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dem XV. Jahrhundert nachweisbar sind, liegt wenig Wahrscheinlichkeit vor, daß es eben neben dem supponierten tschechoslovakischen *Brěc(i)slav, welcher der tschechische Name von Preßburg im XI. Jahrhundert sein sollte, schon im XI. Jahrhundert auch einen volkstümlichen tschecho-slovakischen Namen in der Form *Brěc(i)slava ~ *Bratislava gegeben hätte.

WEINGART begeht aber einen beträchtlichen Fehler, wenn er sich auf den Beleg aus dem Jahre 1052 in den Annales Altah. Preslawaspurch beruft. Dieser Beleg soll seiner Meinung nach auch Zeuge dafür sein, daß Preßburg im XI. Jahrhundert neben dem tschechischen Namen *Brěc(i)slav volkstümlich auch *Brěc(i)slava ~ *Bratislava genannt wurde.

Der Name Preslawaspurch der Annales Altah. ist deutsch und nicht tschechisch, ähnlich dem ung. Szent-Lászlóvára ~ Lászlóvára (im Kom. Krassó, s. CSÁNKI II 96), wenn gleich das ung. szent heilig', wie auch László Ladislav' slavischen Ursprunges sind. Das deutsche Preslawaspurch ist typisch bairisch, und zwar bairisch aus dem XI. Jahrhundert (s. FÖRSTEMANN ON. I 630). Typisch bairisch ist das zweite Glied des Namens mit seinem -purch,Burg (vgl. SCHATZ, Altbair. Gram. § 62). Was aber noch wichtiger ist, weil uns dadurch auch die Zeit der Entstehung des Namens angegeben ist, das ist das erste Glied, u. zw. Preslawas. Nämlich im bairischen Dialekt des XI. Jahrhunderts lautet der Genitiv der Substantiva der -0 ~jo Stämme neben -es, -is auch -as, also neben tag,dies' tages, tagis auch tagas. Ortsnamen dienen besonders als Beispiel dieser Formen, vgl. Gozoltasdorf, Frimuntaspach, Umpalasdorf, Pirituschiricha usw. Unstreitig sind diese Belege possessivische Zusammensetzungen und die ersten Glieder Genitive. Solch ein Genitiv liegt auch in Preslawaspurch vor. Über diese Genitive schreibt SCHATZ Altbair. Gram. § 96 (vgl. auch BRAUNE Althd. Gram. § 193): „Alle diese Namen mit -as im Genitiv fallen ins XI. Jahrhundert". Also ist Preslawaspurch ein bairischdeutscher Name des XI. Jahrhunderts mit der Bedeutung: Preslaw's Burg. Der bairisch-deutsche Genitiv Preslawas in Preslawaspurch kann also nicht als Beweis dafür gelten, daß Preßburg im XI. Jahrhundert auf tschechisch den Namen *Brěc(i)slav und

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*Brěc(i)slava, slovak. *Bratislava geführt hätte, unter anderen schon deshalb nicht, da der deutsche Name nicht als Preslawas-purch, sondern als Preslaw-as-purch zu gliedern ist.

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Ich habe erwähnt, daß Preslawaspurch ein deutscher Name ist, innerhalb dessen Preslaw solch ein aus dem slavischen verdeutschter Personenname, wie in dem ungarischen Ortsnamen Lászlóvára der ungarische Name László, welcher ebenfalls ein aus dem Slavischen entlehnter Personenname ist. Auf dem Gebiete des bairischen Dialektes waren unter deutschen Leuten im IX.-XI. Jahrhundert auch Personennamen slavischer Abkunft verbreitet. JOSEPH DITTRICH schreibt indem er die Personennamen des Codex Odalberti, Erzbischofs zu Salzburg (X. Jahrh.) mitteilt folgendes: „Außer biblischen Fremdnamen kommen auch einige slavische vor, da ja in der Diözese (zu verstehen ist: Salzburger Diözese) auch slavische Siedlungen waren. Besonders Moimir und Zwentipolh sind öfters genannt. Zwentipolh ist der Enkel des Erzbischofs, der Sohn Diotmars. Es war demnach nicht ausgeschlossen, daß Personen deutscher Abstammung einen slavischen Namen trugen". (S. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1921, 60: Personennamen im Codex Odalberti.) Aus dem IX.-XI. Jahrhundert sind uns steirisch-deutsche Personen bekannt, deren deutscher Name Zucntipolch (mit Formvariation -polh, bold) war, aus dem Jahre 1043 kennen wir sogar einen gewissen Preslaw. (S. ZAHN, Urkundenbuch des Herzogtums Steiermark I. Bd. aus 1043: per manum aduocati sui Prezlai nobis donauit.) Da wir auf bairischem Sprachgebiet Deutsche mit slavischen Namen vorfanden, so ist es kein Wunder, wenn es auf diesem Sprachgebiete von solchen Personennamen auch Ortsnamen gegeben hat. Dr. J. STUR weist in seinem Werke „Die slavischen Sprachelemente in den Ortsnamen der deutsch-österreichischen Alpenländer zwischen Donau und Drau", Wien 1914 ( Sitzungsberichte der kais. Akad. der Wiss. Wien Bd. 176 Abh. 6) nach, daß das niederösterreichische Prinzersdorf cinst Prinzlauisdorf, und das oberösterreichische Pröselsdorf einst Brumizlaisdorf, Primislasdorf hieß. Nach seiner Ansicht gehen beide Namen endgültig auf den tschechischen Namen Přemysl

