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ägyptischen Pharaos Psammetich gleich nach der Geburt zwei Jahre lang mit Ziegen zusammengesperrte und von jeder Berührung mit Menschen ferngehaltene Kinder nach dieser Zeit nur das eine Wort Béxos gesprochen hätten.

bluodêt schmarotzen' (S. 321) als Ableitung von bluõda,Schüssel' erinnert an lat. catillāre,schmarotzen' (bei Plautus, Casina 552) von catillus Schüsselchen'.

Daß britans, britāns,großer Hund' (S. 333) aus weißruss. британь ,собака британской породы entlehnt sein soll, vermag ich nicht zu glauben; viel eher dürfte das Wort umgekehrt aus dem Lettischen, sei es direkt, sei es auf dem Umweg über das Litauische, ins Weißrussische gelangt sein Wegen britans in der Bedeutung,großes, fettes Schwein' verweise ich auf les anglais als im Französischen des schweizerischen Kantons Waadt ganz geläufigen Ausdruck für Schweine', der sich daraus erklärt, daß seit der Mitte des 19. Jahrh. in der Schweiz englische Rasseschweine zu Zuchtzwecken in größerer Zahl importiert wurden (vgl. TAPPOLET Archiv f. d. Studium d. neuern Sprachen CXXXI 116).

Z. 348 hätten buldurjānis Schwätzer, Polterer, Lärmmacher' und buldurjānis,Baldrian' als zwei rein zufällig gleichlautende, jedoch von Hause aus gänzlich verschiedene Wörter nicht in einen einzigen Artikel zusammengefaßt werden dürfen. In der Bedeutung,Polterer. Lärmmacher berrht buldurjānis wohl auf einem mit niederdeutschem dumrjān, nhd. Dummerjan, Dummrian (Schimpfwort auf eine dumme Person) gleichgebildeten niederdeutschen *bulderjān (vgl. KLUGE Etymol. Wtb. d. deutschen Spr.9 unter Dummerjan).

Zu cermaûkša,Eberesche' (S. 377) gehört außer russ. чepëмуxа ,Faulbaum noch ferner altind. kramukah,Betelnußbaum und (mit Suffixwechsel) gr. xóuapos,Erdbeerbaum aus älterem *xpóμagos (s. BOISACQ, Dict. etymol. de la langue grecque S. 488 Anm. 1 und wegen der mehrfach nachzuweisenden Verwechslung der Gattungen,Sorbus und,Arbutus SCHUCHARDT Zeitschr. f. roman. Philol. XXIV 412). Dagegen ist lit. kermuše,wilder Knoblauch' fernzuhalten, da es nicht nur begrifflich zu weit abliegt, sondern vielleicht überhaupt unindogermanischer Herkunft ist (vgl. türk. Barymßaq Knoblauch').

Daß cicis Mutterbrust, Zitze bei Tieren' (S. 379) nicht unbedingt entlehntes deutsches Zitze zu sein braucht, sondern auch eine im Lettischen selbständig aufgekommene ,Lautgebürde' darstellen könnte, zeigt ein Hinweis auf Corpus glossar. Lat. III 12, 50: μaoroi mammae, çɛığıv (das ist gigiov) dida.

čumu čumam,in großer Menge' (S. 419; vgl. damit lit. minių miniomis in hellen Scharen') ist vermutlich aus älterem, ursprüng licherem durma čurmām (s. durma Menge, Schar, Haufe S. 423) hervorgegangen, indem in dieser letztern Verbindung zunächst durch Dissimilation das r des ersten Wortes schwand (čurmu čurmām > *čumu curmām) und sodann das zweite Wort mit dem ersten in Einklang

gebracht wurde, indem man darin das r ebenfalls fortließ. So lassen sich auch čumurs,Knäuel, Klumpen' (S. 423) und curmulis dasselbe (S. 423) auf eine gemeinsame Grundform *curmuris zurückführen, in der durch Dissimilation einerseits das erste der beiden r geschwunden und andrerseits das zweite in übergeführt worden wäre.

Sehr ansprechend finde ich S. 479 die von K. STUKMANIS Vorgeschlagene Herleitung von diedelnicks Bettler aus die(va)dēlnieks, einer Hypostase auf Grund der Wendung dieva dēļ,um Gottes willen', mit der die Bettler um ein Almosen zu bitten pflegen. Als gleichgeartete Bildungen, die dieser Auffassung zur Stütze dienen, nenne ich beispielsweise altind. nūstikaḥ,Gottesleugner, Atheist', wörtlich: einer, der behauptet nūsti,(Gott) existiert nicht'; gr. Keltovxeitos, Spitzname des attizistischen Grammatikers Ulpianos von Tyros, der fortwährend fragte: xeitαι oỷ nɛītaι?,ist das Wort belegt oder nicht?'; frz. jemenfichiste, ein Mensch, der sich mit einem je m'en fiche,das ist mir schnuppe über alles hinwegsetzt.

