bleibt also nur der Nom. pl. sèla. Es spricht aber nichts dafür, daß diese Form älter ist als das DE SAUSSURE'sche Gesetz. Jedenfalls darf man weder auf dieser einen Kategorie ein neues Gesetz gründen, noch außer acht lassen, daß die Akzentzurückziehung hier offenbar mit der Erhaltung der Länge des auslautenden a oder dessen sekundärer Dehnung zusammenhängt, vgl. čak. brimená usw. Außerdem führt der Verf. russ. mów aus toj an; wenn aber lit. Instr. s. rankà auf eine akutierte Endung hinweist, muß man für das Urslav. die Form *rokò̟ mit einem nach DE SAUSSURE verschobenen Akzent annehmen. Als nun für - ein -ojo aufkam, wurde die Form *rokò durch *rolojo (russ. pyкó) ersetzt und *kòrvo durch *kòrvoją oder korvojo. Die Entstehung eines toòją neben *rokojo, *kòrvojo oder *korvojo ist durchaus verständlich.

Somit ist dem Verfasser der Beweis nicht geglückt, daß das Gesetz von DE SAUSSURE jünger als die Metatonie sei, die gleichzeitig mit dem von ihm formulierten Gesetz gewirkt haben soll. Die Metatonie selbst versucht M. nach einer von SIEVERS aufgestellten und folgendermaßen formulierten Regel zu erklären, „sprachliche oder rhythmische Gruppen von gerader Gliederzahl liegen, ceteris paribus, in der Tonskala prinzipiell konträr zu solchen von ungerader Gliederzahl".

Es ist möglich, daß dieses Prinzip sich auf die Metatonie anwenden läßt. Es fragt sich nur, in welchem Maße und in welchen Fällen? Der Versuch des Verfassers, es auf die von BELIĆ behandelten Erscheinungen anzuwenden, ist nicht immer glücklich zu nennen. Einige von M. angeführte Beispiele, an denen er die verschiedenen Arten der Metatonie zeigen will, gehören wohl kaum hierher. So sind m. E. z. B. russ. xodùmb, serb. hoditi, russ. pyzàma, čak. rūkán, Instr. pyxàмu,

Z

Loc. pyxùx, wie auch serb. dolina (Vuk), russ. do.ùнa nach DE SAUSSURE zu erklären. Dieses wird aus folgendem ersichtlich: M. nimmt für diese Fälle Metatonie an, wie in russ. дорогъ — дорогой (ходъ — хода ходить, руку дола рукамъ, долъ долина) d. h. S = : Dieser Regel (1) steht:÷ gegenüber, z. B. čak. staro (“ aus altem Akut): stârō. Tatsächlich entspricht einem rūkán usw. nicht *krâvan, *krâvami, *krâvah (nach der 3. Regel), sondern ein krävan, was für eine Verschiebung nach DE SAUSSURE in jenem Falle spricht. In gleicher Weise entsprechen Beispielen wie serb. hdditi, russ. xodùmb (neben xodoxòda) solche wie čak. mučit neben muka, mrazit neben mraz usw., nicht aber *mûčit, *mrâzit nach den Regeln der Metatonie ; neben serb. gràdina von grâd besteht grah - grasina, nicht aber *grâšina.

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Nach M. soll auch bei čak. kròvih Loc. pl. von krov, krovà die Metatonie gewirkt haben; neben lerovih findet sich aber auch ein krovíh; falls aber kròvih regelrecht sein sollte, warum lautet dann der Instr. sg. krovón? Der Gen.-Loc. kròvih gibt offenbar den Akzent des alten Gen. pl. wieder, und folglich ist die Metatonie an besondere Bedingungen gebunden, die beim Gen. pl. vorhanden waren. Bei sloven. cvetje liegt tatsächlich Metatonie vor. Aus unbegreiflichen Gründen stellt der Verfasser es aber zur Regel :ź indem er es mit russ. Nom. pl. yenmú vergleicht, nicht aber mit dem Nom. sg. vermə Gen. yorma; in diesem Falle würde es unter das Gesetz: Z (čak. list - listje usw.) gehören. Es ließe sich noch vieles über die von M. gebotenen Erklärungen der verschiedenen Intonationserscheinungen sagen (z. B. zur Erklärung von russ. бepy — бepèut usw.), eine ausführliche Analyse des Aufsatzes würde aber allzu viel Raum beanspruchen. Betont sei nur noch, daß das ganze Intonationssystem des Verbums oder Nomens herangezogen werden muß, um irgend welche richtigen Resultate zu erzielen und auf keinen Fall darf man nur einzelne Tatsachen herausreißen und darauf neue Hypothesen gründen wollen.

