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Eine slovenische Form des Instr. sing. fem.

In letzter Zeit sind die verschiedenen slavischen Formen der usl. Endung -oio im Instr. Sing. Fem. neuerlich näher erörtert worden. R. NAHTIGAL Časopis za slov. jezik, knjiž. in zgod. III 1-23, glaubt es gezeigt zu haben, die drei Entwicklungsstadien -oio: -oo: -o seien derart verteilt, daß -oio den slavischen Osten, - den slavischen Westen, -og aber das slavische Zentrum erobert hat. Diese letzte Feststellung soll durch die heutigen Endungen: klr.-dial. -ou, slk.-dial. -ou (-ov), ostslov.-dial. -ov, skr.-dial. -ou und ost-mittelbulg. -00, deren Ausdehnungsgebiet, historischer Verlauf und Herleitung aus -og den weiteren Gegenstand der Abhandlung bilden, erwiesen sein; sie veranlaßt den Autor zur Annahme eines zentral-slavischen Übergangsdialektes, dessen Existenz er in die Zeit vor dem Eindringen des magyarischen und vor der Ausbildung des rumänischen Volkes versetzt und zu dessen charakteristischen Merkmalen eben die Endung -00 zu zählen sei. Zu diesen Ausführungen hat bereits N. VAN WIJK Slavia II 5-16, wichtige Bemerkungen beigesteuert und gezeigt: 1. eine Teilung des bulg. Gebietes in ein östliches mit -og und ein westliches mit - gestatten weder die altbulg., noch die mittelbulg. Denkmäler; die erst in den mittelbulg. Handschriften häufige Schreibweise -og läßt sowohl die Aussprache -oio als auch -oo zu; -og findet sich auch in Texten, die im bulg. Westen entstanden sind; 2. klr.-dial. -ou darf mit dem slk.-dial. -ou (-ov) nicht identifiziert werden, denn seine Entwicklung zeigt den Verlauf: žônou < *žonouu, *žonoiu, ženoio mit dem hier üblichen Übergange des intervokalischen ¿ > u vor u. Diese Bemerkungen verkürzen somit die von NAHTIGAL gezeichnete, halbkreisförmig verlaufende Isoglosse -oo an ihren beiden Enden um ein Glied. Zwar läßt VAN WIJK die Herleitung des slk.-, slov.-, skr.-dial. -ou (-ov) aus -og bestehen, betont jedoch mit Recht, daß die Annahme einer parallelen Entwicklung wahrscheinlicher ist als die Zeitschrift f. slav. Philologie, Bd. I.

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einer gemeinschaftlichen Neuerung, dies umsomehr, da andere derartig verlaufende Isoglossen fehlen. Die folgenden Ausführungen, die sich vor allem mit dem rätselhaften -ov der slovenischen Mundart in Prekmurje beschäftigen werden, sollen zeigen, daß die Existenz einer Endungsform *-og überhaupt unwahrscheinlich ist und daß -o dort und dann entstanden ist, wo und wann intervokalisches - bereits zur Zeit des Bestehens der Nasalvokale, -ou aber dort, wo - erst nach dem Übergange o̟ > u geschwunden ist (-ou-oju, -oig), so daß -ou nur für eine weitere Phase des sonst noch erhaltenen -oju < oio anzusehen ist.

Wie bekannt, hat die slovenische Mundart in Prekmurje (östlich von Radkersburg, bis zum Jahre 1918 zu Ungarn gehörig) im Instr. Sing. Fem. der a- und i-Stämme die Endung -ov (vor Pausa -of): rìbov, vodòụv, mâterd'ov, sold'òuv. OBLAK Arch. f. slav. Phil. 12, 436, hat diese Endung mit der alten štok. (geschrieben -ov) und mit der heutigen čak.-dial. Endung -ou identifiziert, ohne daran gedacht zu haben, daß eine Entwicklung -ou < -00, -oig in dieser Mundart, deren Reflex für einstiges

wie in allen anderen slov. Dialekten - Vokal o ist, nicht möglich ist. Die Entstehung der Endung -ou ist im Skr. und Slk., die o zu u haben wandeln lassen, vollkommen klar; intervokalisches - ist nach der Entwicklung ug geschwunden: -ojo-oiu, -ou-ou. Dialektisch (slk.) konnte - zu -v(-f) werden, vgl. dazu FRINTA Rozpr. čes. akad. III. Kl. No. 42 (1916), S. 79. Auch NAHTIGAL 1. c. 2 ließ sich vom skr. slk. -ou-oio verleiten und hat -ou für die ursprüngliche Gestalt unserer Endung in der Mundart in Prekmurje angenommen. Durch die Herleitung des ou aus unkontrahiertem -oo wird er zur Behauptung gezwungen, die Mundart in Prekmurje hebe sich in diesem Punkte von allen übrigen slov. Mundarten, die ihr -o aus kontrahiertem -q erhalten haben, ab. Die Entwicklung -00 > *-00 > -ou wäre ihm begreiflich, da jetzt als Reflex für langes, betontes in dieser Mundart geschlossenes oder diphthongisches ou erwiesen sei. Diese Ansicht kann ich nicht billigen. Ich muß vor allem betonen, daß der ursprüngliche Reflex für auch in dieser Mundart derselbe ist wie in allen anderen slov. Dialekten, nämlich und. Die Diphthongierung > ou ist eine spätere dial. Er

