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35. Duset. ÿdas „Insekt" (singulare tantum)1) ist jünger als magýlos. Das letztere Wort wurde noch zu der Zeit entlehnt, als der weißruss. Explosivlaut g noch in die Spirans h übergegangen war. Das heißt das stammt aus der Form h'id (altweißruss. гыдь BERNEKER Slav. et. Wrb. I 374, PREOBRAŽENSKIJ Əт. сл. I 114), magýlos aber aus *mog'īlā. Der Wandel von älterm g zu h trat im Weißrussischen noch vor der Verkürzung der langen Vokale ein, was aus folgenden Lehnwörtern ersichtlich ist: 1. ŭdiju „hortor“ Kv., „ich ohrroffele, schelte immer" M. I 307, „increpo“ DZ. 20, išūdijau kaip paršelį „išbariau nekeikdamas, tik sarmódamas, ich schalt nicht durch Schimpfen sondern durch Beschämung" Ušp., ūdys mane anytėlė par visą amžēli̟ Jd. 826, 9, musie.... udīię aszwĩjni kajp tù sako slink's essi DPh. 26, garnis pradejo uditie wanaga tays żodżeys TP. 90 = húď'iť'i, woher heute гýдзишь„tadeln“; 2. ūkas „ūžimas Sausen, Brausen" Dus., Salakas, OE 34 = huk гуль, стукь, Getöse": mań bie wayku jusu ûko gałwa sako isiduko OP 4; 3. ütaryti „reden“ kaltanėnai (Wilnaer Gebiet) hútor'it'i, heute гýторишь „reden, plaudern": ûturu, -rau, -rti Dus. || uturoti „rozmawiać“ Kos. L. 57 b (Bir.); ütarka „Dialekt, Redeweise" Link., üturka Dus., Salakas, „rozmowa" (so Antuzowie Kos. L. 161b) hútorka;

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4. rības „Pilz“ zietela (Gouv. Grodno), lett. rības Pl. „Steinpilze" hrib,,грибь, Рilz".

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36. Die weißruss. Lautgruppe и (aus älterm ы) geben die Litauer in den Lehnwörtern durch ky oder ki wieder: 1. kýtras Dus., Sch. 193 oder kytrus Sch. 127, KV. I 77, II 146 (Adv. kýtriai KV. I 83) „listig" = xитер < xытрь || poln. chytry BERNEKER Slav. et. Wrb. I 414; 2. kyžia ,,Hütte" = хижа < лыжа BERNEKER Slav. et. Wrb. I 414: kîżion .... užeiť DPo. 358, 23; Jūžint. kìžė (kizie „chałupa“ Sz. 24) „lūšnà, Bauernhütte" ist wegen des kurzen Vokals jünger als kyžia und kytras, wenn es nicht etwa aus dem Polnischen (chyża) stammt.

1) SZYRWID's ydai hat nur Plur.: iday Sz. 236 s. v. owad, ir paukśćiu ir idu u ptákow, u gadźin“ PS. II 74, iżteploii biaurus idus ... garbino 1. c. 4.

Kaunas

KAZIMIERAS BUGA

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Polabisches.

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1. preisât H preysât H(B1) „warten": ROST transkribiert prézdat (S. 412), indem er dazu bemerkt (S. 167 Fußn. 20): „lies Preyssât Preyzdât bzw. Pressât Prezdât, vgl. russ. pereždatь: ,abwarten"". Die Annahme einer ungenauen Schreibung ist hier unnötig, die richtige Erklärung liegt schon in HENNIG'S Worten: Wenn man aber einem nachrufft, daß er warten solle, biß mann nachkomme, heißt es: Preisât". Die Form, die jemand beim Nachrufen gebraucht, ist der Imperativ, und diese Form gibt auch HENNIG an, denn so viel Polabisch, um davon den Infinitiv bilden zu können, verstand er gar nicht. Zu transkribieren ist praizád, das einem urslav. *pri-žudi entspricht, das Präsens hat demnach im Polabischen *zadą *zadīs, genau entsprechend dem slovinz. ždą žžeš (urslav. *žudo *žídeši), gelautet.

2. preylabe H préylabe H(BB) préilabe H (B1) „Baum am Pfluge oder Haken, daran die Ochsen ziehen“: Rost transkribiert préglobė, indem er das y bzw. i als Schreibung für g annimmt, und verbindet das Wort mit klr. zahołoba „Keil", oholobla „Feuerstange, Deichsel". Daß HENNIG y bzw. i für g geschrieben haben sollte, ist recht unwahrscheinlich, wenn auch das Umgekehrte häufig ist, ich transkribiere daher práilåbə aus urslav. *pri-lõbьje (vgl. poln. przyłbica): gerade Ochsen ziehen mit der Stirn.