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Zum Schluß bietet der Verfasser noch einige ganz flüchtige Bemerkungen über das Sorbische und streift die Frage nach der westslavischen Spracheinheit. Einen skeptischen Standpunkt zu dieser letzteren Spracheinheit habe auch ich bereits früher vertreten: vgl. meine Kritik im Roczn. Slaw. I (1908) 42 ff.

Belgrad

S. KUL BAKIN

Minerva Jahrbuch der gelehrten Welt. Jahrg. 27, Berlin, W. de Gruyter 1925, 8o, XXIX + 1942 S. Es sei hier in aller Kürze auf die neue Ausgabe dieses bewährten Jahrbuches hingewiesen, das zum erstenmal seit dem Kriege wieder reichhaltige Angaben über den Personalbestand slavischer, bes. auch russischer wissenschaftlicher Institute enthält. M. V.

Neuere Arbeiten über das altrussische Igorlied.1) M. SPERANSKIJ. Первое издание,,Слова о полку Игоревѣ" и бумаги А. Ф. Малиновского. Anhang zur Faksimile-Ausgabe der Editio princeps. M. und S. Sabašnikov Moskau 1920 VIII +46 +24 8°.

Die Notizen von MALINOVSKIJ zum Igorliede bilden den Mittelpunkt des umfangreichen, bis in die neueste Zeit als grundlegend geltenden Werkes von BARSOV.) Trotz der großen Bedeutung, die er ihnen zugemessen, trotz der weitgehenden Schlüsse, die er daraus auf Paläographie und Alter der verbrannten Igorlied-Handschrift gezogen hat, ist BARSOV der wissenschaftlichen Welt eine genaue Beschreibung ihres Inhalts schuldig geblieben. Bis auf TICHONRAVOV zweifelte man nicht an der Echtheit der Notizen. Man schloß sich den Ausführungen BARSOV's an, nach denen sie aus der Zeit vor 18003), dem Erscheinungsjahr der ersten Ausgabe, stammen und eine genauere Wiedergabe der Hs. darstellen sollten als die Editio princeps. Vor einigen Jahren hat nun die Tochter BARSOV's dem Moskauer Historischen Museum die Notizen zur Verfügung gestellt und dessen Leiter, SPERANSKIJ, gibt im vorliegenden Aufsatz zum erstenmal eine wissenschaftliche Beschreibung ihres Inhalts. Das Ergebnis ist ungemein wichtig, indem es ein grelles Licht auf die Arbeitsmethode BARSOV's wirft. Trotz seiner mehrfachen Versicherung, daß sämtliche Notizen von MALINOVSKIJ selbst geschrieben und Vorarbeiten zur Editio princeps seien, weist SPERANSKIJ mit Hilfe der Wasserzeichen seiner Notizen und der verschiedenen Schriftzüge nach, daß BARSOV's Angaben zum größten Teil irreführend sind.4) Auf Grund von SPE

1) Ausgegangen wird von der letzten Bibliographie zum Igorliede von GUDZIJ Литература,,Слова о полку Игоревѣ" за послѣднее дваддатильтiе 1894-1913. жMнПp. 1914 Febr. 353-387. Vgl. auch den Nachtrag von PIKSANOV Къ обзору литературы „Слова о полку Игоревь“. жKMHПр. 1915 Jan. 158-164. Auf Vollständigkeit mußte leider wegen der schweren Zugänglichkeit russischer wissenschaftlicher Literatur verzichtet werden.

2) E. BARSOV Слово о полку Игоревѣ какъ художественный памятникъ Кіевской дружинной Руси. Bd. I-III Moskau 1887-1889. 3) Vgl. BARSOv o. c. I 70.

4) Die geringe Zuverlässigkeit der BARSOV'schen Ausführungen ist auch mir im Verlaufe meiner eigenen Arbeit am Igorliede aufgefallen. Besonders deutlich wird sie im 3. Bd. seines Werkes, wo er bei der Behandlung des Wortschatzes mitunter die der Volkspoesie entnommenen Zitate dem Igorliede angleicht. Einige Beispiele mögen genügen. Auf S. 162 führt er an: ‚Не áылый горностай

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RANSKIJ läßt sich für die wichtigsten Teile der Notizen folgende Tabelle geben 1):

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BARSOV (?)