zurück. Unter den Ortsnamen der österreichischen Provinzen begegnen wir auch dem Namen Breslav. Eine Kärntner Urkunde aus 1050-1065 gibt uns bekannt, daß Liutfrid, wohnhaft in Kerschbaum bei Greifenburg, seine Güter Steindorf und Wolfstein bei Pusarnitz an eine Kirche verschenkt hat. Die Urkunde endet mit dem Satze: „Actum in Brezlauvesburch". Der Herausgeber der Regeste dieser Urkunde meint, Brezlauvesburch mag das heutige Pressingberg sein, das in Kärnten in der Gegend von Gmünd im Tal der Lieser liegt (s. Osw. REDLICH, Acta Tiroliensia I 38-39; zitiert auch bei J. STUR, Die slav. Sprachelemente 74). Auf Grund der dargestellten Beispiele waren auf bairischem Sprachgebiet im IX.-XI. Jahrhundert zweifellos. unter den Deutschen auch solche, die Namen slavischen Ursprunges trugen. Selbstverständlich konnten von den Namen solcher Deutschen auch Ortsnamen abgeleitet werden.

Ich behaupte nicht, daß dies die einzig mögliche Erklärung der deutschen Ortsnamen sei, die deutsche Personennamen slavischer Herkunft vorweisen. Auch ist es möglich, daß ein Herr slavischen Namens und slavischer Nationalität auch ein rein deutsches, oder aus deutscher und slavischer Einwohnerschaft bestehendes Dorf bezw. eine Stadt oder eine Burg besessen hätte. Aber auch in diesem Falle sprachen die deutschen Einwohner den slavischen Namen des slavischen Herrn, dem Geiste ihrer deutschen Sprache angeglichen aus und auch seine Burg, seine Stadt, sein Dorf benannten sie ihrer Sprache gemäß. Mit welchem Falle wir im deutschen Namen von Preßburg (ältere Namen: Preslawaspurch, Brezisburg, Brezizburch, Bresburg, Bresburch, Bresburc, Prespurc) zu tun haben, ist wegen Materialmangels unmöglich festzustellen. Der Name ist jedenfalls deutsch und aus diesem deutschen Namen kann man gar keine wissenschaftliche Folgerung daraus ziehen, wie der Name der Stadt im XI. Jahrhundert in tschechischer oder slovakischer Sprache lautete. — WEINGART sagt, CHALOUPECKÝ folgend, der Name der Stadt Preßburg stamme aus dem Namen des böhmischen Herzogs Břetislav, der im XI. Jahrhundert gelebt hat. Nach Ausweis des deutschen Namens sei damals der tschechische Name *Brěc(i)slav_und *Brěc(i)slava, der slovakische Bratislav(a) gewesen.