3. tyála H tjála H(B) tgâlla H (B1) „Estrich (die Dähle)" wird von Rost und von LEHR (MPKJ VII 298, 313) als Lehnwort aus ndd. dêle aufgefaßt, ersterer transkribiert es mit t'ála (Pl.), letzterer mit d'ál(l)ə (Nom. Sg.). Ich halte das Wort für echt slavisch und für identisch mit aksl. tola „Fußboden", zu schreiben ist es tåla, wobei unentschieden bleiben muß, ob es Pl. Ntr. oder Sg. Fem. ist.

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— полотьно,

„Kreuz❝ крьсть; palttina „Leinwand" < poltino pirta,,Weberblatt" бърдо ds., virpa „Palmsonntag" = върба. Die finnischen Laute u und i ersetzen die Russen in den Lehnwörtern durch ihre Laute und ы, was sich aus folgenden zwei Wörtern ergibt: 1. пьрb „Segel" ZLATOSTRUJ XII. Jahrh. finn. purje < lit. bùrès ds.; 2. пьрть „Badehaus", woher heute перть karelisches Bauernhaus“ - finn. pirtti „pirkià, pirtis,

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Badehaus" lit. pirtis.

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23. Wie wir gesehen haben, müssen die nördlichen Nachbarn der Litauer, die Nowgoroder Slaven, noch zu Anfang des XIII. Jahrh. (1200-1234) die alten Laute und besessen haben. Eine Smolensker Urkunde vom Jahre 1229 (ŠACHMATOV Курсъ исторіи рус. яз. 1908—9, 253, 309, Энцикл. слав. фил. XI 1, 213) zeigt, daß unsere östlichen Nachbarn damals die Laute und nicht mehr besaßen. Unter bestimmten Bedingungen schwanden nämlich diese Laute oder sie waren durch die vollen Vokale o und e vertreten: держите (früher дьржите), добросердье (früher добросьрдье), гривенъ (< гривьнъ), долгъ (< дългъ), должонъ (< дължьнъ), вь борзѣ (< бързѣ), оумолвить (< оумълвить), векше (< вѣкъшѣ). Das gleiche zeigt auch eine Smolensker Urkunde vom Jahre 1240 (1. c.): ототнеть (<отътьнеть), Смоленьскѣ (< Смольньскѣ).

Die Polotsker (1264) und Witebsker (um 1300) Urkunden. die jünger sind als die beiden ältesten Smolensker Urkunden (1229 und 1240), zeigen, daß damals die nächsten östlichen Nachbarn der Litauer die Laute und nicht mehr gehabt haben.

24. Das Verschwinden der Laute und oder ihr an bestimmte Bedingungen gebundener Wandel zu o resp. e hat im Süden Rußlands, in den Kreisen Wolhynien und Galizien, begonnen. Je weiter wir nach Norden gehen, um so länger halten sich die Laute und . Im Nowgoroder Gebiet blieben sie sogar bis zum Jahre 1234 erhalten.

Im Dobrilo-Evangelium (Добрилово Еваигелie) vom Jahre 1164, das in Südrußland verfaßt worden ist und unzweifelhafte Merkmale des ukrainischen Dialektes aufweist, wurden und unter bestimmten Bedingungen schon zu o und e, z. В.: волÙи, торжищи, верха, держите (ŠасиМАТОѵ Курсъ исторіи рус. яз.

1908-9, 291). Das galizische Evangelium vom Jahre 1144 (Галицкое четвероевангеліе) hat noch und 6 erhalten, z. B.: въстъргающе, дъжчь, пьрста, бьрвьна (1. с. 289). In Galizien und Wolhynien werden und zwischen 1144 und 1164 endgültig zu o und e geworden sein.

Die Welle des Lautwandels von ,, die in den galizischen Gegenden anhob, erreichte im Laufe von 80 bis 90 Jahren Nowgorod (1234). Über Smolensk, Witebsk und Polotsk mußte sich diese Welle noch vor dem Jahre 1229 ergießen. Wäre diese Welle mit gleicher Schnelligkeit wie nach Nowgorod fortgeschritten, so hätte sie Smolensk, Witebsk und Polotsk um 1199 oder allerspätestens um 1205 erreichen müssen.