scheinung, die auch etymologisches (bòug < boga) und entlehntes (sounati < d. schonen) getroffen hat; wir finden sie auch in ost- und mittelsteierischen Mundarten, wo sie teilweise über qu zu aụ (bàuk < bogǝ) geführt hat, in seltenen bedingten Fällen auch in Innerkrain und im Görzischen (nòus < nosʊ, sòuset < sosedo) und wir dürfen sie ferner vergleichen mit der Verengung des etym. ō > ū, die wir in Unterkrain, im Görzischen, im Resiatale und in Kärnten finden, an der auch teilgenommen

hat (so im görzischen Mittelkarstdialekt), falls die ursprüngliche ungespannte Bildung des gemeinslovenischen o< o früh genug aufgegeben wurde. Hätte die Mundart in Prekmurje ursprünglich *-00 gehabt, so müßte dieses gerade so zu -ō kontrahiert werden, wie gemeinslov. *-oq > -q kontrahiert worden war. Das Wesen dieser Kontraktion bestand in dem Aufgeben der Pausa zwischen zwei gleichen Mundstellungen. Nach russ. ženoj (in der Mundart von Lěka sestrój, wadój, mnój), štok. žènōm < ženôm (vgl. nèprāvḍa < neprâvda) < ženóm (vgl. sûša < súša) < ženòų (vgl. kràj > kráj > štok. kraj; čak. dím < dìm) < *ženòu, ženòiu, ženòio urteilend, haben wir fürs Urslavische ženoją mit neuakutiertem ò anzusetzen. Wo intervokalisches schon zur Zeit des Bestehens der Nasalvokale geschwunden ist (Slov. Čech. Poln.), dort wurde in dem theoretisch angenommenen *-og die Pausa sogleich aufgegeben, weshalb auch das erste Glied nasal ausgesprochen wurde, d. h. dieses theoretische *- ☀ğ ist als Verlängerung des Elementes ☀ aufzufassen, wodurch auch das unveränderte Bestehen der alten neuakutierten Intonation (slov. ženo, čak. ženú, ženún < *ženú + m, slovinz. zemjoų usw. < ženó̟ < ženòio) erklärlich wird.) Aber auch bei der Annahme eines ursprünglichen *-00

1) BELIĆ Južsl. Fil. II 338 meint, im Urslavischen hätten wir mit zwei Endungen des Instr. Sing. Fem. zu rechnen: oig und -?, wobei die zweite nicht für kontrabiert aus der ersten zu halten ist; die Endung - wäre aus unbekannten Gründen neuakutiert. Er stützt diese Meiuung auf ost-čak ·ōv (-ōm) gegenüber west-čak. -ú, worin ich kein billigendes Moment erblicken kann, denn jenes ist aus -òn, -òżu, dieses aus ó̟, òig, d. h. die štok. und die kajk. (-slov.) Isoglosse kreuzen sich auf čak. Boden. Die Annahme eines usl. -? <*.am ist nach den gründlichen Ausführungen HUJER'S Slov. dekl. jun. § 159 unannehmbar, aber auch unnötig. Gegen die Herleitung -ó < -ożó (NaHTIGAL 1. c. 1) sprechen die russ. und skr. Formen. Zu be

in der Mundart in Prekmurje, dürften wir für das nächste Stadium nicht *-oo, sondern nur *-00 mit nichtgeschlossenem -o <- ansetzen, denn -o in -oio war weder betont noch lang. Wir müssen somit sagen: sowohl -oio, als auch -og kann in dieser slov. Mundart ausschließlich nur -ó̟ bzw. ́ğ ergeben (vgl. auch svòų < *svo svojo), d. h. auch hier haben wir dasselbe Resultat, das uns alle anderen slov. Dialekte zeigen.