Im Vorstehenden glaube ich gezeigt zu haben, daß all dies auf Irrtum beruht. Der Herzog Břetislav kommt in unserer Geschichte in der Zeit der Könige Peter (1038-46) und Samuel Aba (1041-1044) vor (s. PAULER, Gesch. der ung. Nat. in der Zeit der Dynastie Arpad I 78, 80, 82, 104), sein Name findet in unseren Chroniken Erwähnung (vgl. Kézai 26 ed. M Flor. II 80: mouit itaque expeditionem ingentem et consilio Ratislai ducis Bohemorum ex aquilonati parte venit ad Hungarie confinia = Chron. Pict. Vind. 49 ed. M Flor. II 148: Baratzlai ducis Boheinorum in anderen Chroniken: M Flor. III 53: Vratizlai, Baratizlai, Baraztilai, Wradislay ducis). Die Stadt Preßburg spielt eine große Rolle in der Zeit der Könige Peter, Samuel Aba, Andreas (1046-1080), Salomon (1063-1074) als Schauplatz von Landesereignissen, aber wir besitzen keine einzige Nachricht, die uns mitteilt, daß Preßburg bis 1055, als Herzog Břetislav starb, auch nur für kurze Zeit in dessen Besitz gewesen oder daß er der Gründer von dessen Burg gewesen wäre. Es ist auch leicht möglich, daß der Name Preßburg von noch früher her als das XI. Jahrhundert stammt und dann fällt die ganze WEINGART-CHALOUPECKÝ'sche Konstruktion mit dem böhmischen Herzog Břetislav automatisch weg. Die Ungarn hatten nämlich im Jahre 907 mit den Baiern eine Schlacht. Unsere älteren Historiker nennen nach AVENTINUS, der bekanntlich im XVI. Jahrhundert lebte, die Schlacht als Preßburger, die neueren aber, in erster Reihe JULIUS PAULER (s. Die Geschichte der ung. Nation bis zum St. Stephan 45, 162) nennen sie Schlacht von Bánhida. Diese Schlacht endete mit einem glänzenden Sieg der Ungarn. Im Jahre 1921 forschte ERNST KLEBEL in Admont im Auftrage des Österr. Institutes für Geschichtsforschung. Bei dieser Gelegenheit fand er im Archive des Stiftes einen Codex, in dem die Ereignisse von 725-957 annalenartig mit der Schrift des XII. Jahrhunderts aufgezeichnet sind. In diesen Admonter Annalen steht unterm Jahr 907: „,907 Bellum pessimum fuit ad Brezalauspure 4° Nonas Julii". KLEBEL fügt an dieser Stelle die folgende Bemerkung ein: „Brezalauspurc kann nur Preßburg (čech. Břetislawa) sein. Also auch dieser Ort entstammt samt seinem deutschen Namen der vormagyarischen Zeit." (Vgl.

E. KLEBEL Eine neuaufgefundene Salzburger Geschichtsquelle, Mitteilungen der Ges. für Salzburger Landeskunde 1921, 33-54.) Ich habe keine Auseinandersetzung über den historischen Wert der Annales Admont. gelesen, immerhin halte ich die Glaubwürdigkeit der Notiz an dieser Stelle nicht für ausgeschlossen. Ist sie glaubwürdig, so haben wir einen Beweis dafür, daß der deutsche Name Preßburg schon zur Zeit der ungarischen Landnahme bestanden hat, ebenso wie Oedenburgs Name. Also sind die unter Punkt a) mitgeteilten CHALOUPECKÝ-WEINGART'Schen Auseinandersetzungen nicht stichhaltig. Preßburg nannte man im XI. Jahrhundert auf deutsch Prespurc, Preslawaspurch usw. aber wie es auf tschechisch oder slovakisch hieß und ob es überhaupt einen tschechischen oder slovakischen Namen hatte, darüber wissen wir gar nichts.

b) WEINGART meint in seiner unter Punkt b) mitgeteilten Hypothese, daß das spätere deutsche Bresburg > Presburg aus älterem Brecisburg (?), Brezesburg „offenbar unter dem Einflusse der Verkürzung, welche im tschech. Brěcislav > Brěclav stattfand, entstanden ist".

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Ich weiß nicht, ob ich diesen Punkt der WEINGART'schen Feststellung recht verstehe, da ich ihm nicht zumuten kann, daß er nicht wüßte, daß das deutsche Genitiv-Suffix -is, -es in Brecisburg (?), Brezesburg dasselbe Suffix ist, wie z. B. in Reganisburg, Pochespach usw. (s. FÖRSTEMANN, Altd. Nbuch. ON.). In solchen possessivischen Zusammensetzungen kann das -i- ~ -e- vor s oder bei schwacher Deklination vor -n mit der Zeit auch schwinden. So wurde aus obigem Reganisburg Regensburg, und so entstanden das heutige tiroler Poschbach, das österreichische Hainburg aus älterem *Poscespach, Heimenburg usw. Mit solch einer deutschen sprachlichen Entwicklung, und nicht unter tschechischem Einfluß, wurde aus deutschem Brezisburg - Brezesburg, *Brez-s-burg, Bresburg; die mit b geschriebenen Formen sprach man natürlich bairisch stets als p aus. WEINGART mag vielleicht glauben, daß im deutschen Brecisburg (?), Brezesburg, Breci (?)-, Breze-, das erste Glied gleich des tschechischen Brěci(slav) sei, hingegen im späteren Bresburg das erste Glied Bres unter dem Einfluß des Brěc in späteren Brec(lav) entstanden

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