II. Vergleich der Katharina - Ab-
schrift und der Editio princeps

III. Genealogische Tabelle, die der
Editio beigelegt ist.

IV. Auszug aus einer Chronik mit
Beibehaltung d. Abbreviaturen 2).

V. Auszüge aus dem Igorliede
Igorliede
(BARSOV 0. с. І 72 „Лоскутки“),
die bis auf zwei Stellen in Über-
einstimmung mit der Editio prin-
ceps verbessert sind. Es liegt
keine Veranlassung vor, anzu-
nehmen, daß die Korrekturen
nach der Hs. und nicht nach der
Editio princeps erfolgt sind.

VI. Historischer Inhalt des Igorliedes, der sich bis auf einige stilistische Abweichungen und die Schlußsütze mit der Editio princeps deckt.

Entwurf zu einer Übersetzung des Igorliedes mit Korrekturen von der gleichen Hand, die die Anmerkungen geschrieben hat.

"

"

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слѣды прометывалъ Rybnikov Пѣсни III 187, während es in der genannten Sammlung горносталь heißt. S. 174 schreibt BARSOV ausdrücklich Das Verbum rраяти kommt in der Volkspoesie auch in der Form (in annexu praepositionis выз) вызграяти vог“ und zitiert , Какъ воз-граю на первый наконъ На сыромъ дубу чернымъ ворономь RYBNIKOV o. c. I 426. Eine Nachprüfung ergibt, daß bei RYBNIKOV зaгparo steht. Ähnliche Änderungen finden sich auch

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unter забыти etc.

1) Die 90 Blätter der Notizen faßt SP. zu XI Gruppen zusammen. Ich behalte seine Numerierung bei.

2) Vgl. hierzu BARSOV o. c. I 92 f.

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IX. Bemerkung: О Трояновомь осBO- aus d. 20 er Jahr. 20er Jahre des

божденіи изъ ада молитвами
Григорія Діалога можно видѣть

по сказанію рукописи Мечецъ,
у Іоанна Дамаскина въ словѣ
о Усопшихъ.

des 19. Jahrh.

Х. Пѣхота ихъ имѣет... 9 Zeilen. aus d. 20 er oder

XI. Auszug aus dem Aufsatz von
MARKEVIČ über TROJAN.

19. Jahrh.

20 er-30 er

30 er Jahren d.
19. Jahrh.

dasselbe

Jahren des 19. Jahrh. dasselbe

SP. führt des Weiteren aus, daß diese Notizen im Sinne BARSOV's sich für die Igorlied forschung überhaupt nicht verwenden lassen, da sie kein neues, von der Editio princeps abweichendes Material enthalten. Auf Grund der Hs. können im günstigsten Fall nur die unter V, VI, VIII zum Teil auch III genannten Notizen entstanden sein. Bei VII ist eine Entscheidung schwierig, weil ihre Graphik nicht derjenigen des 18. Jahrh. entspricht, teilweise aber doch von der Editio princeps abweicht. Trotzdem kommt aber auch diesen Notizen bei weitem nicht die ihnen von BARSOV zugeschriebene Bedeutung zu. Die Annahme von Schreibungen wie кн: ist für die Hs. ganz unmöglich. Wenn sie hier vorliegen, so berechtigt das zum Schluß, daß MALINOVSKIJ sich nur bei schwierigen Wörtern, die er dazu noch unterstrich, bemüht hat, die ursprüngliche Orthographie beizubehalten. Gleiches gilt für V. Auch hier werden es Auszüge aus dem Igorliede mit willkürlicher Orthographie sein, da sie an einigen Stellen Korrekturen nach der Editio princeps aufweisen. Und doch kommt den Notizen ein gewisser Wert zu, weil sie Material für die Entstehungsgeschichte der Editio princeps bieten. SP. meint, daß MALINOVSKIJ bald nach 1798 von MUSIN-PUŠKIN eine Übersetzung des Igorliedes erhalten, sie verbessert und einen Entwurf für die Anmerkungen angefertigt habe, offenbar nach der Katharina-Abschrift. Die Hauptarbeit hat danach MALINOVSKIJ geleistet, während sich MUSIN-PUŠKIN auf das Lesen der dritten Korrektur beschränkte. Da Zeitschrift f. slav. Philologie. Bd. I.

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