Eine Smolensker Vertragsurkunde von 1229 mit Riga und den „Goten" (гúтинь, Рluг. гьте „Bewohner der Insel Gotland") wiederholt eine ältere Urkunde vom Jahre 1210 (vgl. PуccкoЛивонскіе Акты. Спб. 1868, стр. 405). Der Schreiber (дьякъ) des Vertrages von 1229, der für und ohne Zweifel schon die neue Vertretung hatte, wird in sein Schriftstück manches Wort mit und aus der verschwundenen Vertragsurkunde von 1210 hineingebracht haben, welche ein die Laute und noch nach früherer Art aussprechender Schreiber des älteren Geschlechtes geschrieben hatte. Folgende Formen werden aus der Urkunde von 1210 in diejenige von 1229 übergegangen sein: мъртвъ, върхъ, кръви, крьнеть „er kauft“, дъва, сътьского, грѣхъмь (Энцикл. слав. фил. ХІ 1, 213).

25. Die vorstehenden Ausführungen zwingen uns zu dem folgenden Schluß: Die Wörter weißrussischer Herkunft, in welchen die Laute und durchu undivertreten sind, müssen spätestens um 1200, d. h. am Ausgange des XII. Jahrh., nach Litauen gelangt sein.

Das Alter einiger solcher Wörter mit u undi anstatt resp. können wir ziemlich genau feststellen. Da Póvilas, cirkva und kristyti Dauk. mit dem Christentum im Zusammenhang stehen, konnten sie nicht vor dem Jahre 988, d. h. vor der Bekehrung der Russen, nach Litauen gelangen. Diese drei Wörter werden von den Litauern im XI. Jahrh. übernommen worden sein.

Kubilas, tùlkas, kurtas, turgus, tulkõčius | tulmõčius, ásilas,

kātilas, pipìras, ridikas, stiklas, šilkas, birkavas werden gleich alt sein wie pundùs, čerpė, kařbas (karbija), karvõjus und skavardà. Alle diese Wörter sind Benennungen von Handelsartikeln. Der litauische Handel mit Weißrußland und durch dessen Vermittlung mit der Stadt Birka begann zu blühen, als sich unter den Slaven, Weißrussen und Poljanen die skandinav. Waräger oder „Russen“ niederließen, d. h. noch vor 862. Daher müssen die Litauer mit allen oben verzeichneten Handelsartikeln und deren Benennungen in der ersten Hälfte des IX. Jahrh. bekannt geworden sein.

Da smirdas und kùmetis Benennungen von Gesellschaftsklassen sind, konnten sie erst um 1040, d. h. von der Zeit an, als die Russen Litauen zu bekriegen begannen, nach Litauen gelangen: В лѣто 6548(= 1040 n. Chr.) Ярославъ иде на Литву (Ипат. лт.2 141). Gleich alt wie smirdas und kumetis muß auch das bedeutungsverwandte bajōras sein.

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26. Alle diejenigen Wörter weißruss. Herkunft, in welchen alten und die Laute a und e entsprechen, können nicht weiter als ins XIII. Jahrh. (1201) hinaufreichen.

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Der aus älterem entstandene weißruss. Laut o ist in den Lehnwörtern des Litauischen durch a vertreten. z. B. 1. bačkù, Gen. bäčkos Dus. — бочка < бъчька (Изслѣд. по рус. яз. II 2, 37, SREZNEVSKIJ Mar. I 201, BERNEKER Slav. et Wrb. I 105, PREOBRAŽENSKIJ ƏT. cл. I 40), Diminutivform aus õчa, das die Pleskauer *õûãа gesprochen haben müssen (woher ostlett. buca,,beczka“ Kurm. 5, BW. 21032, 5): Nemato samčio puode, nei lapo būčkōje Sch 111, vyną iš būčkos į kitùs rykùs léisti KV. I9 s. v. „ahfüllen", baczką lenkti DD 138, baczku DB 182, 2, bacżką „die Tonne" RI 11; 2. saīmas K = sjom, Gen. sojmu || стемь (Pye. ист. библ. XX 787, 1028, 1183), ch comу 787, дo coiмy 826, на сойме 810, 1020, 1027; niederlit. scīmas (gañdrai seīmą neša Kv.) ist polnischer Herkunft: sejm (älter: Nom. sjem, Gen. sejmu oder sniem, Gen. senmu); 3. balvõnas = болван аus älterm бьлвань, wоher bulvõnas, lett. buīvāns; 4. bařštis, niederli barkštis, lett. bürstis Nom. Plur. BW. 32277, būrkšk'is „Bären klau❝ борш aus älterm бршь poln. barszcz BERNEKER Slav. et. Wrb. I 109, PREOBRAŽENSKIJ T. ca. I 38; lett. (sunu) burkšķi

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