Der zweite Fehler, den OBLAK und NAHTIGAL begangen haben, liegt in der Behauptung, daß von den beiden Endungen des Instr. Sing. Fem., die wir in den älteren Texten dieser slov. Mundart lesen, nämlich -om und -ov, die zweite ursprünglich, die erste aber sekundär ist, was zwar eine schöne Parallele zum askr. -ovɩ gegenüber jüngerem -om bilden würde, aber nicht richtig ist. Bereits jenes Material, das NAHTIGAL angeführt hat, spricht deutlich gegen die Priorität der Endung -ov. Wir ersehen nämlich folgendes: je älter der Text, desto häufiger ist -om, das bis auf die pronominalen, noch jetzt, allerdings nur in einigen Ortschaften gebräuchlichen mènom, tèbom, sèbom, völlig durch jüngeres -ov verdrängt wurde. Hierbei muß man besonderes Gewicht legen auf die Mitteilung RAIĆ's (Narodni koledar in Letopis Matice Slovenske, J. 1868 S. 65), der vor 55 Jahren berichtet hat, daß die Endung der a-Stämme stets -ov lautet, i-Stämme haben aber -om, falls die Endung unbetont, und -ouv (< -Ṭv), falls sie betont ist. Da unbetontes -om in menom usw. noch bis heute erhalten ist und wir in ständigen, stereotypen Gebetsschlußphrasen, die archaistische Formen zu bewahren pflegen, beinahe immer noch tebom lesen (in KüZMICS's Molitvi aus dem Jahre 1771 : 54-mal), spricht diese Tatsache, im Zusammenhange mit der Mitteilung RAIC's und mit dem häufigen om der älteren Texte, deutlich genug für die Annahme, daß stammbetonte a- und iFeminina einst die Endung om hatten und daß später ihr -m durch v der endungsbetonten Feminina verdrängt wurde. Ein Zeugnis für diese Entwicklung bietet uns noch eine archaistische Form, nämlich òčon < òčom d. i. Instr. Sing. des a-Stammes očà merken hätte ich noch, daß die Akzentuation slov. močjó, čak. moćún, alovinz. krävjõu, nicht desselben Ursprunges ist wie ženg; sie ist vielmehr der in čak. piće, čech. dubí, russ. dubbe gleichzustellen.

„Vater" (s. RAMOVŠ Razprave I 393): *očo +m, wo die analogische Endung -ov keinen Eingang gefunden hat, weil sich dieses ausgesprochene Maskulinum gänzlich nach den Instr. Sing. Mask. gerichtet hat. Würden wir mit OBLAK und NAHTIGAL -ov für ältere und -om für jüngere, analogische Endung halten, so erwarten wir für die heutige Mundart in Prekmurje -om und keineswegs das alleinherrschende -ov. Wir haben also eine ältere Epoche in der Entwicklung unserer Mundart mit Formen: ribom, sn rtjom, menom ženòuv, močjòuv eruiert.

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Die Anzahl jener a-Feminina, die im Instr. Sing. Fem. die Endung -òuv hatten (das sind alle ursprünglichen Oxytona), ist ziemlich groß; neben dem regelrechten vodour existierte in dieser Mundart wie auch in anderen slov. Dialekten eine analogische, sich seit der Zeit der Akzentzurückziehung voda > vòda geltend machende Nebenform, die vòdom lautete. Diese Form wurde zunächst mit vodòuv zu vòdov ausgeglichen und hat veranlaßt, daß auch ursprüngliche Barytona die Endung -ov erhielten (ribov), während smrtjom und menom noch unverändert geblieben sind. Dieses Stadium finden wir in Réd zvelicsánsztva (J. 1747) und in KüZMICS's Nouvi Zákon (J. 1771). Im Réd haben wir 50-mal om und 3-mal -òuv, ferner schon 19-mal analogisches ov, worunter je einmal die oben erwähnte Akzentdublette žềnov, krvjov (doch 7-mal noch regelrechtes kervjom) vorkommt; schließlich finden wir noch einmal regelrechtes zemlom; Angaben s. bei NAHTIGAL 7. Aus Zákon ersehen wir, daß Küzмics anfangs ziemlich präzise den tatsächlichen Verhalt der lebenden Mundart berücksichtigt hat; im Verlauf der Übersetzung können wir aber eine fortschreitende Unifizierung festsetzen, und zwar in der Richtung, daß Instr. Sing. Fem. stets die Endung -ov erhält (nur hier und da entschlüpfte ihm das gesprochene om auch in die Schrift), während menom usw., das seiner im allgemeinen nur graphischen Generalisierung doch noch zu ferne stand, geblieben ist. In seinem Zákon finden sich 700 Instr. Sing. Fem., und zwar: I. 136 solche, die regelrecht die Endung betonen sollten; II. 564 stammbetonte. In der I. Gruppe schreibt KüzмICS: a) 98-mal -ouv; b) 21-mal -ov; c) 17-mal -om; in der II. Gruppe: a) 78-mal -om und b) 486-mal -ov. Ferner schreibt er 84-mal menom, 94-mal

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