ENDZELIN'S Zweifel an der von PETERSSON Studien über indogerman. Heteroklisie S. 264 sehr zuversichtlich als natürlich richtig' qualifizierten Znsammenstellung von lett. duonis und lit. duonis,Binse' (letzteres mir nur als donis bzw. done aus BEZZENBERGER's Lit. Forschungen S. 81 und GEITLER'S Lit. Studien S. 81 bekannt) mit gr. dóvaž ,Rohr' (S. 534) scheinen mir berechtigt. Jedenfalls möchte ich hier eine andere Erklärungsmöglichkeit dieser baltischen Wörter kurz andeuten. Russ. ситникь vereinigt die beiden Bedeutungen,Brot aus gebeuteltem Mebl' und,Binse in sich. In Anlehnung hieran könnten auch lit. dúona und lett. duona Brot' die weitere Bedeutung,Binse' angenommen haben, so wie z. B. im Rumän. lúme < lat. lūmen Licht" die Bedeutung,Welt bekommen hat, weil im Slavischen, zu dem das Rumänische in alten Wechselbeziehungen steht, svét sowohl,Licht' als Welt heißt (vgl. JACIMIRSKIJ Izvěstija otděl. russk. jazyka IX 2 S. 257 ff.) oder wie altpreuss. tickers und sloven. prav, von Hause aus nur recht im Sinne von ,richtig', unter deutschem Einfluß auch in der Bedeutung recht' als Gegensatz zu link' auftreten (vgl. TRAUTMANN Die altpreuß. Sprachdenkmäler S. 449 und Götting. gel. Anzeigen Jahrg. 1911 248; LESSIAK German.-roman. Monatsschrift II. Jahrg. 1910 S. 278, welch letzterer noch weitere einschlägige Beispiele nennt). Man beachte, daß BEZZENBERGER's und GEITLER'S Belege für donis, doné,Binse aus dem Memellande stammen, wo für dúona,Brot' dóna gesprochen wird. Lit. done,Binse' könnte sich im Ausgang nach lit. néndre Schilf gerichtet haben und desgleichen lett. duoni,Binsen' (ENDZELIN bemerkt ausdrücklich, daß das Wort für gewöhnlich im Plural gebraucht werde) nach lett. meldi,Binsen'.

S. 542 steht dzeltene als Kopfwort zweier Artikel, nämlich I dzel tene (zu dzelt,stechen'),Brennessel' und II dzeltene (zu dzelts,gelb'), 1.,Daphne niezereum', 2.,Trollblume', 3.,Goldmädchen', 4. gelbes Pferd'. Dazu ist zu sagen, daß dzeltene in der Bedeutung,Daphne

mezereum' nicht unter II, sondern unter I anzuführen war, denn diese Pflanze (auf deutsch Seidelbast, Kellerhals, Ziland genannt) hat mit der gelben Farbe nichts zu schaffen (ihre Blüten sind in der Regel lilafarbig), wohl aber erzeugt ihr ätzender Saft auf der Haut Blasen wie die Brennessel.

Meine besten Wünsche begleiten das weitere Fortschreiten dieser Publikation, deren Druckausstattung durchaus auf der Höhe des gediegenen Inhalts steht.

Basel

MAX NIEDERMANN

Psalterium Sinaiticum. Синайская псалтырь. Глаголическій памятникъ XI вѣка. Приготовилъ къ печати Сеpгй Северьяновь. Рetersburg, Akademie der Wissenschaften, 1922, VII (Vorwort von E. KARSKIJ) + 177 (Text) +392 (Wörterbuch) + XI (Faksimileblätter) (= Памятники старославянскаго языка Bd. 4).

Das schon lange von den Interessenten mit Spannung erwartete Werk ist im Sommer 1922 erschienen. SERGEJ SEVER JANOV hat die Drucklegung vorbereitet, konnte aber das Werk im vollen Umfang nicht mehr herausgeben. Unter der Aufsicht von F. FORTUNATOV wurde der Text und ein Teil des Wörterbuches von SEVER ́JANOV gedruckt. Als F. starb, setzten die Arbeit zuerst A. ŠACHMATOV, darauf JU. PETROVSKAJA fort und nach deren Tode übertrug man den Abschluß des Druckes E. KARSKIJ von S. 338 an.

Das Denkmal wird hier zum zweitenmal herausgegeben. Bisher lag die Ausgabe von L. GEITLER vor: Psalterium, glagolski spomenik manastira Sinai brda. Troškom Jugoslavenske Akademije znanosti i umjetnosti. U Zagrebu 1883 (= Djela Jugoslavenske Akademije. Knjiga III), eine Ausgabe, die, nach Ansicht der Kritik und nach dem Zeugnis des neuen Werkes, nicht befriedigend war. Die zweite Ausgabe ist nicht nach dem Original hergestellt, sondern nach den von V. BENEŠEVIČ 1907 in der Klosterbibliothek der Hl. Katharina auf dem Sinai, dem Aufbewahrungsort der Handschrift, hergestellten Negativen.

Durch die Ausgabe von GEITLER wurde das genannte Denkmal der Wissenschaft zugänglich, wurde aber nicht Gegenstand einer Monographie. Im allgemeinen ist die Erforschung des Psalterium Sinaiticum

Korr.-Note. Seit diese Anzeige der Redaktion eingeliefert wurde, sind in erfreulich rascher Folge drei weitere Lieferungen des MÜHLENBACH-ENDZELIN'schen Wörterbuchs erschienen (VIII-X, S. 561-839), so daß nunmehr der erste Band komplett vorliegt. Der Referent wird nach Abschluß des ganzen Werkes nochmals darauf zurückkommen.

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vom Glück nicht begünstigt worden. Außer auf Werke allgemeinen Charakters kann man auf den etwas über 20 Seiten langen Aufsatz von JAGIC verweisen in: Четыре критико-палеографическія статьи (Отчетъ о присужденіи Ломоносовской преміи въ 1883 году = Сборникъ отдĚленÍя русск. яз. Вd. XXXIII (1884) Nr. 2) S. 42-65, der dessen Wortschatz, Formen- und Lautlehre behandelt und Bemerkungen zu der GEITLER'schen Ausgabe liefert. Schuld an der Vernachlässigung des Denkmals sind offenbar die vielleicht auch überschätzten Ungenauigkeiten der GEITLER'schen Ausgabe.

Die neue Ausgabe, deren Notwendigkeit offensichtlich ist, will der Wissenschaft ein kritisch nachgeprüftes Material geben. Doch SEVERJANOV hat sich darauf nicht beschränkt: um den Text zu rekonstruieren, wurden herangezogen: das griechische Original der slavischen Übersetzung mit seinen verschiedenen in der Wissenschaft bekannten Lesarten und die von JAGIĆ gesammelten slavischen Psaltertexte in seiner Ausgabe des Psalterium Bononiense und Pogodini (Psalterium Bononiense. Interpretationem veterem slavicam cum aliis codicibus collatam, adnotationibus ornatam, appendicibus auctam... edidit... Berolini MDCCCCVII), die Psaltertexte des ČUDOV'schen und VOSKRESENSKIJ-Klosters, derjenige der heutigen kirchenslavischen Bibel, Texte von lateinischen Übersetzungen, die von MANDELSTAMM besorgte wörtliche russische Übersetzung des althebräischen Psalters (Berlin 1872). Leider fehlt der Ausgabe ein bibliographisches Verzeichnis der Hilfsmittel; es hätte einwandfrei gezeigt, daß vom Herausgeber das Möglichste getan ist, mitunter sogar mehr als zum Verständnis des Textes nötig wäre. Hierin sind die Verdienste des Herausgebers nicht zu leugnen und in diesem Sinne ist die Ausgabe ausgezeichnet. Die Fußnoten sind das Resultat einer mühsamen kollationierenden Arbeit mitunter einer ganzen Untersuchung. Es werden darin paläographische Bemerkungen geboten, sprachliche Eigentümlichkeiten hervorgehoben, durch Hinweise wird Zusammengehöriges verbunden, auch werden die durch die Ausgabe von GEITLER in die Wissenschaft eingedrungenen falschen Tatsachen richtig gestellt. Aus solchem Anlaß wird auch die zweite Ausgabe des Handbuches von LESKIEN in russ. Übersetzung (Moskau 1890) berichtigt, die an den von SEVER JANOV korrigierten Stellen mit der fünften Ausgabe (1910) übereinstimmt. Die Textausgabe enthält das ursprüngliche Denkmal einschließlich der Stellen, die durch Abkratzen oder Umarbeitung in der Hs. geändert wurden (soweit sie sich wiederherstellen lassen). Auch eine solche Art der Ausgabe muß natürlich begrüßt werden: eine Ausgabe muß darnach streben, im Leser und Forscher diejenigen Gefühle wachzurufen, die den Schreiber während der Niederschrift beherrschten. Doch wie bedauerlich, scheint mir, wird dieser einzig wissenschaftliche Grundsatz dadurch gestört, daß der glagolitische Text des Sprachdenkmals in kyrillischer Transkription geboten wird! Soll das etwa Gelehrten das Lesen des Textes erleichtern? In der Tat führt solch

ein Prinzip zu unglaublichen Schwierigkeiten. Man hat kyrillische

Buchstaben vor Augen, um aber die Ausgabe wissenschaftlich zu lesen, hat man sich statt der kyrillischen glagolitische Buchstaben zu denken. Aber einer der zu lesen versteht und ein Gelehrter muß es doch wohl liest nicht Buchstaben, sondern Ideogramme eines Wortes, oft auch mehrerer Wörter, selbst wenn sie lautlich dargestellt sind. Ich weiß nicht, ob man recht tut, wenn man in Ausgaben die Wörter durch Zwischenräume von einander trennt. Wenn wir aber die Proklitika und Enklitika vom Wort trennen, gehen wir entschieden falsch vor, denn wir schieben dann dem Schriftgelehrten des 11. Jahrh. jene künstlichen graphischen Gewohnheiten unter, die sich bedeutend später ausgebildet haben. Ich weiß, daß eine solche extreme Ansicht auf Widerspruch stoßen muß, und ich würde daher, solange eine derartige Forderung keine Billigung findet, ein Sprachdenkmal nicht in nur durch Zeilen getrennten Buchstabenreihen edieren, aber einen glagolitischen Text würde ich jedenfalls nur mit glagolitischen Typen herausgeben, zur Entlastung des Lesers und des Mitforschers.

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Zur Entlastung ein Beispiel. Auf S. 122 (= Bl. 122 der Hs.) lesen wir: Anoтh ŝi |a noтpkemth cia er oħкu̸ ekka usw. und in der Anmerkung Im oberen Felde rechts stammt die glagolitische Zahl ŝi nicht vom Schreiber; in der Mitte links steht glagolitisch AAпOTA, die Buchstaben n und kyrillisch von der Hand des Abschreibers; das ist eine verwischte Federprobe, recht deutlich lesbar und wohl der Spitzname (по реклу) des Abschreibers Nr. 10 (GEITLER hat das obere Feld nicht beachtet)". Im Wörterbuch S. 255 fehlt das wohl und der Herausgeber schreibt einfach: [Schreiber] Nr. 10 Лaпoть*; das gleiche finden wir auf S. 257 u. 258: [Schreiber] Nr. 10 (Jaпоть)*. Es ergibt sich also, daß einer der Schreiber den Beinamen Janоть hatte. Wir können an der Deutung dieses Wortes, die erst mutmaßlich, darauf aber vom Herausgeber kategorisch gegeben wird, zweifeln. Ein Wort bleibt aber ein Wort, sei es der Beiname des Schreibers Nr. 10 oder nur die Benennung des gewöhnlichen Bastschuhs, die vom Schreiber Nr. 10 als Federprobe" niedergeschrieben wurde. Es ist zu beachten, daß dieses Wort nur dem Russischen (a'nomь, ta'nmя „Bastschuh“, klr. .zaʼnomь, amma „Fetzen, Bastschuh"), Serbokroatischen (làpat lapta Stück, Fetzen", bei Vuk Karadžić finden wir es nicht), Polnischen dial. als plurale tantum (lapcie Bastschuhe) in weißruss. und ihnen benachbarten Gebieten bekannt ist. Auf Grund des Vokalismus (o aus ) läßt sich das Wort nur dem Russischen zuweisen. Es würde daraus folgen, daß wenigstens einer von den Abschreibern des Psalterium Sinaiticum ein Russe sein konnte?! Der in dieser Richtung angeregte Gedanke wird sich auch bei solchen Fällen wie die folgenden aufhalten:

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1. ï Haye Te 101b 19 A über der Zeile (vom Schreiber ?)*, während das Ps. Pogodini ĤHaчe, das Bononiense дHнaч, die

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